SLAM Logo
© SLAM Media
SLAM #133 mit Interviews und Storys zu HIGH ON FIRE +++ KMPFSPRT +++ HOT WATER MUSIC +++ KRIS BARRAS BAND +++ MAGGIE LINDEMANN +++ THOSE DAMN CROWS +++ COLD YEARS +++ u.v.m. +++ Jetzt am Kiosk!

Game-Review: The Tales of Monkey Island Chapter 1-5 (Wii, PC; getestet auf PC)

"Nothing is impossible, when Guybrush Threepwood, Mighty Pirate™, is involved!"

tales_of_monkey_island1 (c) Telltale Games / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDer erste Teil der Monkey Island Saga, "Secrets of Monkey Island", erschien im Oktober 1990 nach einer über zwei Jahre andauernden Entwicklungszeit. Guybrush Threepwood, der mächtigste Pirat der Videospielindustrie war geboren. Federführend für das Design war Ron Gilbert, der schon einige Adventure-Titel für LucasArts erdenken durfte, darunter Meisterwerke wie "Maniac Mansion", "Zak McKracken" und "Indiana Jones and the Last Crusade", alles Meilensteine in der Geschichte der interaktiven Unterhaltung. Ron Gilbert zur Seite standen die nicht weniger bekannten Herren Dave Grossman und Tim Schafer, der erst vor kurzem mit "Brütal Legend" einen unterhaltsamen Genre-Mix abgeliefert hat.


"Look behind you! It´s a three-headed monkey!"

old_monkey_island1 (c) LucasArts / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIn der Rolle des Piratenanwärters Guybrush Threepwood beginnt die Geschichte auf Mêlée Island. Dort trifft er auf die drei schrecklich wichtigen Piraten, die ihm drei Aufgaben stellen, die er meistern muss, um zum vollwertigen Piraten zu werden. Unter anderem muss er die Schwertmeisterin von Mêlée Island im legendären Beleidigungsfechten bezwingen. Im Zuge der Rätsel lernt Guybrush die schöne Gouverneurstochter Elaine Marley kennen, in die er sich verliebt. Diese wird jedoch vom furchtbaren Geisterpiraten LeChuck entführt. Guybrush macht es sich zur Aufgabe Elaine zu retten und muss dafür eine Crew und ein Schiff finden, um LeChuck den Grog zu versalzen. Auf Monkey Island trifft Guybrush auf Kannibalen, die ihm helfen ein Geister-vernichtendes Malzbier zu brauen. Er schafft es gerade noch die Hochzeit zwischen LeChuck und Elaine zu verhindern und den Geisterpiraten mit dem Malzbier zu besiegen.


old_monkey_island2 (c) LucasArts / Zum Vergrößern auf das Bild klicken"The Secret of Monkey Island" wurde von der Presse durchwegs gelobt und erfreute sich in der Spielergemeinde großer Beliebtheit. Vor allem das Setting und die genialen Dialoge waren bisher einzigartig. Ursprünglich waren fünf Teile geplant, doch dem rückläufigen Interesse ist es zu verdanken, dass Guybrush vorerst nur drei weitere Male auszog, um als mächtiger Pirat Ruhm zu erlangen.


Zwei Dekaden später und kein bisschen älter

secrets_of_monkey_island1 (c) LucasArts / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIm Juli 2009 erschien "The Secret of Monkey Island" als runderneuerte Special Edition. Die Geschichte, die Rätseleinlagen und die inneren Werte der Charaktere blieben dabei unangetastet. Als auffälligste Neuerungen ist die handgemalte, hochauflösende Grafik, das neue Charakter-Design im Comic-Look sowie die neu eingespielte, wirklich gute Sprachausgabe zu nennen. Das optische Face-Lifting bleibt der Originalvorlage in jeder Hinsicht treu und ergänzt das eine oder andere Detail. Wer den ursprünglichen Pixelhaufen bevorzugt, kann jederzeit im Spiel per Knopfdruck auf die Originalgrafik umschalten. Der Karibik-Soundtrack wurde ebenfalls überarbeitet.


secrets_of_monkey_island2 (c) LucasArts / Zum Vergrößern auf das Bild klickenAbgesehen von der ebenfalls überarbeiteten Steuerung ist die Spezial Edition ein durchwegs gelungenes Remake, dass jedem Spieler wärmstens empfohlen werden kann. Auch heute, fast zwei Jahrzehnte später, haben die Abenteuer des Piraten Guybrush Threepwood nicht an Faszination, Witz und Charme verloren. Nicht umsonst ist Pirat Threepwood einer der beliebtesten Videospiel-Charaktere der Geschichte und zumindest die ersten beiden Teile sind in vielen Bestenlisten zu finden. Die Welt braucht Piraten! Umso besser, dass das fähige Team von Telltale Games, die schon die "Sam und Max"-Reihe erfolgreich wiederbelebt haben, sich kurzerhand mit Ron Gilbert zusammen getan haben, um Guybrush Threepwood auferstehen zu lassen. Ob das Unterfangen gelungen ist, könnt ihr in den folgenden Zeilen nachlesen.


