Mit jedem neuen Band der deutschsprachigen Fassung um Stan Sakais Langohr-Ronin, den man der eigenen Sammlung hinzufügen kann, geht seit 2017 ein Wonnegefühl sondergleichen einher. Mittlerweile lässt sich klar feststellen, dass "Usagi Yojimbo" beim dritten Anlauf auf dem heimischen Comic-Markt sein Publikum gefunden zu haben scheint – wenn man bedenkt, dass Josua Dantes als Ein-Man-Verlag gestartet (und mittlerweile immerhin quasi ein halber Mitarbeiter dazugekommen) ist, gegen eine Vielzahl an Mitbewerbern auch um Aufmerksamkeit in den Verkaufsregalen buhlen muss und dann auch noch die Unwägbarkeiten der Corona-Pandemie berücksichtigt, bedeutet das eine beachtliche Leistung, die in jeder Hinsicht Anerkennung und hoffentlich steigende Umsatzzahlen verdient.
"Reisen mit Jotaro", der nunmehr 18. Eintrag der mit Eisner Awards überhäuften Serie, hält den Qualitätsanspruch in geradezu beängstigend leicht scheinender Manier hoch und umfasst die 2002/03 erschienenen Ausgaben 61-68 des zweiten Volumes. Wie der Name schon sagt, kann sich unser herrenloser Samurai diesmal der Gesellschaft seines Sohnes Jotaro wähnen, dem er sich gegenüber (aus der Leserschaft bekannten Gründen) als Onkel ausgibt. Beide ähneln sich jedoch nicht nur in ihrem Aussehen, sondern auch bezüglich des Talents, in regelmäßigen Abständen in ungewöhnliche und gefährliche Situationen verwickelt zu werden, nicht zuletzt im meisterhaften Dreiteiler rund um eine dämonische Tuschegarnitur.
Das gibt Stan Sakai nicht nur die Möglichkeit, alte Bekannte wie die abtrünnige Neko-Ninja Chizu, die charmante Diebin Kitsune (diesmal übrigens ebenfalls in Begleitung eines "Lehrlings") oder den Dämonenbezwinger Sasuke wieder auftreten zu lassen und das Usagi-Universum noch kohärenter auszugestalten, sondern auch seiner Hauptfigur neue Facetten abzuringen, wenn es darum geht, der Verantwortung der Vaterschaft ebenso gerecht zu werden wie der Samurai-Ehre. Ein winzig kleiner Kritikpunkt sei erlaubt: Dass Kitstune an einer Stelle ein "Ja mei" entfährt, passt doch eher nach Bayern statt ins feudale Japan und weckt schaurige Erinnerungen an Übersetzungen, die etwa in englischsprachigem Slang parlierenden Charakteren plötzlich eine Berliner Schnauze zu verpassen pflegten.