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LA VELA PUERCA


"...das ist erst der Anfang."

velapuerca / Zum Vergrößern auf das Bild klickenLA VELA PUERCA gehören in Ihrer Heimat Uruguay seit Mitte der Neunziger zu den angesagtesten Bands des New Uruguayan Rock. Letztes Jahr haben sie auf ihrer ersten Tournee durch unter anderem Deutschland, der Schweiz, Österreich, Skandinavien und Spanien das europäische Publikum mit ihrer Mischung aus Ska, Rock, Punk und lateinamerikanischer Musik begeistert. Ihre Liveauftritte werden immer zu einer Fiesta, denn die wunderschönen Melodien mit schweißtreibenden Rhythmen reißen alle mit und bringen das Publikum zum Tanzen.Heuer haben die Lateinamerikaner zwei Gründe zum Feiern: eine neue Tournee durch Europa und im Herbst wird ihre dritte Scheibe herausgebracht: „A Contraluz“. Darüber und mehr erzählte uns Sebastian, der „Enano“ (der Zwerg), einer der beiden Sänger der Band.

Was kannst du uns über die Geschichte von LA VELA PUERCA erzählen?

Die Band wurde am 24. Dezember 1996, also zu Weihnachten geboren, als wir ein Konzert auf der Strasse gaben. Sie wurde auf eine unschuldige Weise geboren, da wir nur eine Gruppe von Kumpels aus dem selben Stadtviertel waren: einer spielte halbwegs Gitarre... Nur als Hobby haben wir angefangen, Musik zu machen. Dann vergingen die Jahre und es kamen unsere Platten heraus. Da haben wir uns entscheiden müssen, ob wir uns ganz der Musik widmen sollten. Und jetzt sind wir da!

Gibt es eine Philosophie hinter der Band oder seht ihr das als einen Job?

Unser Ziel war von Anfang an, Songs zu schaffen, die irgendwie die Leute begeistern können. Dabei haben wir aber nie vergessen mit den Platten und der Musik zu versuchen, Inhalte zu vermitteln, die Menschen und uns selbst sensibilisieren. Es sind keine subversiven oder parteiergreifenden Botschaften, sondern wir erzählen davon, wie wir die sozialen Gegebenheiten sehen, die unser Leben bestimmen und das der Leute an den Orten, die wir besuchen. Unsere Intention ist es, mit unserer Botschaft die Menschen zu sensibilisieren.

Ist LA VELA PUERCA also eine politische Band?

Nein, ich glaube nicht. Natürlich ist die Tatsache, dass wir von der sozialen Lage, von Ungerechtigkeiten und Missbrauch erzählen, auch etwas politisches. Aber wir sprechen ja auch von Freundschaft, von Liebe und anderen Sachen, die nichts mit Politik zu tun haben. Und wir unterstützen auch keine Partei, wir haben nie für eine Partei in unserem Land gespielt. In Europa haben wir allerdings auf einigen Festivals die Antifaschismus-Bewegung unterstützt.

Glaubst du, dass Eure Texte etwas bewirkt haben?

In unserem Land, Uruguay, haben wir in den acht Jahren seit unserer Gründung gemeinsam mit anderen Bands eine neue Tendenz in der Rockszene erschaffen. Die Rockmusik in Uruguay war nach dem Ende der Diktatur 1985 sehr pessimistisch und negativ, nach dem Motto „alles ist Scheiße“. Wir und andere Bands, wie ABUELA COCA, die übrigens gerade auf Tour hier in Europa sind, hatten genug von dieser dunklen Seite der Rockmusik, obwohl es natürlich der Wahrheit entsprach. So begannen wir Musik zu machen, die aufmuntern und Spaß machen sollte. Ich denke, das ist etwas sehr Wichtiges, das wir in unserem Land erreicht haben: dass ein Konzert ein Fest ist, wo die Leute sich gut unterhalten, sich bewegen, tanzen, singen und eine gute Zeit haben.

Ihr seid also Teil einer neuen Generation in der Rockszene eures Landes?

