Die magische Welt der Tiere ist schon lange in unserer Realität etabliert und bildet eine versteckte, bunte Parallelgesellschaft, die sich mit ihren ganz eigenen Problemen konfrontiert sieht.
Der Staat im Staat befasst sich in erster Linie mit der Geheimhaltung seiner Existenz vor den Menschen, doch genau um dieses Unterfangen zu unterminieren, zeigt ein findiger Reporter Ehrgeiz und wird zur Zielscheibe. Damit nicht genug brodeln im Führungsapparat der magischen Gesellschaft weiterhin Intrigen, Komplotte und finstere Pläne, in die nicht nur die üblichen Verdächtigen involviert sind. Letztlich werden Bigby Wolf und Snow White auf Campingurlaub geschickt, der jedoch nur als Vorwand dient, um sie dezent aus dem Weg räumen zu können.
Abgesehen von der gegen sie gerichteten Tötungsabsicht sind die beiden in freier Natur zusätzlich mit ganz anderem, animalischem Verlangen konfrontiert. Zwischen den Episoden aus der erzählten Gegenwart werden immer wieder mehr oder weniger tragische Ereignisse aus der Vorkriegs- und Kriegszeit geschildert, als das Märchenland noch das Zuhause der unterschiedlichsten Sagengestalten war. So erfährt man durch das geschickte Verweben mit aktuellen Ereignissen, was es mit den Gerstenbräuten auf sich hat, was der Traurigkeit des in Melancholie versinkenden Boy Blue zugrunde liegt und wie die letzten Schlachten in der Heimat gefochten wurden.
Die Storys greifen ineinander über und mag ihre Handlung noch so weit entfernt von der des
Vorgängers sein, schafft es Bill Willingham mit seinem überaus begabten Kreativteam, nahtlos von einem Abenteuer ins nächste zu führen und dabei auch die Hintergründe für aktuelle Entwicklungen ans Tageslicht zu bringen. Wunderschön in Szene gesetzt, spannend, derb, erotisch und voller gut durchdachter Geschichten wird "Faibles" immer mehr zu einer hochqualitativen Mischung aus Gesellschaftsstudie, niveauvoller Soap Opera, kulturellem Märchenwelt-Exkurs, Traumabewältigung und Anti-Kriegs-Statement.