Die Temperaturen steigen, die Sonne brennt vom Himmel... wer sich da in die kühle Sicherheit der eigenen vier Wände flüchtet, braucht sich glücklicherweise keine Sorgen um Nachschub zum gepflegten Zocken zu machen.
Far Cry 3: Blood Dragon
Was ganz Besonderes haben sich die Leute von Ubisoft mit dem eigenständigen (Quasi-)Add-On "Blood Dragon" einfallen lassen: Eine Zeitreise in die Actionwelt der glorreichen 1980er Jahre, als Filme und Serien wie "The Terminator", "Escape From New York" oder "Airwolf" die Kinoleinwände, Fernsehgeräte, Kinderzimmerposter und überhaupt die Welt beherrschten. So ist es auch keine große Überraschung, dass Michael Biehn höchstpersönlich, der schon 1984 als futuristischer Soldat Kyle Reese Amerika vor Arnold Schwarzenegger beschützen musste, in die Rolle des spielbaren Protagonisten Sgt. Rex "Power" Colt schlüpft. Das Raubein mit er noch raueren Stimme ist die optimale Besetzung des Universal Soldier`esken Hauptcharakters in "Blood Dragon".
In weiter Zukunft, im fernen Jahr 2007 (harharhar!) auf einer abgelegenen Insel, werden abgefahrene Experimente mit dort beheimateten fluoreszierenden Drachenmonstern gemacht und überhaupt erstrahlt die gesamte Spiellandschaft in psychedelischen Neonfarben, dass sogar das (nächtliche) Setting von "Miami Vice" vor Neid erblassen würde. Die Spielmechanik wurde von "Far Cry 3" übernommen, nur die Waffen, die Umgebung (eine Mischung aus "Tron" und "Escape From New York") und die Gegner (eine Horde "Daft Punk"s) sehen völlig anders aus. Die Dia- und Monologe sind grandios und die pixeligen VGA-Zwischensequenzen zum Niederknien. "Far Cry 3: Blood Dragon" ist nicht nur eine Hommage an die 1980er Jahre, "Blood Dragon" ist 1980er Jahre!
Entwickler: Ubisoft Montreal
Publisher: Ubisoft
Plattform: XBLA (getestet), PSN, PC Windows
Bewertung: 9/10
Call of Juarez: GunslingerAls das polnische Entwicklerstudio Techland anno 2006 (ja, so lange ist es schon her), das Westernepos "Call Of Juarez" auf die hungernde PC-Gamer-Meute losließ (ein Jahr später für die Xbox 360 Zocker), brach ein Begeisterungssturm los, der seinesgleichen suchte. Der blutige Rachefeldzug inmitten wunderschöner Landschaften wurde 2009 mit "Call Of Juarez: Bound in Blood" fortgesetzt beziehungsweise erst ausgelöst, da es sich hierbei eigentlich um ein Prequel handelte. Leider durften die Polen ihre gesamte Energie und Kreativität in die Entwicklung des gelungenen Zombie-Shooters "Dead Island" von 2011 gesteckt haben, denn im dritten Teil von "Call of Juarez", "The Cartel", – konnte man die einstige Westernvorherrschaft (ja, sogar vor "Red Dead Redemption") nur noch erahnen.
Nun gut, Totgeglaubte leben länger, Techland bekamen ihre wohlverdiente Chance und haben mit "Call of Juarez: Gunslinger" alles richtig gemacht: Atemberaubende Grafik und Setting, Over the top Synchronisation, spannendes Storytelling, blutige und rasante Feuergefechte. "Gunslinger" spielt sich zum Teil besser als das fast zeitgleich erschienene "Dead Island: Riptide" und sieht dabei auch noch besser aus. Es ist ein liebevoller Egoshooter, der – ohne zu übertreiben – in seiner Machweise sogar an "Half-Life 2" herankommt. Selbst den extra komponierten Soundtrack im Stil Ennio Morricones möchte man 24/7 in den Lautsprechern beziehungsweise Kopfhöreren haben. Eigentlich ist "Gunslinger" sogar der bessere "Django Unchained".