"I´m Guybrush Threepwood, Mighty Pirate™!"

monkey_island3 (c) Telltale Games / Zum Vergrößern auf das Bild klickenSich am aktuellen Trend des Episoden-Download-Contents orientierend, ist das neue Abenteuer in fünf Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel kann als eigenständiges Spiel betrachtet werden. Jedoch nur wer alle fünf Teile spielt, kommt in den vollen Genuss der Abenteuer rund um den tollpatschigen Guybrush Threepwood. Der erste Teil nennt sich "Launch of the Screaming Narwhal". Ein kurze Installation später und schon umspülen die bekannten Karibiksounds angenehm das Ohr.


monkey_island4 (c) Telltale Games / Zum Vergrößern auf das Bild klickenGleich in den ersten Spielminuten werden die Weichen für den gesamten weiteren Spielverlauf gestellt. LeChuck hat das Schiff der schönen Elaine gekapert und sie kurzerhand gekidnappt. Guybrush eilt mit seinem Schiff heran, um seine Frau aus den fiesen Händen des Geisterpiraten zu befreien. Helfen soll ihm dabei ein mit einem Voodoo-Zauber belegter Säbel. Der duselige Guybrush vermasselt jedoch das Vorhaben. Beim Versuch LeChuck zu vernichten explodiert das Schiff. Guybrush wird als Schiffbrüchiger am Strand von Flotsam Island angespült. Und ist dem Umglück noch nicht genug hat Guybrush jetzt eine widerspenstige linke Hand, in der sich ein Teil des bösen Geistes von LeChuck manifestiert hat. Unglücklicherweise scheint man Flotsam Island aufgrund der starken Winde nicht entkommen zu können. Einen nach Piratengeschichten hungrigen Reporter, dem Wiedersehen mit der geheimnisvollen Voodoo-Lady, der Eroberung des Schiffs "Screaming Narwhal" und einen verrückten französischen Arzt namens Marquis de Singe später hat man das Rätsel hinter den Winden gelüftet und Guybrush segelt seiner geliebten Elaine zu Hilfe! Unerfreulicherweise hat der misslungene Voodoo-Zauber LeChuck aus der Geisterwelt zurückgeholt und Guybrush muss mitansehen, wie ein wiedergeborener LeChuck seiner Geliebten den Hof macht. Hier endet das erste Kapitel, natürlich nicht ohne appetitanregenden Cliffhanger.


"You are so ugly your father wished you were the son of the milkman"

monkey_island8 (c) Telltale Games / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDas zweite Kapitel, "The Siege of Spinner Cay", führt die Handlung nahtlos fort. Die berüchtigte Piratenjägerin Morgan LeFlay, vom Marquis de Singe angeheuert, stellt sich Guybrush in den Weg. Sie schafft es dem berüchtigten Piraten die mit dem bösen Geist beseelte linke Hand abzuschlagen. Immerhin ist er jetzt ein lästiges Problem los. Guybrush ersetzt seine fehlende Hand mit einem waschechten Piratenhaken und segelt zu den Jerkbait Islands. Dort findet er endlich seine Elaine wieder. Diese versucht gerade einen Streit um drei Artefakte zwischen den Bewohnern der Insel Spinner Cay, Meerjungfrauen/männern die auch Guybrush schwer verwirren, und Piraten zu schlichten.


monkey_island6 (c) Telltale Games / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie Artefakte braucht man jedoch um den "Großen Schwamm", La Esponja Grande, zu finden. Der Schwamm ist in der Lage böse Voodoo-Zauber aufzusaugen und somit auch LeChucks Pocken zu heilen. Der freigesetzte böse Geist von LeChuck hat nicht nur Guybrush befallen, sondern infiziert allmählich alle Karibikbewohner. Um die Artefakte selbst zu bekommen bleibt es unserem Helden nicht erspart mit seinem Erzfeind zusammen zu arbeiten. Dieser ist wie ausgewechselt und scheint ein richtig netter Kerl zu sein, wie auch Elaine findet. Sie beschließt LeChuck zu helfen die entführten Affen zurück zu bringen. So segelt Guybrush nur mit seinem Steuermann in Richtung La Esponja Grande und…


"R.I.P Finnius McDriver, aka Shark Fightin` Finny, aka Shark Bait. Died from a bear attack."

