Keine Spieleveröffentlichung hat in der letzten Zeit so viel Staub aufgewirbelt, wie die sechste Inkarnation der altehrwürdigen "Resident Evil"-Reihe (die Nummer eins feierte 1996 ihren Einstand auf Sonys erster Playstation).
Persistent EvilNicht wenige Gamer waren enttäuscht von der angestaubten grafischen Präsentation, der eiskalten Linearität, dem nervenden Buttonmashing, dem Fehlen von Rätseln und vor allem der völligen Abstinenz des subtilen Gruselfaktors, für den die Reihe zumindest bis zum vierten Ableger bekannt war.
Die Zei
ten haben sich aber spätestens seit
"Resident Evil 5" geändert, als die Actionfahne gehisst wurde und sogar vor einer Onlinekoop nicht gescheut wurde. Kein Wunder: "Resident Evil"-Mastermind und Director Shinji Mikami hatte nach rund zehn Ablegern (Spin-offs mitgerechnet) und dem Meisterwerk "Resident Evil 4" die Nase voll vom japanischen Zombie- und Mutantenfranchise und widmete sich daraufhin den nicht minder genialen Titeln wie "Killer 7", "Vanquish" oder dem verrückten
"Shadows Of The Damned". Bei "Resident Evil 6" hat sich Capcom ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt und einen verrückten Hybrid aus Third-Person-Shooter, Stealth Game und Hollywood-Blockbuster gebastelt.
Tutorial des GrauensN
ach einem ziemlichen verwirrenden und schlecht zu steuernden Tutorial-Intropart wird der Gamer vor die Wahl gestellt, welche von den drei Kampagnen er gerne spielen möchte: Leon Kennedy (bestens bekannt aus "Resident Evil 4") plus Kollegin Helena Harper, Chris Redfield (unser Held aus dem ersten "Resident Evil"-Abenteuer, "Resident Evil – Code: Veronica" und "Resident Evil 5") plus Rekrut Piers und dem bislang noch unbekannten Jake Muller mitsamt Weggefährtin Sherry Birkin, welche zum ersten Mal in "Resident Evil 2" gesichtet wurde. Egal für welche Story man sich zuerst entscheidet, irgendwann überschneiden sich alle Handlungsstränge und Licht kommt ins Dunkel. Die Spielmechanik und Steuerung wurde eigentlich 1:1 vom Vorgängertitel übernommen und spielt sich – merkwürdigerweise vor allem bei Leon Kennedys Mission – ebenso schwammig, aber nach einigen Minuten in der Welt der Zombies und merkwürdigen Kreaturen gewöhnt man sich auch an dieses Manko (auch wenn einem zum gefühlten hundertsten Mal eine Horde Untoter in den Rücken fällt).
Maid Of Horr-LeonsObwohl g
rafisch ruhig mal mit dem Staubwedel geputzt hätte werden können, überzeugen die spannende Story und die opulenten Filmsequenzen vollends, die Bosskämpfe lassen nichts zu wünschen übrig: Ein Obermotz ekelhafter als der andere – so soll es sein! Am meisten überzeugt die Mission der beiden Newcomer Jake Muller und Sherry Birkin, dicht gefolgt vom Team Chris und Piers – bis auf ein paar Höhepunkte (Zwischenboss!) fällt das Team Kennedy/Harper leider stark ab. Ausnahmsweise ein kleiner Spoiler: Wie schon bei einer Special Edition von "Resident Evil 4", darf man nach Abschluss der drei Missionen (jeweils rund fünf Stunden Spielzeit, unterteilt in fünf Kapitel) in die Rolle der mysteriösen Spionin Ada Wong schlüpfen und nochmal etwa sechs Stunden um den Erdball jetten und für Chaos sorgen. Bonus: (wieder einmal) "The Mercenaries", "Agent Hunter" (man schlüpft in die Rolle eines Monsters und macht den Spielern, die sich gerade im Storymodus befinden, das Onlineleben schwer), "Dog Tags", Statistiken und und und.
Fazit: Trotz anfänglicher Startschwierigkeiten (vor allem wenn man sich zuerst mit Leon Kennedy und seiner toughen Begleitung ins Abenteuer stürzt) entwickelt sich "Resident Evil 6" nach einigen Stunden zum absoluten Horror-Action-Hit, der mehr überzeugt als sein Vorgänger, aber selbstverständlich noch immer meilenweit von "Resident Evil 4" entfernt ist. Aber man soll ja nicht immer nur vergleichen, sondern genießen, und das ist bei "Resident Evil 6" leicht möglich wenn man sich darauf einlässt. Auf alle Fälle ein deftiger Beitrag im fast unüberschaubaren "Resident Evil"-Universum und mit Sicherheit tausendmal besser inszeniert als die Realfilme!
# # # Thomas Sulzbacher # # #
Entwickler: Capcom
Publisher: Capcom
Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Grafik: 8/10
Sound: 8/10
Steuerung: 8/10
Spielspaß: 10/10
Gesamt: 8,5/10