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Crash

Einer der zentralen Filme der 1990er wird auf DVD neu aufgelegt. Wer dieses Cronenberg'sche Meisterwerk noch nicht kennt, muss zugreifen!

(C) Studiocanal / Crash / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDer erste Fehler, den man vermeiden sollte, ist, diesen Film mit dem gleichnamigen, mittemäßigen Paul Haggis Film aus dem Jahr 2004 zu verwechseln. Während sich dieses in der langen Reihe unverdienter "Best Picture"-Oscar-Preisträger stehende Werk verkrampft um inhaltliche Relevanz bemühen musste, haben wir es bei David Cronenbergs 1996 veröffentlichter Verfilmung eines Romans mit J. G. Ballard mit einem tatsächlichen Meilenstein zu tun, ganz ohne vorgekaute Hollywood-Feelgood-"Messages", auf die sich jeder einigen kann.


In Cronenbergs "Crash" geht es um Leute, die durch Autounfälle sexuell erregt werden, was im ersten Moment abwegig klingt, im zweiten vorstellbar, im dritten komplett logisch. Sex, Autos und Todessehnsucht sind nun einmal drei Dinge, die wie füreinander gemacht scheinen, und wenn ein Charakter im Film äußert, dass er sich für die Transformation des menschlichen Körpers durch Technik interessiert, dann wird uns auch klar, warum niemand Anderer als David Cronenberg diese Geschichte so gut verfilmen konnte. Immerhin hatte der Kanadier schon immer ein Talent dafür, abstrakt-theoretische Konzepte als cinematisch effektiven "body horror" zu inszenieren (siehe "Videodrome" und "The Fly").


"Crash" war, ist und bleibt ein Erlebnis. Die Kamera schmiegt sich Softporno-artig an Autowracks, Narben und mechanische Beinprothesen entlang, während Howard Shores Score eine hypnotische Sogwirkung erzeugt. Darüber hinaus erleben wir mutige, abgründige Performances von James Spader, Deborah Unger, Elias Koteas, Holly Hunter und Rosanna Arquette.


Wie alle wirklich guten Kunstwerke ist "Crash" ein Film, der polarisiert. Der wunderbar angenehme Nebeneffekt dabei ist, dass man Menschen, die sich über die "fehlende Handlung" und "bloße Aneinanderreihung von Sexszenen" echauffieren, guten Gewissens als von Kino keine Ahnung habend einstufen kann. Klingt elitär, klingt hipsterisch, ist aber in dem Fall ausnahmsweise wirklich so.



# # # Andreas Dobersberger # # #



Publisher: Studiocanal





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