Entwickler: Techland
Publisher: Ubisoft
Plattform: XBLA (getestet), PSN, PC
Bewertung: 10/10
Dead Island: RiptideBack To The Dead! Gemeinsam mit den bereits aus dem Originalspiel bekannten Kollegen befinden wir uns auf einem Flugzeugträger der australischen Streitkräfte, der uns hoffentlich in Sicherheit bringt. Nix da: Erst Blitz, dann Donner und gelber Regen und schon geht das Blutvergießen wieder los. Zombies und abgetrennte Extremitäten wohin das Auge nur reicht.
Nicht umsonst galt der Vorgänger als eines der blutigsten Videospiele überhaupt, denn mit fast chirurgischer Präzision wird hier durch Horden von fäulenden Urlaubsgästen gemetzelt, die man sich nach Schiffsbruch auf der Insel Palanai vom virusresistenten Leib halten muss. Mit "Riptide" wird einem eigentlich das exakt selbe wie schon beim Vorgänger serviert, nur eben zum Vollpreis und mit weit, weit weniger Kreativität und Novität als bei "Far Cry 3: Blood Dragon". Trotzdem macht das Spiel einen Höllenspaß beziehungsweise -angst!
Entwickler: Techland
Publisher: Deep Silver
Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Bewertung: 7/10
Injustice: Gods Among UsNetherRealm Studios sind die legitimen Nachfolger der legendären Midway Games und ließen 2011 erstmals mit dem gelungenen Reboot der "Mortal Kombat"-Serie aufhorchen, dem neunten, schlicht "Mortal Kombat" genannten Teil. Nach dem erfolgreichen
"Mortal Kombat vs. DC Universe" von 2008 ließen sich die Entwickler beziehungsweise Warner Bros. Interactive Entertainment nicht lumpen und widmen den DC-Helden nun ein eigenes Game.
Wer sich schon bei der 2011er Inkarnation von "Mortal Kombat" blutige Zockerfinger holte, wird auch bei "Injustice" seine helle Freude haben, sofern er Batman, Superman, Wonder Woman & Co. auch ohne das Mortal Kombat Ensemble (Scorpion, Sub-Zero, Liu Kang und Kollegen) als anspruchsvoll genug empfindet. Zumindest bedient sich "Injustice" sogar derselben Unreal 3 Engine und sieht dabei superfein aus. Die Story ist nicht ohne, die Special Moves (die Pendants zu den legendären Finishing Moves von "Mortal Kombat") sind extrem spaßig und der Onlinemodus sorgt für viele unterhaltsame Stunden. Tolles Beat `em Up Game – vor allem für DC Fans.
Entwickler: NetherRealm Studios
Publisher: Warner Bros. Interactive Entertainment
Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, Wii U, iOS
Bewertung: 8/10
# # # Thomas Sulzbacher # # #
Resident Evil: RevelationsEin langer Atem war nötig, um das bereits letzte Jahr zunächst exklusiv für Nintendo 3DS erschienene neue Kapitel in Sachen Zombieschnetzeln alter Schule auch auf der stationären Konsole eigener Wahl zocken zu können. Nun hat sich Capcom aber vom warmen Frühlingswind das Herz umschmeicheln lassen und sich erbarmt – beziehungsweise sind da möglicherweise eher eisige Stürme durch die Büros der Game-Granden gefegt, so wie sie uns in der Rolle von Jill Valentine und Chris Redfield nebst Kollegen vor neuem, virusverseuchtem Ungemach erzittern lassen.