Genau. So kann man das sagen. Wir haben zusammen mit anderen Bands einen neuen Rock-Boom geschaffen. In Uruguay ist Rock „in“. Es ist viel passiert und viele Bands mit unterschiedlichen Stilen sind entstanden. Du darfst dabei nicht vergessen, dass Uruguay ein kleines Land mit 3 Millionen Einwohnern ist, von denen die Hälfte in der Hauptstadt wohnt. Das heißt, alle Bands, egal welchen Stils, müssen sich das gleiche Publikum teilen. Im Endeffekt hat dieses Publikum gelernt, die vielen verschiedenen Stile zu schätzen, sie gehen zu Reggae-, Punk-, HipHop- und Ska-Konzerten.... und es sind immer die gleichen Leute. Ich finde das sehr positiv für die Musikkultur der jungen Leute.

Eure dritte Platte wird im Herbst in Lateinamerika und Europa herauskommen. Wie schwer war es, in der internationalen Musikszene Fuß zu fassen?

Von Anfang an wollten wir auch ins Ausland. Wir reisen alle gerne und wir wollten immer schon unsere Musik dort bekannt machen, wo sich die Möglichkeit ergibt. Später hatten wir einen Vertrag mit Gustavo Santaolalla, einem bekannten Produzenten in Lateinamerika, der auch MOLOTOV aus Mexiko produziert hat. Unsere zweite CD kam in Lateinamerika heraus und letztes Jahr auch in Deutschland. Für uns ist es sehr wichtig, dort Konzerte zu geben, wo unsere Platte herausgebracht wurde, damit die Leute nicht nur die CD hören, sondern auch die Band live spielen sehen. Denn ich glaube, dass vor allem Liveauftritte unsere Stärke sind.

Was kannst du uns über eure neue CD berichten?

Unsere neue CD „A Contraluz“ wurde in Montevideo gemixt und in Los Angeles aufgenommen. Im Juli oder August wird sie dann von Universal Music herausgebracht. Sie umfasst 14 Nummern, die sich etwas von unseren früheren unterscheiden. Sie sind persönlicher, wir haben es riskiert, diesmal Lieder mehr zum Zuhören als zum Tanzen zu schreiben. Seit der letzten CD vor 3 Jahren haben wir uns weiterentwickelt und unsere Musik ist reifer geworden, und das zeigt sich in den neuen Nummern.

Wie hat das Publikum in Europa und Lateinamerika reagiert?

Unsere erste Tournee in Europa haben wir letztes Jahr gemacht. Es war wie eine Ohrfeige für uns. Denn wir dachten, um ehrlich zu sein, dass das europäische Publikum den Vorurteilen entsprechend kalt und distanziert sein und die Sprache nicht verstehen würde. Es war eine Herausforderung für uns. Aber das Gegenteil geschah: die Leute kamen um Spaß zu haben und schon nach dem dritten Song begannen sie aufzuspringen und mitzumachen und wir fühlten uns wie daheim. Anschließend sind wir nach Uruguay zurück und nach mehreren Interviews ist uns klar geworden, dass das Publikum in Uruguay viel wählerischer ist als in Deutschland, der Schweiz oder in Österreich. Es ist anstrengender. Die Leute fangen erst bei dem 6. oder 7. Lied an mitzugehen und schauen nur fragend „Was hast du zu bieten?“ Man ist wie unter einer Lupe. Ich kann mich erinnern, als Pavarotti in Montevideo gesungen hat, hat sich seine Stimme überschlagen und das Publikum hat ihn mit Äpfeln und Tomaten beworfen. Es war ihnen egal, dass es Pavarotti war, der da oben stand. Für uns war es ein großes Erlebnis hier zu spielen und zu merken, dass das Publikum hier anders ist als in Uruguay. Es hat sich eine ehrliche Beziehung zwischen uns und dem Publikum aufgebaut. Auf unseren ersten Tourneen hatten wir immer große Angst vor den verschiedenen Plätzen, wo wir gespielt haben, aber diesmal waren wir schon von Beginn an entspannter und bereit, die Tour zu genießen.

Also fühlt ihr euch in Europa schon wie daheim?

Genau.

Fühlt ihr euch jetzt, nach euren Auftritten in Europa, als „Stars“ in Uruguay?

Nein, überhaupt nicht. Was wir jetzt erleben ist etwas sehr Heilsames. Zum Beispiel spielen wir an einem Tag für 10.000 Personen und dann wieder für nur 30. Es ist sehr heilsam, die Höhen und Tiefen zu erleben, denn es hält uns davon ab, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Es entspricht auch unserem Motto: das ist erst der Anfang. So spüren wir, dass das, was wir machen, etwas Reales ist.

Ricardo Corchado Fabila
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