Kann "NeverDead" mit seiner Unsterblichkeitsmechanik frischen Wind ins Action-Genre bringen?
Vor Jahr und Tag erschien Nintendos formidables "Wario Land 2" auf dem Game Boy, ein innovativer Puzzle-Plattformer, der sich dadurch auszeichnet, dass der Protagonist nicht sterben kann. Es gibt keine Leben, keine Gesundheitsanzeige, kein "Game Over". Wenn Wario von einem Gegner getroffen wird, verliert er entweder einen Teil seiner gesammelten Münzen oder er gerät eine Zeit lang in einen speziellen Zustand wie plattgedrückt, aufgeblasen oder zombifiziert. Diesen kann er wiederum nutzen, um Puzzles zu lösen, Hindernisse zu überwinden und an normalerweise unzugängliche Orte zu gelangen. Der Fokus des Gameplays verschiebt sich weg vom linearen Reflextest hin zum Erforschen und Experimentieren.
"NeverDead"
geht ebenfalls von der Grundidee des unsterblichen Protagonisten aus, aber im Gegensatz zu "Wario Land 2" leider ohne große Kreativität oder Designintelligenz. Stattdessen hat Rebellion einen ziemlich gewöhnlichen Third-Person-Shooter/Slasher geschaffen, der mehr oder weniger versucht, sich durch ein Gimmick aus der Masse herauszuheben. Der Spieler übernimmt die Rolle des vor 500 Jahren verfluchten und seitdem nicht nur unsterblichen, sondern verständlicherweise auch ganz schön verbitterten und zynischen Dämonenjägers Bryce Boltzmann, der mit der sexy Detektivin Arcadia Maximille als Sidekick unterwegs ist um, nun ja, Dämonen zu jagen. Das Ganze hat einen frappierend an die Hellboy-Filme erinnernden Vibe, von der Prämisse, dem Humor und den Protagonisten bis hin zum teilweise recht ausgefallenen visuellen Design.
Das angesprochene Gimmick: Wird Bryce von Gegnern verletzt, so verliert er nicht etwa Lebensenergie, sondern seine Arme, seine Beine und seinen Kopf. Das hindert ihn allerdings nicht daran, weiterzukämpfen, wenngleich natürlich etwas beeinträchtigt. Und solange er seine verlorenen Gliedmaßen irgendwann wieder einsammelt, wachsen sie auch wieder an. Eine clevere Idee ist das allemal. Leider hören die Pluspunkte des Spiels hier schon wieder auf, denn in Sachen Gameplay und Design entpuppt sich "NeverDead" ein paar Schlüsselkarten, Lüftungschäche und Sicherungskästen weiter als ziemlich einfallslose Ansammlung von Videospieltropen, inklusive dem überflüssig wirkenden Aufleveln von Fähigkeiten und chaotischen Kämpfen mit Schwert und Schusswaffen gegen Horden immer gleicher Gegner.
Frustration u
nd Langeweile lassen nicht lange auf sich warten. War es beim ersten Mal noch witzig seine abgetrennten Gliedmaßen wieder aufzulesen oder gar zum Lösen von kleinen Rätseln zu verwenden, beginnt es ab dem zehnten Mal zu nerven. Wenn dann, wie in meinem Fall, auch noch ein Glitch das Weiterspielen unmöglich und einen kompletten Neustart nötig macht (mein linkes Bein ging einmal wieder verloren und blieb an einer unerreichbaren Stelle zurück), dann können die farbenfrohe Grafik und die witzigen Sprüche auch nichts mehr rausreißen.
Übrigens kann man in "NeverDead" doch an ein "Game Over" geraten. Zum einen durch den Tod der hübschen Begleiterin Arcadia, zum anderen wenn Bryces Kopf von einem bestimmten Monster gefressen wird; er bleibt zwar am Leben, wird aber bis in alle Ewigkeit im Inneren des Biests verdaut. "NeverDead" zu spielen ist nicht ganz so schlimm, aber Spaß macht es auf Dauer leider auch nicht. Die Stärken und Schwächen ergeben unterm Strich einen schlicht als durchschnittlich zu bezeichnenden Titel.
# # # Andreas Dobersberger # # #
Grafik: 8/10
Sound: 7/10
Steuerung: 4/10
Spielspaß: 5/10
Gesamt: 5/10
Plattform: PS3 (getestet), Xbox 360
Entwickler: Rebellion Developments
Publisher: Konami