Dates sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Zumindest für einen, der die Suche nach seiner besseren Hälfte schon beinahe aufgegeben hat.
Marshall ist ein Mann mittleren Alters, finanziell momentan etwas angeschlagen, Herr über eine mit allerlei nerdigem Zeugs vollgestopften Wohnung, Brillen- und designierter Glatzenträger. Marshall war aber auch zwölf Jahre lang in einer Ehe, die ein äußerst unrühmliches Ende fand, hatte sechs Jahre lang kein Date mehr und vor sechs Monaten eine aufwühlende Kurzromanze mit einer drogensüchtigen Dame, die ihm nicht nur Geld und Wertsachen, sondern auch den Glauben an die Liebe raubte.
Kurzum: Es steht nicht zum Besten um ihn als ihn ein befreundetes Pärchen mit einer Freundin verkuppeln will und zu einem Blind Date schickt. Schon der Beginn verläuft suboptimal, denn Natalie, so ihr Name, verspätet sich ordentlich und trifft erst ein, nachdem sich ihr Gegenüber aus Verzweiflung schon Alkoholisches genehmigt hat. Doch auf dem Weg zu einer möglichen Beziehung der beiden lauern viele weitere Stolpersteine, zu denen unter anderem Schummeleien über die eigene Vergangenheit, ein Handtaschendiebstahl und die auf einer Party auftauchende Ex-Beziehung von Natalie zählen.
Mit "Mister Wonderful" schließt Reprodukt erfreulicherweise eine weitere deutsche Veröffentlichungslücke des Schaffens von Daniel Clowes. So wie er sich beim erfolgreich
verfilmten "Ghost World" der Orientierungslosigkeit der jungen Generation gewidmet hat, beleuchtet er in diesem im US-Original 2011 veröffentlichten Werk die Diskrepanz zwischen Wunschvorstellung und Realität samt beinahe pathologischer Selbstreflexion eines in der Midlife Crisis steckenden Protagonisten.
Während das Querformat den nötigen Raum für einige schöne Doppelseiten im Breitbildformat liefert, lässt Clowes hingegen durch überdruckte Sprechblasentexte Raum für die eigene Fantasie. Auch einige lakonische Scherze finden Raum in dieser liebenswerten, ursprünglich als Fortsetzungsgeschichte veröffentlichten und dafür 2008 mit einem Eisner Award geehrten Erzählung, sodass sich sowohl romantische Naturen als auch unverbesserliche Misanthropen hier wiederfinden sollten.