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Lockwood & Co.: Die Raunende Maske

Die Heimsuchung Großbritanniens durch Geister und Gespenster erreicht einen neuen Höhepunkt. Die letzte Hoffnung der Menschen sind die jungen Agenten der verschiedenen Agenturen – eine von ihnen ist Lockwood & Co.

(C) cbj / Lockwood & Co.: Die Raunende Maske / Zum Vergrößern auf das Bild klickenSeit über 50 Jahren wird der Alltag der Menschen in Großbritannien von Geistern, Gespenstern und anderen übersinnlichen Phänomenen bestimmt. Kein Lebensbereich, der nicht von den Heimsuchungen erfasst oder eingeschränkt wird. Irgendwie ist es der Gesellschaft gelungen, sich mit den unerwünschten Besuchern zu arrangieren, doch seit wenigen Tagen haben die Übergriffe eine neue Qualität erlangt. Ein ganzer Stadtteil Londons sieht sich urplötzlich mit einer ganzen Flut von aggressiven Geistern konfrontiert, was gleich mehreren Menschen das Leben kostet.


Sämtliche Agenturen der Stadt arbeiten auf Hochtouren, um die öffentliche Ordnung aufrechtzuhalten. Auch Lockwood & Co. sieht sich immer öfter mit der Tatsache konfrontiert, dass es immer häufiger notwendig ist, die Kräfte zu splitten, um die Flut an Aufträgen bewältigen zu können. Lockwood sieht keinen anderen Ausweg als das Team zu vergrößern. Genau im richtigen Moment, denn scheinbar ist es George gelungen, den Auslöser für den Ansturm der Geister zu lokalisieren. Der kleinen Agentur steht sowohl ihr größtes als auch tödlichstes Abenteuer bevor.


Bereits zum dritten Mal entführt Jonathan Stroud seine Leser in eine Welt, die uns bekannt und vertraut erscheint, sich in vielerlei Hinsicht aber von der unsrigen unterscheidet. Zur größten Bedrohung der Menschheit sind ungebetene Besucher aus dem Jenseits geworden, die auch nicht davor zurückschrecken, den Menschen Schaden zuzufügen oder gar zu töten. Nur Kinder und Jugendliche besitzen wirksame Fähigkeiten, sich den übersinnlichen Phänomenen entgegenzustellen. Im Mittelpunkt der Geschichten steht die kleine Agentur Lockwood & Co., die sich durch die Lösung besonders kniffliger Fälle aus der Bedeutungslosigkeit heraus zu einer Toppadresse in Sachen Geisterbekämpfung entwickelt.


In den bisherigen Romanen stand immer die Klärung eines speziellen Falles im Vordergrund, zwar gab es auch dort bereits Nebenschauplätze, die sich jedoch in überschaubaren Grenzen hielten. Im Fall der "Raunenden Maske" verhält sich das anders. Neben der Aufgabe, den Ansturm der Geister einzudämmen, gibt es gleich mehrere Fälle, die den Leser in ihren Bann schlagen, die allerdings in keinem übergeordneten Handlungsmuster verankert sind. Erst relativ spät wird klar, wo der Haupthandlungsstrang zu verorten ist. Wie gewohnt wird der Plot der Geschichte zügig vorangetrieben, ohne dabei Spannung und Gänsehaut zu vernachlässigen. Neben der Beseitigung einer weiteren übernatürlichen Gefahr werden auch erstmalig andere Themenkomplexe prominent in die Handlung eingewoben. Lucy wird im zunehmenden Maße mit dem Wachsen ihrer Kräfte und den daraus resultierenden Konsequenzen konfrontiert.


Die Figur der jungen Teenagerin gewinnt deutlich an Tiefe. Dem Leser wird ein neuer Blick in die Innen- und Gefühlswelt eröffnet, der zur weiteren Ausformung des Charakters beiträgt. Dazu kommt ein anschwellender Konflikt mit dem neuen Teammitglied Holly, der mit zunehmender Seitenzahl dem unvermeidbaren Höhepunkt entgegensteuert. Auch Lockwood wird etwas näher beleuchtet, obwohl viele Verhaltensweisen immer noch mysteriös erscheinen und die Motivation für sein Handeln dem Leser auch weiter verborgen bleiben. Will man es auf wenige Worte herunterbrechen, so lässt Stroud die Figuren im dritten Teil seiner Reihe deutlich menschlicher erscheinen.


Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und unterhaltsam und mit einer ordentlichen Portion Humor garniert. Der Cliffhanger des vorherigen Buchs scheint zunächst vollkommen vergessen und wird erst nach über 50 Seiten geklärt. Ein Umstand, der jedoch zu vernachlässigen ist, denn bis dahin bleibt einem nicht viel anders über als mitzufiebern, ob es der kleinen Schar von Agenten gelingt, einem bösartigen Spuk Einhalt zu gebieten. "Die Raunende Maske" endet, wie schon der zweite Band, mit einem Paukenschlag, sodass man eine schnelle Fortsetzung herbeisehnt.


Dazu kommt ein Handlungsstrang, der bereits im Vorgänger seinen Ursprung hat, an dieser Stelle fortgesetzt wird und auch im nächsten Abenteuer von Lockwood & Co. eine Rolle spielen wird. In Sachen Atmosphäre zeichneten sich bereits die beiden anderen Bücher der Reihe aus. "Die Raunende Maske" macht hier keine Ausnahme. Schnell fühlt man sich hineinversetzt in eine Welt, in der Spukhäuser, nach Blut gierende Geister und undurchsichtige Agenten zum Alltag gehören. Irritierend ist lediglich der für die deutsche Übersetzung gewählte Titel, ansonsten ist das dritte Abenteuer von Lockwood & Co. einmal mehr spannende Unterhaltung auf hohem Niveau für Jung und Alt.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: cbj




 


 
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