Die schöne Amazone hat seit ihrem ersten Auftritt im Jahr 1941 viel erlebt und sich je nach dem jeweiligen Zeitgeist in unterschiedliche Richtungen entwickelt.

William Moulton Marston, der schillernde Kopf hinter der Idee zur emanzipierten Heldin, schrieb nicht nur Comics. Eigentlich war er Psychologe und engagierte sich als feministischer Theoretiker, was einige Facetten der attraktiven Kämpferin erklärt. Dabei ist die Grenze zwischen Fantasie und Wirklichkeit oft fließend, verarbeitete er doch einige seiner Einfälle als Comic-Ideen. So ist etwa Wonder Womans Waffe, das Lasso der Wahrheit, eine überstilisierte Version eines frühen Lügendetektors, den Marston gemeinsam mit seiner Frau entwickelte. Doch in der Welt der Comics wird seine bedeutendste Erfindung immer Diana, die Amazonenprinzessin sein, die sich als Wonder Woman für die Gerechtigkeit einsetzt.
Im schicken Hardcover-Band kommt die umfassende Superheldinnen-Chronologie daher und im Vorwort darf mit Lynda Carter die Darstellerin der Wonder Woman aus der TV-Serie (1975-1979 in den USA ausgestrahlt) ihre Gedanken zu Papier bringen. Darüber hinaus gibt es eine informative Einleitung, um die damalige Welt und den Zeitpunkt, an dem Wonder Woman diese betrat, besser verstehen zu können. Ende 1941 befand sich Amerika kurz vor dem Eintritt in den Zweiten Weltkrieg, gerade recht kam da das Debüt der Amazone, die sich um einen abgeschossenen Piloten annimmt, ihn in die Welt begleitet und versucht, die Menschheit auf den Pfad des Friedens zurückzuführen.
Doch das ist nur das erste von vielen Abenteuern und nachdem Diana "Die Geburt von Wonder Woman" (1942) absolviert hat, warten in "Frauen der Zukunft" (1943), "Streng geheim" (1958), "Das zweite Leben der ursprünglichen Wonder Woman" (1973), "Der wahre Wert der Seele" (1999), "Mutter der Bewegung" (2008) und vielen anderen Storys immer wieder neue Herausforderungen. Dabei wird der gesamte Zeitraum ihrer Geschichte von 1942 bis hin zu neuen Interpretationen aus dem Jahr 2015 aufgearbeitet und es bekommen neben Marston viele weitere bedeutende Autoren und Zeichner der Wonder Woman-Geschichte wie etwa Harry G. Peter, Gene Colan, Ross Andru, Mike Deodato Jr. und Yanick Paquette Platz für ihre Erzählungen.
Für Einsteiger ins Universum von Wonder Woman eine Pflichtlektüre, aber auch für langjährige Fans der Superfrau sind die chronologische Aufarbeitung ihres Werdegangs und die zusätzlichen Informationen und Einleitungen zwischen den Storys ein großer Lesegenuss, der Diana in unterschiedlichsten Facetten zeigt und auch als perfekte lesetechnische Ergänzung ihrer aktuellen Leinwandkarriere dienen.