Wer den Finger von der normalen Schwierigkeitsstufe lässt und ihn lieber nahe am Abzug hat, kann mit der hochaufgelösten Version des schon
auf dem 3DS überzeugenden "Resident Evil: Revelations" nichts falsch machen – außer vielleicht bei den unnötigen und ärgerlichen Ausweichmanövern vor herannahenden Monstern die Fassung verlieren, denn die hauen sogar den stärksten Zombiekiller um. Davon abgesehen bekommen hier aber auch Rookies, die den Kosmos "Resident Evil" entdecken wollen, eine perfekte Gelegenheit zu dessen Erkundung, ohne die berühmt-berüchtigte Sperrigkeit diverser Vorgängertitel fürchten zu müssen.
Entwickler: Capcom/Tose
Publisher: Capcom
Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC, Wii U
Bewertung: 9/10
Defiance
Ein spannendes multimediales Crossover hat Trion Worlds gemeinsam mit dem Kabelsender Syfy auf den Weg gebracht: "Defiance" ist sowohl eine kürzlich gestartete TV-Serie als auch ein MMO-Shooter, beide sind miteinander verknüpft. In der postapokalyptischen San Francisco Bay Area, in der ein brüchiger Frieden zwischen Menschen und auf der Erde gelandeten Aliens herrscht, gilt es als Mitglied einer von vier Klassen, Konkurrenten bei der Jagd um wertvolle außerirdische Technologie auszubremsen.
Unterwegs zu Fuß oder diversen Gefährten bewegen wir unseren Charakter in Third-Person-Perspektive durch eine sowohl lebens- als auch offline-feindliche Umwelt – denn "Defiance" lässt sich nur mit Xbox Live Gold Account (und stolzen zehn GB Festplattenspeicher) bestreiten. Gemeinsam mit der mäßigen Gegner-KI und den wenig abwechslungsreichen Missionen sind das Dämpfer für den Spielspaß, der in seinen besten Momenten an durchaus das große "Borderlands" zu erinnern vermag. Ansonsten ein interessantes Konzept, das man sich ruhig genauer anschauen kann.
Entwickler: Trion Worlds/Human Head Studios
Publisher: Trion Worlds
Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Bewertung: 7/10
The Walking DeadNachdem mit dem Erscheinen der letzten Episode im November des Vorjahres die erste Season von Telltales Videospiel-Adaption von "The Walking Dead" erschienen ist, gibt es den Fünfteiler nun auch kompakt als Retailversion zu kaufen. Zeitlich trägt sich der Ausflug in Robert Kirkmans faszinierende Postapokalypse kurz nach dem Ausbruch der Zombie-Seuche in Georgia zu. Der Spieler schlüpft dabei in die Rolle von Lee Everett, der zunächst aus dem Gewahrsam der Polizei entkommt und in einer Siedlung auf die kleine Clementine stößt. Sie ist von ihren Eltern zurückgelassen worden, nun liegt es an Lee, sie sicher zu diesen zurückzubringen und sich dabei nicht nur den Gefahren durch die herummarodierenden Walker zu erwehren, sondern auch jenen, die seitens zwielichtiger Überlebender drohen.
Von Statten geht dies einerseits in klassischer Adventure-Manier, wobei kleine Puzzles gelöst werden und nützliche Gegenstände in die Taschen unseres Charakters wandern. Was die immer wieder vorkommenden Zombie-Attacken mehr oder minder als nebensächlich erscheinen lässt, sind allerdings die Dialogsequenzen mit den Mitmenschen, die über Gedeih und Verderb entscheiden, binnen wenigen Sekunden abgewickelt werden müssen und rollenspielartige Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Handlung haben. Hier wird eine Spannung aufgebaut, die in ihrer Intensität heftigst an Kirkmans Comic-Vorlage erinnert und Telltales Spiel zu einem Meisterstück subtilen Grusels macht – und zwar in einer derartigen Liga, die sich selbst Hardcore-Zockern wohl nur einmal im Jahrzehnt offenbart! "The Walking Dead" ist allerhöchste Videospiel-Kunst und ein unbedingtes Muss für jene, die einen Gamepad in Händen halten können!
Entwickler: Telltale Games
Publisher: Telltale Games
Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Bewertung: 10/10
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