monkey_island7 (c) Telltale Games / Zum Vergrößern auf das Bild klicken... wird in Kapitel drei, "Lair of the Leviathan", von einer riesigen Seekuh verschluckt! Mit ihm landet auch Morgan LeFlay im Inneren des Tieres. Guybrush trifft in der Nähe des Gehörgangs auf Coronado De Cava, dem Geliebten der Voodoo-Lady, der ebenfalls auf der Suche nach La Esponja Grande war. Der verdächtigt Guybrush hinter seiner Liebe des Lebens her zu sein. Unserem Piraten bleibt nichts anderes übrig, als mit Morgan LeFlay Waffenstillstand zu schließen und sie als seine Frau auszugeben, mit der er gerade auf Hochzeitsreise ist. Die ehemalige dreiköpfige Crew von De Cava hat gemeutert und eine Bruderschaft gegründet. Guybrush muss unbedingt Mitglied werden, um der Seekuh zu entkommen. Dafür muss er sich unter anderem mit dem Anführer ein Grimassen-Duell liefern, natürlich in bester Beleidigungs-Schwertduell-Manier.


monkey_island5 (c) Telltale Games / Zum Vergrößern auf das Bild klickenEin weiteres Highlight des dritten Kapitels ist der Flirt von Guybrush mit einer Seekuh. Diese bewacht nämlich den Voodoo-Zauber absorbierenden Riesenschwamm. Um das weibliche Tier wegzulocken, muss es mit einem männlichen Tier verkuppelt werden; kein leichtes, aber ein sehr witziges Unterfangen. Am Ende des Kapitels wandert La Esponja Grande endlich in den Besitz von Guybrush.


"I didn´t plan to wear the same jacket for 20 years…!"

monkey_island9 (c) Telltale Games / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIm vierten Kapitel "Trial and Exekution of Guybrush Threepwood" verrät LeFlay Guybrush an den Marquis de Singe, damit dieser seinen dunklen Plan ewigen Lebens umsetzen kann. Noch bevor Guybrush im Labor landet, findet er sich im Gerichtssaal wieder. Er wird verschiedener Verbrechen angeklagt. Die Anklage vertritt niemand geringerer als der alte Bekannte Stan, immer noch wild fuchtelnd und im selben Jackett gekleidet. Stan hat in diesem Kapitel die witzigsten Dialoge, aber auch der Streit zwischen Elaine und Morgan ist spitze. Vor Gericht bleibt Guybrush nichts anderes übrig als sich selbst zu vertreten. Dabei müssen die Anschuldigungen einzeln widerlegt werden, indem Zeugen aufgerufen und Beweise vorgelegt werden. Nach dem Freispruch kann Guybrush sich wieder dem Heilung bringenden Schwamm widmen, der noch einige Zutaten benötigt, um seinen Zweck zu erfüllen.


Das vierte Kapitel endet mit einem gemeinen Cliffhänger, denn einen fiesen Geisterpiraten kann man nur schwer zum Guten bekehren.


"Why is there a Grog machine in the Afterlife?"

monkey_island10 (c) Telltale Games / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDer mächtige Pirate Guybrush Threepwood ist tot! Zumindest hat sein Geist den Körper verlassen und treibt jetzt im Leben nach dem Tod sein Unwesen. Doch einen echten Piraten kann so eine Kleinigkeit nicht auf Dauer aufhalten. Natürlich möchte Guybrush zu seiner geliebten Elaine und den hinterhältigen LeChuck endgültig besiegen, bevor dieser zum Piratengott aufsteigen kann. Im letzten Teil "Rise of the Pirate God" muss Guybrush einen Weg zurück in die echte Welt finden. Dabei können Portale benutzt werden, um an verschiedene Orte zu reisen und Aufgaben zu lösen. Als Geist kann Guybrush in der realen Welt jedoch nichts anfassen oder benutzen und muss vorhandene Charaktere geschickt einsetzen um Rätsel zu knacken.


Die Geschichte ist witzig geschrieben und die Dialoge sind wieder sehr lustig. Zu guter Letzt gelingt es endlich LeChuck zu besiegen. Guybrushs Geist kehrt in seinen Körper zurück und er segelt mit seiner Elaine dem Sonnenuntergang entgegen, darüber diskutierend, wie "Esponja" richtig ausgesprochen wird.


