Nach einer schweren persönlichen Krise soll es für Jan Simon lediglich ein unbeschwerter Tag mit seiner neuen Freundin werden, doch ein einzelner Anruf stellt alles auf den Kopf.
Jan ist aufgeregt. Endlich ist es so weit. Heute trifft er nach mehreren Monaten des Kontakts via Internet seine neue Freundin erstmals persönlich. Das erste Treffen soll am Kölner Hauptbahnhof stattfinden, wo Jan sie vom Zug abholen will. Gerade am Bahnhof eingetroffen klingelt sein Handy. Doch anstatt der Geliebten, die noch schnell einige kurze Informationen austauschen will, meldet sich ein Unbekannter. Überraschung schlägt schnell in Bestürzung um. Der Fremde hat sich keinesfalls verwählt, sondern konfrontiert Jan mit einem folgenschweren Ultimatum.
Wenn er sich nicht bereit erklärt, den Forderungen des Anrufers Folge zu leisten, stirbt seine Freundin. Um seine Worte zu untermauern, gibt er zu erkennen, dass sich die junge Frau bereits in seiner Gewalt befindet. Jan Simon bleibt keine andere Wahl als den Anweisungen des Unbekannten nachzukommen. Schnell wird aus einem anfänglich unguten Gefühl in der Magengrube grauenvolle Gewissheit, der junge Mann soll unfreiwillig zum Helfershelfer bei einem Terroranschlag auf einen neuen Hochgeschwindigkeitszug werden. Ein Zug, den Jan pikanterweise mitentworfen hat.
Der Titel verrät bereits, dass man bei der vorliegenden Episode mit keinem gemächlichen Auftakt des Geschehens rechnen sollte, sondern bereits nach wenigen Minuten in ein äußerst temporeiches Szenario katapultiert wird. Die Spannungsschraube wird für den Protagonisten und den Hörer mit jeder verstreichenden Minute angezogen. Es beschleicht einen das Gefühl, kontinuierlich eine Uhr ticken zu hören, die unaufhörlich dem Untergang entgegen eilt. Selten zuvor präsentierten sich die Ereignisse einer Folge von "Mord in Serie" derart nervenzerfetzend. Denn bereits nach wenigen Minuten manifestiert sich die Frage im Kopf des Hörers, ob es Jan gelingen wird, das Unvermeidliche zu verhindern und Hunderte vor dem Tod zu bewahren.
Wer ruhige, erklärende Dialoge erwartet, ist hier fehl am Platz, von Beginn an orientiert sich das Skript aus der Feder von Markus Topf an actionreichen Hollywood-Blockbustern und macht dabei eine äußerst passable Figur. Sicherlich ist die Grundidee eines Wettlaufs gegen die Zeit nicht von Grund auf neu, doch im Fall von "Countdown gegen die Zeit" schafft es der Plot, den geneigten Hörer ohne Probleme zu begeistern. Ein weiterer Pluspunkt der Geschichte ist die zurückhaltende Offenbarung der wirklichen Umstände, die zu dem perfiden Attentat geführt haben, was zusätzliche Spannung bei Rezipienten erzeugt.
Ein großes Lob muss man den Produzenten für das Sounddesign dieser Folge aussprechen. Den Kölner Hauptbahnhof realistisch zu inszenieren ist sicherlich keine leichte Aufgabe, doch hier ist es tatsächlich gelungen. Die Hektik und das Gewusel der täglichen Pendlermassen, das Kreischen der ein- und abfahrenden Züge und die über die Gleise plärrenden Lautsprecherdurchsagen der Deutschen Bahn fügen sich zu eben jener Melange zusammen, die man jeden Tag real im größten Bahnhof des Rheinlands erleben darf. Dazu kommt eine temporeiche Hast über das Bahnhofgelände, die auch als solches vom Hörer wahrgenommen wird und zum Mitfiebern einlädt, auch das ist mit einer detailreichen Geräuschkulisse gelungen. Dazu kommen überzeugende Dialoge, die realistisch und einer angespannten Situation wie der geschilderten angemessen sind. Musikalisch orientiert man sich am Rhythmus der schnell voranschreitenden Ereignisse und wählt einen Klangteppich, der sich dem hohen Tempo anpasst und so Wort und Musik zu einer Einheit verschmilzt.
Von den unzähligen bekannten Namen im Booklet sollte man sich keinesfalls täuschen lassen, die dort gelisteten Personen haben alle maximal zwei Sätze Text, die sie lediglich unterstützend für die Atmosphäre eines Großbahnhofs eingesprochen haben. Große Teile der Handlung werden von Mathis Landwehr in der Rolle des Jan Simon und Marion von Stengel als Corinna Koch getragen. Mathis Landwehr setzt den unter massiven Druck stehenden Jan gekonnt in Szene, wobei es ihm gelingt, seine Figur nie zu überzeichnen und jederzeit eine glaubwürdige Arbeit abzuliefern. Ohne Einschränkung gilt dies auch für Marion von Stengel als junge Kriminalbeamte, die nichts unversucht lässt, eine Katastrophe zu verhindern.
Frank Otto Schenk stellt unter Beweis, dass ihm auch fiese Rollen liegen. Selbiges gilt für Ursula Monn, die selten so unsympathisch wie hier zu hören ist. Dazu gesellen sich weitere bekannte Namen wie Christian Stark, Jan-David Rönfeldt und Martin Sabel, die alle ebenfalls überzeugen können. "Countdown gegen die Zeit" ist eine jener Folgen, die man unbedingt in den eigenen Top 5 der Serie verorten muss. Hier stimmt das Gesamtpaket zu 100 Prozent. Ein spannender Thriller mit enorm hohem Tempo, der zumindest im Hörspiel so noch nicht inszeniert wurde.