"Ich mag es ganz einfach, im Mittelpunkt zu stehen und mein Ding durchzuziehen." THE ALL-AMERICAN REJECTS-Frontmann und Hugo Boss-Model Tyson Ritter sprach im SLAM-Interview mit uns über das neue Album, das zehnjährige Bandjubiläum, Liebe und Hass...
SLAM: Ich finde, "When The World Comes Down" ist ein sehr fröhliches, romantisches und tanzbares Album mit einer positiven Grundstimmung geworden. Siehst du das auch so?Tyson Ritter: Ja, ich denke, deswegen habe ich es "When The World Comes Down" genannt, weil der Songwriting-Prozess sehr anstrengend und schmerzhaft war, das Resultat aber sehr erfreulich.
Hattest du also eine gute Zeit, während du das Album geschrieben hast?Ich hatte eine gute Zeit, eine schreckliche Zeit, eine depressive Zeit, die beste und die schlechteste Zeit… es war eine Reise durch sämtliche Gefühlswelten von Anfang bis Ende. Es dauerte ungefähr zwei Jahre, um die Platte unter Dach und Fach zu bringen.
Worum geht’s in "I Wanna", dem wohl besten Song auf "When The World Comes Down"?"I Wanna" handelt davon, dass du wahnsinnig weit entfernt bist von der einen Person, die du liebst und es fühlt sich an, als wärst du deswegen in einem Gefängnis. Ich schrieb den Song auf einer Tour, fühlte mich sehr einsam und wünschte mir eine Frau an meiner Seite.
GREEN DAY werden diesen Sommer auch wieder ein neues Album rausbringen. Magst du ihre Mucke noch immer?Weißt du, ich hab nie wirklich viel GREEN DAY gehört. Ich hörte früher schon ein bisschen Punkrock, aber es war nicht meine favorisierte Musikrichtung.
Worauf stehst du derzeit?T-REX, ROD STEWART, QUEEN...
Also eher die alten Hasen.Ja, ich steh total auf Classic Rock im Moment. Und ich liebe Musicals! Über alles!
Was hat es mit der ersten Single "Gives You Hell" auf sich?Es handelt von einem Typen, den ich absolut nicht leiden kann. Er geht mir tierisch auf den Sack – ich sah sein Gesicht und schrieb diesen Song, um es von oben bis unten zu bespucken.
Wer singt im Chor?Ich selbst, die Band, ein paar Freunde von mir, unser A&R-Typ; wir waren alle besoffen und brüllten diesen Sprechchor.
Ihr feiert ja gerade euer 10-jähriges Bandjubiläum. Was ist dein Resümee von all diesen Jahren?Ich bin sehr stolz, dass ich mit den Jungs schon eine so lange Zeitspanne zusammen bin. Wir spielen eigentlich schon seit 1997 zusammen, es sind also schon zwölf Jahre, aber die REJECTS gibt es eben seit zehn Jahren. Es ist irgendwie total verrückt, dass wir schon eine Dekade alt sind, obwohl wir noch nicht mal dreißig sind! Wir werden sehen, wie es weitergehen wird. Ich freue mich sehr darüber, dass es so scheint, als würden wir den endgültigen Durchbruch in Europa auch endlich schaffen. Wir versuchen seit drei Alben, die Deutschen von uns zu überzeugen und jetzt sieht es ganz so aus, als könnte es klappen!
Ja hoffentlich! Als ich "Mona Lisa" gehört habe, musste ich sofort an eine Akustik-Tour denken. Habt ihr das schon mal angestrebt oder vielleicht sogar schon mal gemacht?Nein, wir haben noch nie eine Akustik-Tour gespielt, aber es wäre genial! Es wäre auch sehr einfach, weil wir nicht so viel Equipment bräuchten und einfach nur mit einem kleinen Bus durch die Gegend fahren könnten. Mittlerweile haben wir ein ca. dreißigminütiges Akustik-Set angesammelt, vielleicht können wir das in Zukunft ja irgendwie verwerten.
