SLAM Logo
© SLAM Media
SLAM #133 mit Interviews und Storys zu HIGH ON FIRE +++ KMPFSPRT +++ HOT WATER MUSIC +++ KRIS BARRAS BAND +++ MAGGIE LINDEMANN +++ THOSE DAMN CROWS +++ COLD YEARS +++ u.v.m. +++ Jetzt am Kiosk!

Game-Review: Muramasa – The Demon Blade (Nintendo Wii)

"Muramasa - The Demon Blade" ist Vanillawares Versuch, in die ehrwürdigen Fußstapfen der guten alten 8-Bit Ära der 2D-side-scrolling Actiontitel zu treten. Ob Momohime und Kisuke dieser Bürde und den vielen Gegner gewachsen sind, könnt ihr in den folgenden Zeilen nachlesen...

muramasa-the-demon-blade_cover (c) Vanillaware/Koch Media / Zum Vergrößern auf das Bild klickenMan könnte "Muramasa – The Demon Blade" ein ziemlich kurzes Loblied schreiben und es einfach als Kunstwerk bezeichnen. Denn genau das hat die talentierte Entwicklertruppe aus Japan namens Vanillaware geschaffen: ein Meisterwerk der interaktiven Kunst. Punkt! Doch, wie es sich nun mal meistens mit Kunst verhält, liegt deren Schönheit und Zugänglichkeit im Auge des Betrachters. Genau hier, im Detail, versteckt sich auch der Knackpunkt, welcher "Muramasa – The Demon Blade" eine Höchstnote verwehrt.


Das Grafikdesign von "Muramasa" wird nicht nur für Liebhaber der guten alten 2D Grafik Liebe auf den ersten Blick sein. Selten konnte man durch schönere Landschaften laufen. Die wunderschönen, allesamt von Hand gezeichneten Hintergründe zeigen Japan von seiner romantischen und schönsten Seite, sogar in den gruseligen Örtlichkeiten. Man bekommt das Gefühl durch ein Bilderbuch zu laufen, direkt aus der Feder von Hokusai-San, dem Künstler hinter der Farbholzschnittserie "36 Ansichten des Berges Fuji", der auch der "großen Welle von Kanagawa" angehört. Harmonisch plätschern Flüsse dahin, Kornfelder wiegen sich sanft im Wind und Nebel hängt schwer in den Szenerien. Geschmeidiges Parallax-Scrolling verleiht einen guten Tiefeneffekt und rundet den optischen Eindruck nur weiter ab. Auch das Charakterdesign der Figuren ist herausragend und detailverliebt. Die Animationen der Figuren sind als, fast schon altmodisch wirkende, Sprites absolut herrlich anzusehen. Vor allem die zwei spielbaren Hauptfiguren, Kisuke und Momohime, metzeln sich immer flüssig durch das feudale Japan der Genroku-Ära des späten 17. Jahrhunderts.


muramasa1 (c) Vanillaware/Koch Media / Zum Vergrößern auf das Bild klickenKisuke ist ein verfolgter Krimineller, ein abtrünniger Ninja, der an Gedächtnisverlust leidet und sich an keine seiner früheren Taten erinnert. Die hübsche Prinzessin Momohime hingegen ist von dem bösen Dämon des Schwertmeisters Jinkuro Izuma besessen, der nicht geringeres als die Mauern des Himmels selbst in Schutt und Asche legen möchte. Als Spieler entscheidet man sich zu Beginn des Abenteuers für einen der beiden Charaktere und stürzt sich sofort in die scheinbar nie enden wollende, zufällig auftretende Gegnerschar. Hierbei hat man sich großzügig der japanischen Mythologie bedient. Neben den schon obligatorischen Ninjas und Samurai stellen sich auch Kappas, Tengus und andere Geister der wilden Schwertakrobatik entgegen und bieten so einiges an Abwechslung.


muramasa2 (c) Vanillaware/Koch Media / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie ersten Stunden in der Welt von Muramasa vergehen in herrlicher Kurzweiligkeit, doch schon bald lassen sich die Schwächen im Leveldesign und das repetitive Gamedesign nicht mehr leugnen. Zwar durchleben die beiden Charaktere eine unterschiedliche Geschichte, spielen sich verschieden und treten gegen andere Boss-Gegner an, doch prinzipiell bleibt es von der Vorgehensweise immer das Selbe: gehe von A nach B, metzle dich durch die Gegner, erledige den übermächtigen Endgegner und ermächtige dich seines Schwertes, um neue Regionen freizuschalten. Das ist grundsätzlich nichts Schlechtes und funktioniert auf kürzere Häppchen verteilt auch sehr gut, denn die meisten Spiele lassen sich wohl auf diese simple Formel zusammenfassen. Leider muss man auch immer wieder dieselben Gegenden durchlaufen, die zwar wunderschön sind, aber schlussendlich die Spielzeit nur um unnötige Laufwege erweitern.


