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Vidan – Schrei nach Leben Staffel 1

Blackdale, ein kleines Nest im Norden Montanas unweit der kanadischen Grenze. Ein Ort, in dem alles immer in denselben ruhigen Bahnen verläuft. Das ändert sich, als die ersten grausam zugerichteten Leichen entdeckt werden.

Vidan - Schrei nach Leben Staffel 1Zunächst ist es selbst für die Polizei an einem abgelegenen Ort wie Blackdale ein Routinefall. Ein älteres Ehepaar wird als vermisst gemeldet, sein letzter bekannter Aufenthaltsort sind die Wälder unweit des kleinen Städtchens. Dann findet man das vollkommen zerstörte Wohnmobil der Rentner, die Vermutung, es handle sich um einen tragischen Unfall, ist binnen Sekunden widerlegt, als man die bestialisch verstümmelten Leichen der beiden entdeckt. Steckt ein sadistischer Killer hinter den Morden oder treibt ein tollwütiges Tier sein Unwesen? Kaum dass der stellvertretende Sheriff die Ermittlungen aufgenommen hat, ereignen sich erneut einige äußerst verstörende Verbrechen. Weitere übel zugerichtete Leichen tauchen auf. Gemeinsam mit dem Reservatspolizisten Nawat versucht Miles Vidan mehr über die rätselhaften Morde in Erfahrung zu bringen.


Anstatt Antworten zu halten scheint die Welt im einsamen Montana jedoch mehr und mehr aus den Fugen zu geraten. Auf einer Farm gläubiger Christen kommt es zu einem Fall von Besessenheit. Tote erheben sich aus dem Grab und suchen den Konflikt mit dem Arm des Gesetzes, ein unbekanntes animalisches Grauen findet weiterhin seine Opfer in der rauen Wildnis der amerikanischen Wälder. Weitere Fragen werden im drängender, was haben die Vorkommnisse mit dem Tod von Vidans Frau einige Jahre zuvor zu tun und woher stammt die merkwürdige Flüssigkeit, die bei den Mordopfern gefunden wird?


Der Kontakt zu einer geheimen Organisation, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat, die sich häufenden beunruhigenden Ereignisse zu untersuchen, scheint erfolgversprechend. Noch ahnt Miles nicht, dass er der Auftakt ist zu einer furiosen Jagd um den halben Globus. Die Suche nach Antworten führt von den unwirklichen Landschaften Grönlands bis in die feuchtheißen Dschungel Südostasiens. Welche Rolle spielt ein französischer Pharmakonzern und wer ist der unbekannte Gegner, der jeden Schritt von Miles Vidan und seinen wenigen Verbündeten bereits im Voraus zu kennen scheint? Der Sheriff von Blackdale ist fest entschlossen, seinen unsichtbaren Gegnern die Stirn zu bieten und ihrem unheilvollen Treiben ein Ende zu setzen.


Nach einer gefühlten Ewigkeit beweist Europa endlich einmal wieder den Mut, eine Hörspielserie für ein erwachsenes Publikum auf den Markt zu bringen und zeigt dabei auch die Bereitschaft, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und neuen Ideen Platz zu bieten. Was möglich sein kann, wenn man innovative Geschichten zulässt, stellt "Vidan" auf beeindruckende Art unter Beweis. Anstatt einen der Haus- und Hofautoren des Labels mit der Konzeption der neuen Serie zu betreuten, versicherte sich man der Dienste von Raimon Weber, der bereits bei Serien wie "Gabriel Burns", "Point Whitmark" oder zuletzt "Monster 1983" sein Talent bewiesen hat.


"Vidan" erinnert im Aufbau an Serienkonzepte, die sich im Fernsehsektor bereits seit längerem ungebrochener Beliebtheit erfreuen. Man richtet nicht mehr das Augenmerk auf eine einzelne Episode, sondern spannt einen großen Erzählbogen über eine ganze Staffel, so bekommen einzelne Handlungsaspekte mehr Raum und können detailierter gestaltet werden. "Vidan" ist eine düstere Mysteryserie, die den Hörer auf eine Reise in die Finsternis entführt und sich mit jeder weiteren Episode sich ein kleines Stück weiter von unserer bekannten Realität entfernt. Wenn man sich auf die zunehmend komplexere Geschichte rund um den amerikanischen Kleinstadtsheriff Miles Vidan einlässt, wird man mit einer vielschichtigen Melange aus Horror, Mystery und Thrillerelementen belohnt, die es schafft, eine bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen, die den Hörer in ihren Bann schlägt.


