In der Wahl seine Mittel ist der Vatikan alles andere als zimperlich, wenn es darum geht, das verfeindete Reich der Vampire in seine Schranken zu weisen.
Dass Blutsauger nicht nur allergisch auf Sonnenlicht und Knoblauch reagieren, sondern auch auf Kruzifixe, wissen angehende Forscher von Literatur, Kunst und Popkultur schon von Kindesbeinen an. Die Geschöpfe der Nacht sind für die Abgesandten Gottes auf Erden die Jünger Satans, die keine Erlösung, sondern höchstens einen spitzen Pflock ins Herz zu erwarten haben. Kirche und Vampire sind sich auch in der Welt von "Trinity Blood" spinnefeind und haben vor mehreren Jahrhunderten auch einen verlustreichen Krieg gegeneinander ausgetragen.
Seitdem herrscht zwischen dem Vatikan einerseits und dem Königreich der Methuselah, wie die Spitzzähne genannt werden, ein fragiler Frieden. Der Vatikan hat jedoch eine Allzweckwaffe in petto, die sich Abel Nightroad nennt und nur auf den ersten Blick ein Mensch – ein Terran – ist. Bei dem Mitarbeiter der Organisation AX handelt es sich nämlich um einen Kresnik, ein Wesen, das sich vom Blut von Vampiren ernährt und über außergewöhnliche Kräfte verfügt.
Zusammen mit seinen Kollegen, allen voran der jungen Schwester Esther, muss Abel nicht nur dafür sorgen, dass der überforderte junge Papst am Leben bleibt, sondern auch dem mysteriösen Rosenkreuz-Orden das Handwerk gelegt wird. Dessen Anführer ist mithilfe seines Dieners Dietrich von Kämpfer, dem sogenannten Marionettenspieler, drauf und dran, aus dem kalten Krieg eine feurige Apokalypse zu machen. Als seine Kollegin Noelle bei einer Mission in Barcelona durch dessen Schuld ums Leben kommt, wird die Sache für Abel persönlich.
Der Rosenkreuz-Orden scheut jedoch weder davor zurück, ein Mordkomplott gegen die Kaiserin des Reiches der Untoten zu schmieden, noch in eine Rebellion von Vampiren einzugreifen, die in der Hauptstadt von Albion, einem weiteren Machtblock, unterirdisch gefangengehalten werden. In einem dramatischen Showdown müssen Abel und seine mitgereisten Mitkämpfer alles geben, um die Vernichtung nicht nur von Londinium zu verhindern.
Dank Nipponart hierzulande erstmals auf Blu-ray veröffentlicht, bietet "Trinity Blood" mit rund 600 Minuten Laufzeit eine wunderbar düstere Atmosphäre, die schon nach wenigen Episoden, als die zunächst im Hintergrund laufenden Intrigen wichtiger werden, ein erhebliches Suchtpotenzial entfaltet. Dabei schafft es das geschickte Spiel mit Diplomatie, Spionage und Verschwörungen sogar, die wohldosiert eingesetzte Action zu überflügeln und – trotz vereinzelt etwas zu melodramatisch ausgefallenen Szenen – auch als unaufdringliche Parabel auf Diskriminierung, religiösen Wahn und das schmutzige Geschäft mit Politik wie Religion gleichermaßen zu gefallen.
Bei aller Weltuntergangsstimmung bleibt sogar ein bisschen Zeit für Humoriges wie etwa die sein mächtiges Wesen konterkarierende Tollpatschigkeit von Abel, seine Angewohnheit, zum Tee stets 13 Stück Würfelzucker zu ordern oder einen Glücksspieltempel mit dem Namen "Casino INRI". Da viele Hintergründe der Vorlage nur angedeutet und nicht näher ausgeführt werden, liegt der Komplettbox auch ein informatives Booklet bei, dessen Lektüre allerdings aus Spoiler-Gründen erst nach dem Genuss der 24 Episoden dieser ohne nennenswerte Makel inszenierten Serie zu empfehlen ist.