"Row, row, row your boat…!"

monkey_island11 (c) Telltale Games / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie Grafik der fünfteiligen Saga mag für eingefleischte Fans der ursprünglichen Teile gewöhnungsbedürftig sein. Telltale Games hat aber mit viel Liebe zum Detail die Essenz des Karibik-Settings eingefangen. Viele kleine Anspielungen an die alten Teile verstecken sich in den Szenen. Nur die Hintergründe wirken manchmal etwas lieblos und flach, genauso wie die Texturen stellenweise zu matschig sind. Das Cartoon-artige Design der Figuren ist wirklich gut gelungen, genauso wie die Animationen, die viel vom eigentlichen Charakter erkennen lassen. Die Rätsel sind immer logisch aufgebaut. Es wird zwar des Öfteren einiges an Hirnschmalz verbraten, jedoch Gehirn verrenkendes Um-Die-Ecke-Denken wird nicht verlangt. Oft gibt es parallel verlaufende Aufgaben, somit müssen Puzzels nicht linear gelöst werden. Die Entwickler haben ein Hint-System eingebaut, sollte man einmal nicht weiterkommen. Die Dichte der Rätsel ist in allen Teilen ähnlich, wobei der erste Teil sicher der einsteigerfreundlichste ist. Der größte Kritikpunkt ist sicher die Steuerung in Kombination mit der manchmal verwirrenden Kamera. Die Spielfigur mittels Click-and-Drag durch die Karibik zu steuern ist leider zu ungenau und fühlt sich fremd an. Besser steuert man Guybrush mittels den Cursortasten und führt Aktionen mit der Maus durch. Wünschenswert wäre die klassische SCUMM-Steuerung als Alternative gewesen. Der Soundtrack hört sich warm und satt an, macht richtig Lust auf Urlaub in der Karibik. Das eigentliche Hauptaugenmerk verdient aber die Leistung der Dialogschreiber und vor allem der Sprecher, die dem ganzen Piratenambiente eine fabelhafte Glaubwürdigkeit verleihen. Die Dialoge sind frech und absurd wie eh und je, und wurden perfekt vertont, da die schon aus den klassischen Teilen bekannten Sprecher engagiert werden konnten. Oft kann man sich ein lautes Auflachen kaum verkneifen. Die Geschichte um Guybrush und seine Widersacher kommt spätestens in der Halbzeit richtig in Fahrt. Verrückte Szenarios und einige überraschende Wendungen sind ganz in der Tradition von Monkey Island.


Fazit: Als Spieler der alten Teile war meine Freude riesig, als die Neubelebung meines Lieblingspiraten, noch dazu von Telltale Games, angekündigt wurde. Für manche mag der Comic-Look etwas fremdartig sein. "Tales of Monkey Island" ist wie eine Zeitmaschine in die gute alte Zockerzeit. Ich fühlte mich sofort zuhause mit all meinen nostalgischen Gedanken an längst vergangene Abenteuer mit meinem alten Piratenfreund Guybrush. Zwar hat die Grafik nicht mehr den Wow-Effekt der allerersten beiden Teile, aber die genialen Dialoge und der bös-charmante Humor haben mir in der aktuellen Spielegeneration gefehlt. Ich bin wirklich erleichtert, dass das Spielprinzip der Adventures, neben all den gescripteten und durchdesignten interaktiven Erfahrungen weiterhin ihre Daseinsberechtigung haben. Die Entwickler haben wirklich gute Arbeit geleistet. Alle Landratten sollten ihren Seemannssack packen und auf dem nächstbesten Kahn mit Ziel Flotsam Island anheuern.


# # # Andreas Himmetzberger # # #


Grafik: 7,5/10
Sound: 9,5/10
Steuerung: 7/10
Spielspaß: 10/10
Gesamt: 8,5/10


Entwickler/Publisher: Telltale Games
Das gefällt mir! Weiter-tweeten
In "SEGA Mega Drive Classic Collection" werden alte Klassiker der goldenen Ära der Megadrive-Spiele für den PC in einer neuen Kollektion vereint: "Sonic the Hedgehog", "Vectorman" oder "Space Harrier" um nur einige zu nennen.
Die Zeit des japanischen Feudalsystems erwacht von Neuem: Das "Europa Universalis"-Team macht sich auf in den fernen Osten – lasset die Schwerter der Samurai erklingen!
Man werfe "Resident Evil", "Silent Hill", "Bayonetta", "Evil Dead" und "Ghostbusters" in einen Topf, lässt das Ganze gut durchziehen und heraus kommt dieses Spiel.
Forza 3 und GT5 sind auf den jeweiligen Konsolen die unangefochtenen Genrekönige. Bis jetzt, denn EA hat es sich zum Ziel gesetzt die Könige zu entthronen.
Ein Ninja auf der Suche nach Rache...
"Sid Meier's Pirates!" ist einer dieser Klassiker, denen der Zahn der Zeit nichts anzuhaben scheint. Seit kurzem kann man nun auch auf der Wii die Fahne hissen und in See stechen.
Rock Classics
Facebook Twitter