Ein vor vielen Jahrhunderten ausgestoßener Fluch stürzt ein junges Paar durch eine Unachtsamkeit am Hochzeitstag ins Verderben.
Ägypten: Ein Land voller Geheimnisse und Mysterien, immer wieder gibt es sensationelle Funde zu bestaunen. Professor Niles ist mit seinem Assistenten Paul Forsythe aufgebrochen, um die Tiefen der Cheops-Pyramide zu erkunden. Während beide immer tiefer in das monumentale Bauwerk vordringen, erleidet Paul einen Schwächeanfall. Der einheimische Führer macht sich auf den Weg, um Hilfe zu holen. Als Müdigkeit den jüngeren Mann übermannt, kann der Professor seinen Wissensdrang nicht länger zügeln und setzt die Erforschung der Pyramide allein fort. Es kommt, wie es kommen muss: Zwar finden sich er und Paul nach einiger Zeit in den Gängen und Tunneln wieder, allerdings haben sie ihre Orientierung verloren und eine Rückkehr zum Ausgang rückt in weite Ferne.
In ihrer Verzweiflung entfachen die Männer aus den Sarkophagen und Mumien ein Feuer, um die Retter auf sich aufmerksam zu machen, dabei stoßen sie auf einige Kostbarkeiten unter den Grabbeigaben. Als man sie endlich findet, entschließen sich die Wissenschaftler, die Entdeckungen an sich zu nehmen, nicht ahnend, dass sie damit den Fluch der Hohepriesterin auf sich geladen haben, der sie bis ins ferne England verfolgt und dort Jahre später seine ganze Grausamkeit entfaltet.
Das Land der Pharaonen übte insbesondere auf die Autoren der klassischen Schauergeschichte eine große Faszination aus. So verwundert es auch kaum, dass sich bereits mehrere "Gruselkabinett"-Folgen mit der dunklen Seite der Hochkultur am Nil befassten – und dies alles auf einem gleichbleibend hohen Niveau. "Im Labyrinth der großen Pyramide" bildet dabei keine Ausnahme, schließlich ist auch diese Erzählung der amerikanischen Schriftstellerin Louisa May Alcott eine Variation des Themas, was geschehen kann, wenn man die Totenruhe der alten Ägypter zu stören wagt. Die Bestrafung eines solchen Frevels durch die unterschiedlichsten Flüche ist aus dem klassischen Fundus der Gruselliteratur nicht mehr wegzudenken.
Tatsächlich gelingt es der vorliegenden Story, diesem Themenkreis durchaus eigene Impulse zu verleihen und nicht in die bewährten, aber hinlänglich bekannten Muster zu verfallen. Hier erhebt sich keine Mumie aus ihrem Grab, der Fluch ist von viel subtilerer und diabolischer Natur und zeigt, dass ein langer Zeitraum vergehen kann, bis ein Verbrechen gesühnt wird. Bei genauer Betrachtung bekommt es der Hörer gleich mit zwei Geschichten zu tun, die auf ganz unterschiedliche Art ihren Horror entfalten. Grob genommen gibt es den ersten Teil der Erzählung, der verrät, was den Fluch auslöst und den zweiten, der dessen Konsequenzen schildert.
Die Ereignisse im Grabmal der Pharaonen sind geprägt von Enge und Hitze und der Angst, unter der Erde gefangen zu sein und im Dunkel des Labyrinths sterben zu müssen. Eine dichte Atmosphäre zeichnet die geschilderten Ereignisse aus und versetzt den Hörer binnen weniger Augenblicke in die stickigen Tunnel. Sehr gelungen! Die zweite Hälfte führt uns vor Augen, wie ein lange vergessenes Geschehnis das Leben eines Menschen Jahre danach auf spektakuläre Art vernichten kann. Ebenfalls formidabel in Szene gesetzt.
Die musikalische Gestaltung fängt das Geschehen eindrucksvoll ein und weiß gerade die Momente im Inneren der Pyramide nochmals emotional zu verstärken. Die Soundeffekte tun ein Übriges und fügen sich auf unaufgeregte, aber immer passende Art in den Gesamtkontext ein. Die Story wird fast ausschließlich von drei Stimmen getragen, was aber vollkommen genügt, um den ihr innewohnenden Schauer einzufangen. Pascal Breuer agiert ebenso geschickt als Erzähler wie in den Rollen als sorgenvoller Bräutigam und pflichtergebener Assistent.
Fabienne Hesses Stimme passt ausgezeichnet zur jungen und wissbegierigen Frau, die ihrem zukünftigen Ehemann einige Geheimnisse zu entlocken weiß. Horst Naumann brilliert als raubeiniger Professor, dem seine Arbeit als Forscher über alles geht. In weiteren Rollen sind zudem Dirk Petrick, Valentin Stroh, Stephanie Kellner und Benedikt Weber zu hören, die keine Wünsche offenlassen. "Im Labyrinth der großen Pyramide" ist eine variantenreiche Gruselgeschichte und liefert beste Schauerunterhaltung!