Das wäre sehr cool! Wann seid ihr das nächste Mal in Europa live zu sehen?Wir kommen im Sommer wieder hierher und werden auf einigen Festivals spielen. Ich hoffe ihr kommt, um uns zu sehen!
Ihr habt schon viele eurer Songs für Soundtracks von diversen Filmen beigesteuert. Ist einer der Songs von diesem Album auch schon für einen Film vergeben?Es gäbe einige Tracks auf dem Album, die für einen Film passen würden, aber wir warten noch auf den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Streifen. Ich würde unserer Musik gerne in einem dunklen Film sehen, du weißt schon, so als Gegenstück – es wäre zum Beispiel lustig, bei einer Mordszene einen unserer lustigen Songs im Hintergrund zu hören; bei einem Psychothriller oder so.
Singen eigentlich beide Pierce-Schwestern gemeinsam mit dir auf "Another Heart Calls" oder nur eine von ihnen?Beide. THE PIERCES haben das so fantastisch gemacht! Ich hab die beiden online gefunden, nachdem ich schon ungefähr acht Monate lang nach der passenden Frauenstimme gesucht hatte. Ich stolperte dann über Catherine und Allison, sie hatten sofort Bock drauf und wir nahmen den Song an einem Tag auf. Es ist mein zweitliebster, vielleicht sogar mein liebster Titel auf dem Album.
Wenn es der zweitliebste wäre, was wäre dann dein Favorit?"The Wind Blows".
Sind THE PIERCES eigentlich bekannt in den Staaten?Ähm, sie waren in dieser Show mit dem Namen "Dexter", das ist so eine Serienkiller-TV-Show. Das war so ein kleines Sprungbrett für die beiden und ich hoffe auch, dass ihnen der Track auf unserem Album jetzt wieder weiterhilft. Sie haben unglaubliche Stimmen!
Kennst du eigentlich den berühmten Schriftsteller Paulo Coelho?Nein, ich denke nicht.
Egal. Glaubst du daran, dass jeder von uns auf dieser Welt ist, weil er seinen zweiten Teil suchen muss, der bei der Geburt quasi verloren gegangen ist, weil sich die Seele spaltet?Ich glaube, dass könnte eine sehr zutreffende Theorie sein. Es kommt oft vor, wenn ich weg bin und mich viele Kilometer von Menschen trennen, die mir sehr viel bedeuten, dass ich eine große Leere verspüre. Vielleicht kommt das dem irgendwie gleich. Ich glaube an die Liebe und daran, dass Monogamie möglich ist. Hoffentlich glaube ich das. (lacht) Also, dass eine Person für eine andere geschaffen ist.
Könnte es deiner Meinung nach mehrere Menschen geben, die den anderen Teil in sich tragen?Das glaube ich auf jeden Fall! Wir leben in einer großen Welt und wenn ich daran denke, dass es nur einen einzigen Menschen gibt, der zu mir passt... das würde mich depressiv stimmen. Du müsstest dir ja dann ganz sicher sein, dass es die richtige Person ist. Und was wäre, wenn mein Gegenstück ein brasilianisches Mädchen wäre. Ich spreche ihre Sprache nicht und wenn ich nie dorthin fahre, würde das bedeuten, dass ich dann niemals in meinem Leben "komplett" wäre?
Wie kam es zu der Hugo Boss-Kampagen. Das war ja nicht dein erster Model-Job, richtig!?Es war nicht der erste, aber vielleicht der beste. Das Shooting war mit dem Fotografen Terry Richardson und an meiner Seite war Laula Stone, das derzeit vielleicht größte Supermodel. Es war unfassbar! Diese Hugo Boss-Leute sind so wahnsinnig nett und sie gaben mir das Gefühl, dass ich der Boss-Guy war. Es war sehr cool. Ich habe deutsches Blut in mir und meine Familie ist wirklich total stolz auf mich.
Was genießt du mehr? Auf der Bühne zu stehen oder vor der Kamera?Ich mag es ganz einfach, im Mittelpunkt zu stehen und mein Ding durchzuziehen.
Thx Tyson!