"Ich darf heute nicht sterben. Ich bin im Urlaub, verdammt."
Im Laufe der Jahre haben wenige Marvel-Charaktere einen derartigen Wandel durchgemacht wie Scott Summers alias Cyclops, dessen turbulente Biografie auf den wie immer formidablen redaktionellen Seiten der ihm gewidmeten Ausgabe in der zweiten Sammelreihe von Hachette rund um das "House of Ideas" beleuchtet wird. Einen Tiefpunkt, was seine Sympathiewerte bei den Fans betrifft, erreichte er wohl nach den dramatischen Geschehnissen von "Avengers vs. X-Men", in deren Verlauf er von der Phoenix-Kraft besessen sogar Charles Xavier tötete (siehe
Band 111 der "schwarzen" Kollektion) und anschließend nach seiner Verhaftung samt Flucht ein neues Team abtrünniger X-Rebellen anführte.
In jüngerer Vergangenheit konnten wir im Zuge von Jonathan Hickmans Etablierung von Krakoa als Heimat einer Nation der Mutanten wieder einen verträglicheren Cyclops erleben, der sich mit seinem längst weniger pazifistischen Ansatz bezüglich des Zusammenlebens zwischen Homo superior und Homo sapiens nunmehr aber in weitaus besserer Gesellschaft befindet (inklusive der des eigenen Mentors) – die Zeiten ändern sich nun mal auch im Marvel-Universum. Ausgabe 85 präsentiert uns Material aus jenen Tagen, in denen Mr. Summers noch ein gutes Stück von der Rolle als später Geächteter unter den Mutanten entfernt war.
In der Miniserie "Marvel Icons: Cyclops", erschienen Ende 2001, wird Scott von Professor Xavier zu ein paar Tagen Urlaub verdonnert, die ihn über Alaska – wo ihn Juggernaut und Black Tom Cassidy im Auftrag eines gewissen Ulysses töten sollen – weiter ins Wilde Land und nach Paraguay führt. Obwohl Autor Brian K. Vaughan (
"Saga") zur selben Zeit exquisites Material für den Verlag lieferte (siehe
Band 65), bietet der Vierteiler lediglich unauffällige Kost und eine Mischung aus erzählerischen Versatzstücken, die man so schon woanders (Achtung, schlechter Wortwitz!) x-mal gesehen zu haben glaubt. Mark Texeiras Artwork geht in Ordnung, reißt hier aber auch keine Bäume aus.
Zum Abschluss folgt "X-Men Origins: Cyclops" von 2010, einer von mehreren Oneshots, die sich jeweils verschiedenen Mutanten widmeten. Wie der Name schon nahelegt, gibt es hier einen Rückblick auf die prägenden, frühen Tage von Scott Summers samt der schicksalsträchtigen Begegnungen mit Professor X und Magneto, den einstigen Gegenpolen der Mutanten-Community. Auch Stuart Moores Story und Jesse Delperdangs Zeichnungen sind unterhaltsam, aber dürften darüber hinaus nicht besonders im Gedächtnis bleiben. Dieser Eintrag der "roten" Marvel-Sammlung fällt daher in die Kategorie "solider Durchschnitt".