Trotz immer neuer unerwarteter Wendungen, einer Vielzahl unterschiedlicher Charaktere und einigen fiesen Cliffhangern ist eine deutliche Struktur zu erkennen, die es dem Publikum erlaubt, dem komplexen Ablauf trotzdem zu folgen. Antworten werden nicht erst nach mehreren Dutzend Folgen geliefert, sondern zeitnah und nachvollziehbar. Das, woran leider viel zu viele Serienkonzepte kranken, nämlich der rote Faden, das große Ganze im Auge zu behalten, wird hier mit Leichtigkeit in die Tat umgesetzt. Die Handlung ist geprägt von einem angenehmen Wechsel ruhiger Passagen mit Szenen, die von actionreicherer Spannung dominiert werden. Dazu kommt ein ordentlicher Schuss Gänsehaut, der das Geschehen wohl dosiert bereichert.


Hinzu kommen Figuren, die zu begeistern wissen. Natürlich gibt es bekannte Archetypen wie den alten, gutmütigen Sheriff oder den widerlichen Fiesling, der im Verborgenen die Strippen zieht, dazu gesellen sich aber auch Charaktere, die mit sich erhöhender Folgenzahl neue Facetten offenbaren und einmal mehr deutlich machen, welches große Talent Raimon Weber besitzt, interessante Persönlichkeiten zu erschaffen. Daneben zeigt sich ein unglaubliches Gespür für interessante Orte, die als Kulisse für die Ereignisse dienen. Obwohl oftmals bekannt, entwickeln sie hier ein eigenes Leben und bekommen eine dunkle, finstere Aura, die ein Gefühl von Unwohlsein heraufbeschwört. Das gilt gleichermaßen für ein einsames Farmhaus wie für die schwüle Hitze des asiatischen Dschungels und alles dazwischen.


Ein wirklich beeindruckendes Sounddesign trägt dazu bei, um die Magie und die Atmosphäre der verschiedenen Orte einzufangen und nochmals zu verstärken. Eine deutliche Steigerung der besonderen Stimmung dieser Serie gelingt durch die eingestreuten Musikstücke, die alles dafür tun, den Hörer den grauen Alltag vergessen zu lassen und einzutauschen in eine Welt nur einen Wimpernschlag von der unsrigen entfernt. Im Gegensatz zu vielen anderen Produktionen gibt es hier keine Einzelfolgen, sondern die gesamte Staffel komplett in einem ansprechenden Pappschuber. Das lange Warten auf die nächste Folge wird hier ersetzt durch das Lechzen nach der nächsten Staffel. Bei einem Plot, der sich über insgesamt zehn Episoden erstreckt, versteht es sich fast von selbst, dass die Anzahl der Sprecher nicht gerade gering ausfällt. Tatsächlich sind es durchschnittlich bis zu zehn Sprecher, die eine einzelne Folge mit Leben füllen.


Lars Schmidtke schlüpft in die Rolle von Miles Vidan und liefert eine überzeugende Leistung als nachdenklicher Polizist, der mit seiner Vergangenheit hadert. Eine gute Wahl. Bereits in unzähligen Hörspielproduktionen gab er dem Bösen mit seiner Stimme ein Gesicht: Udo Schenk versteht es wie kein Zweiter, die dunkle Seite des Menschen nach außen zu kehren. So auch im Fall von "Vidan". Bereits nach wenigen Sekunden steht fest, dass man einem Menschen wie Mr. Haze unter keinen Umständen begegnen möchte. Corinna Dorenkamp und Luise Helm verkörpern ein starkes Gepsann, das Miles Vidan in seinem Kampf gegen das Böse zur Seite steht und zeichnen dabei das Bild zweier emanzipierter Frauen, die ihm in Sachen Härte und Unnachgiebigkeit in nichts nachstehen. Norman Matt ist als Nawat McKay, ein spirituell begabter Reservatspolizist, zu hören, der als ruhiger und ausgleichender Pol im Kampf gegen die geheimen Verschwörer fungiert und ebenfalls eine gute Figur dabei macht. Dazu kommen weitere große Stimmen, wie die von Jürgen Kluckert, Bert Stevens, Dagmar Bittner oder Gordon Piedesack. Alles richtig gemacht, "Vidan" lässt keine Wünsche offen. So muss ein Hörspiel 2020 klingen.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Europa/Sony Music


 
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