Was ist Wahn und was Wirklichkeit? Eine Frage, die nicht nur Moon Knight, sondern auch alle umtreibt, die diese Story lesen.
In
Band 43 der "roten" Marvel-Sammelreihe fand sich (neben seinem Debüt aus "Werewolf by Night" 32 von 1975) mit dem Start der 2014 unter dem "All-New Marvel NOW!"-Banner erschienenen "Moon Knight"-Serie ein Highlight aus der jüngeren Geschichte der "Faust von Khonshu". Nach Warren Ellis übernahm Brian Wood für den
zweiten Storybogen die Autorenschaft, während der Zeichenstift von Declan Shalvey an Greg Smallwood weitergereicht wurde. Letzterer war dann wiederum auch für das Artwork des nächsten Volumes verantwortlich, das 2016 loslegte und (mit einer rund halbjährlichen Unterbrechung) dank der findigen "Legacy"-Nummerierung bis zur Jubiläumsausgabe 200 reichte.
Die Handlung für die ersten 14 Hefte steuerte Jeff Lemire bei, der sich ebenso wie seine Vorgänger auf die "dank" zahlreicher verschiedener Persönlichkeiten zerrüttete Psyche von Moon Knight konzentrierte. Im Auftakt "Welcome to New Egypt" findet sich der Mann, der sich für den Diener des ägyptischen Gottes Khonshu hält, in einer psychiatrischen Anstalt wieder, in der auffälliges Benehmen mit Übergriffen des Personals und Elektroschocks geahndet wird. Marc Spector soll hier seit seinem zwölften Lebensjahr eingesperrt und die Identität als kostümierter Antiheld folglich bloße Einbildung sein, aber die Begegnungen mit alten Bekannten und Momente der Klarheit sprechen eine andere Sprache… oder sind sie bloße Wahnvorstellungen?
Zusammen mit dem Protagonisten wird die Leserschaft den gesamten Fünfteiler über im Unklaren gelassen, was nun eigentlich Fantasie und was Realität ist. Jeff Lemire spielt dabei nicht nur geschickt mit den einzelnen Facetten von Mr. Knight und Konsorten, sondern lässt auch Verweise auf die Arbeiten seiner Vorgänger an dem weißgekleideten Ritter der Nacht einfließen. Greg Smallwood macht einen nicht minder feinen Job, der in einigen Panels wohl nicht zufällig stilistische Erinnerungen an Bill Sienkiewicz (
"Stray Toasters") weckt, welcher bekanntlich für die allererste monatliche Serie tätig war. Jordie Bellaires Kolorierung schließlich rundet eine weitere spannende Interpretation von Moon Knight gelungen ab.