muramasa3 (c) Vanillaware/Koch Media / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDer Kern des Gameplays, das fröhliche Schneiden durch Gegner, funktioniert wunderbar. Zwar bieten die Kämpfe, ausgenommen der Bosskämpfe, wenig taktischen Tiefgang, der aber aufgrund der hohen Geschwindigkeit auch fehl am Platz wäre. Dank der eingängigen Steuerung lassen sich Kisuke und Momohime absolut präzise lenken und schon bald reiht man Schwindel erregende Hit-Combos von 300 und mehr aneinander. Die Endgegner sind meist gigantisch in ihren Ausmaßen, nicht selten erstrecken sich die Dämonen, Drachen oder untote Samurai weit über mehrere Bildschirme hinaus und verfügen über scheinbar unendliche Lebensenergie. Gekämpft wird mit bewährten Schwertern. Insgesamt gibt es 108 verschiedene dieser scharfen Werkzeuge zu entdecken oder selbst zu schmieden. Gefallene Gegner lösen sich in "Spirits" auf, die wiederum in die Herstellung neuer Schwerter investiert werden können. Generell unterscheiden sich diese in den typischen Kampfwerten, diversen Status-Boni, Immunitäten und Spezial-Attacken. Schwerter im Besitz von Bossen öffnen zudem neue Gebiete. Die beiden Helden mit ihren fragwürdigen Motivationen können mit maximal drei Klingen gleichzeitig ausgerüstet werden. Per Knopfdruck kann diese gewechselt werden, was auch nötig ist, denn wer denkt einfach mit der stärksten Waffe durchzukommen, irrt sich. Blocken und Parieren nimmt der Klinge Energie, die nur in der Schwertscheide regeneriert werden kann.


Apropos Regeneration: Hier geht Vanillaware einen etwas unkonventionellen Weg, denn um Wunden zu heilen muss gegessen werden. Es können jedoch nicht beliebig viele Sushi-Platten verschlungen werden, denn eine Sättigungsanzeige verhindert Völlerei und einseitige Ernährung. Zudem können Rezepte und diverse Zutaten erstanden werden um eigene Gerichte zu kochen.


muramasa4 (c) Vanillaware/Koch Media / Zum Vergrößern auf das Bild klickenWährend man sich von einem Ende Japans zum anderen kämpft wird die Geschichte der beiden Recken in kleinen Stücken, zumeist vor und nach Bosskämpfen, in Form von Dialogen erzählt. Die Geschichte um den vor Machthunger angetriebenen Konflikt über die mächtigen „Demon Blades“ und die somit heraufbeschworenen Dämonen ist zwar nur passabel und pures Mittel zum Zweck, hat aber durchaus ihre Momente. Um wirklich alle Levelabschnitte und Endgegner zu Gesicht zu bekommen muss man sich mit beiden Charakteren ins Getümmel stürzen, denn sowohl die Geschichte von Kisuke als auch die von Momohime verfügt über drei verschiedene Ausgänge. Und auch nach mehrmaligem Durchspielen ist nicht garantiert, dass man in Besitz aller Schwerter gelangt.


Fazit: "Muramasa – The Demon Blade" ist für mich das schönste Spiel auf Nintendos Wii und braucht sich in Sachen Ästhetik hinter keinem anderen Titel verstecken. Die Entwickler von Vanillaware haben unter der Leitung von Lead-Designer George Kamitami ein durch und durch stimmiges interaktives Kunstwerk erschaffen und beweisen, dass Konzepte wie 2D und Sidescrolling nicht veraltet sind und noch immer ein sehr gut funktionierendes Spiel ergeben. Man kann sich kaum satt sehen an der feudalen japanischen Szenerie. Die Kämpfe bleiben immer flott und bieten genügend Abwechslung, vor allem die Endgegner verdienen endlich einmal die Bezeichnung "Boss". Natürlich hätte das Leveldesign etwas mehr Vielfältigkeit vertragen, der Schwierigkeitsgrad ist etwas zu knackig und das generelle Gamedesign durchbricht manchmal den hervorragenden Flow des Spiels, doch für mich ist "Muramasa" eines der herausragendsten Spielerfahrungen auf Nintendos aktueller Heimkonsole. Selten war Metzeln schöner in Szene gesetzt und so kurzweilig. Wer mit dem einzig großen, wenn doch für manchen gravierenden Kritikpunkt leben kann, für den ist "Muramasa – The Demon Blade" ein klarer Pflichttitel, alle anderen sollten zumindest einen Blick wagen.


# # # Andreas Himmetzberger # # #


Grafik: 10/10
Sound: 8/10
Steuerung: 10/10
Spielspaß: 8/10
Gesamt: 9

Entwickler: Vanillaware
Publisher: Koch Media GmbH





Das gefällt mir! Weiter-tweeten
Ein Planet zum Austoben im Hosentaschenformat? Dank "Little Big Planet" für die PSP kein bloßer Wunschtraum mehr!
Das Duo Jak und Daxter kehrt im Stile des ersten Jak and Daxter-Titels auf die PSP zurück und hat einiges im Gepäck!
Auf in die dritte Dimension mit James Cameron's AVATAR The Game!?
Experimentierfreudige Spieler, versammelt euch! Rico Rodriguez ist zurück, bewaffnet mit Enterhaken und Fallschirm, bereit mehr Chaos anzurichten als jemals zuvor. "Just Cause 2" ist das ultimative Actionerlebnis.
Tanzmatten waren gestern, reine Bewegungssteuerung kommt erst morgen, heute wird mit "Just Dance" die Hüfte auf Disco-fähige Tanzfitness trainiert.
Es wird wieder Zeit, die Hüften kreisen zu lassen - "Just Dance 2" fordert erneut zum Tanz!
Rock Classics
Facebook Twitter