"Virtua Tennis"steht für spannende Ballwechsel – taktisch wenig fordernd, comichaft überzeichnet, Arcade-Spass pur. Wie schlägt sich der neueste Ableger der "Virtua Tennis"-Reihe?
Fans der Serie werden jetzt zunächst erleichtert aufatmen, denn die Arcade-Serie bleibt ihren Wurzeln treu. Auch Einsteiger dürfen sich freuen: das Handling ist intuitiv und die Bälle gehen von Beginn an locker "von der Hand". Der Arcade-Charakter des Spiels wird unter anderem durch den Umstand deutlich, dass das Timing des Abschlags keine Rolle spielt. Der Ball wird ganz einfach und automatisch im richtigen Moment geschlagen. Daher ist die Positionierung zum Ball das einzige taktische Element. Leider endet hier die Liste der positiven Spiel-Elemente abrupt.
Während in "Top Spin 4" Technik und taktisch kluges Vorgehen gefragt
sind, unterscheiden sich in "Virtua Tennis 4" angeschnittene Bälle (Top Spin und Slice) nicht und andere Schlagarten fehlen zur Gänze. Grundsätzlich werden sämtliche Schläge– bis auf den Superschlag – mit identischem Krafteinsatz ausgeführt. Dieser Schlag wird freigeschalten sobald sich die Konzentrationsanzeige des jeweilsig ausgewählten Profis aufgefüllt hat. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass jeder Profi mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen versehen ist und sich diese unmittelbar auf besagte Bonus-Konzentrationswerte auswirken. Während Grundlinien-Akrobaten logischerweise von einem permanenten aufs-Netz-zuhechten absehen sollten, füllt sich die Anzeige bei Volley-Assen gerade bei dieser Spielweise in Windeseile. Beim erwähnten "Superschlag" wird der Ball besonders schwung- und kraftvoll gespielt und ist daher für den Kontrahenten umso schwerer zu retournieren. Tatsächlich muss sich SEGA’s neuester Tennis-Titel dem direkten Konkurrenten "Top Spin 4" von 2K Games klar geschlagen geben. Insbesondere die Ballphysik
sowie die Spieldynamik der Matches werden schmerzlich vermisst. Auch die technische Präsentation wirkt nicht mehr zeitgemäss und passt ins Bild einer eher lustlosen Fortsetzung einer ehemals prestigeträchtigen Tennis-Reihe.
Trotz dieser Schwächen des Karriermodus vermag
"Virtua Tennis 4" im Onlinespiel zu punkten, da das "Matchmaking" tadellos funktioniert und zudem den Kontrahenten pointierte Kommentare an den Kopf geworfen werden können, was Laune macht und einen positiven Kontrapunkt zum kommunikationsarmen "Top Spin 4" setzten. Die Unterstützung von Move und Kinect Bewegungssteuerung funktioniert nur unter dem Menüpunkt "Motion Play". Leider können weder Move- noch Kinect "den Ball übers Netz befördern" und wirken noch etwas unausgereift.
Fazit: "Virtua Tennis 4"
scheitert mit dem Bemühen über den eigenen Schatten des Arcade-Tennis-Anspruchs zu springen und dabei gleichzeitig den (arcadigen) Gameplay-Stützpfeilern der Reihe treu zu bleiben. Grafisch veraltet und ohne taktische Relevanz bleibt nur zu hoffen, dass SEGA mit Teil 5 aus den Fehlern des aktuellen Ablegers lernt.
###Karl H. Stingeder###