Nach dem überragenden Erfolg der Adaption von
"Secret Service" darf man gespannt sein, welche Serie aus dem fleißig expandierenden "Millarword"-Universum als nächste auf der Leinwand zu sehen sein wird. Wohl nicht unter den Erstgereihten auf einer entsprechenden Liste steht wohl "Jupiter's Legacy", Mark Millars 2013 gemeinsam mit seinem schottischen Landsmann und Starzeichner Frank Quitely begonnenes Projekt bei Image Comics. Hier sollen nämlich nach dem Willen des Meisters erst alle storytechnischen Fäden zusammenlaufen, bevor man sich tiefergehende Gedanken über die filmische Version macht. Und natürlich auch erst einmal die gesamte Vorlage erscheinen – wofür bei Titeln von Mark Millar, wie wir seit
"Kick-Ass" wissen, mitunter einiges an Geduld erforderlich sein kann.
Bis die fünf Ausgaben, die den ersten Zyklus von "Jupiter's Legacy" bilden und bei Panini im Paperback erscheinen, komplett vorlagen, mussten US-Leser immerhin fast zwei Jahre warten. Das dürfte daran liegen, dass Frank Quitelys außergewöhnliches Artwork nicht eben in Lichtgeschwindigkeit entsteht. Was soll's, das Ergebnis ist die Wartezeit mehr als wert, denn diesmal verknüpft Mr. Millar sein Steckenpferd Superhelden mit den Auswirkungen der globalen Finanzkrise der ausgehenden 2000er Jahre. Weil Utopian, der Anführer der ersten Generation von Spandexträgern, nichts von der Idee seines Bruders wissen will, mit der ihnen zur Verfügung stehenden Macht in die Politik der Vereinigten Staaten einzugreifen, zettelt der einen Putsch mithilfe der desillusionierten zweiten Generation von Helden an.
Nicht nur Kenner des "King Kong"-Mythos werden sich beim Anblick jener Insel freuen, die die ersten Metawesen wenige Jahre nach dem Börsenkrach 1929 ansteuern, um dort ihre Kräfte zu erhalten und diese fortan für das Gute einzusetzen. Die jungen, perspektivlosen Helden könnten fast auch aus dem Hipster-Kapitel von Grant Morrisons metaphysischer Wundertüte "Multiversity" stammen, wenn nicht wie für Mark Millar üblich explizite Gewalt zum Einsatz kommen würde. Die richtet sich diesmal allerdings gegen die Guten selbst, um angeblich einem höheren Zweck zu dienen. Dass große Macht große Verantwortung mit sich bringt, wissen wir nicht erst seit den Tagen von Stan Lees Spider-Man, sondern bekommen hier eine im weiteren Verlauf auch dystopisch angehauchte Vision von superheldischem Machtmissbrauch geboten.