Das Martyrium nimmt kein Ende. Zwar ist es Dorian Hunter gelungen Coco Zamis aus den Klauen des Duk-Duk-Kults zu entreißen, doch die Flucht steht unter keinem guten Stern. Ein Entkommen mit dem Flugzeug scheitert und man sieht sich gezwungen, mit einem Schlauchboot ohne Wasser und Proviant auf den Pazifik hinauszusteuern. Die Lage wird immer prekärer. Erschöpfung, Durst und die gnadenlose Sonne fordern ihren Tribut. Tage und Nächte verschwimmen, es dürfte nur noch eine Frage weniger Stunden zu sein, bis der Tod den Dämonenjäger und seine Gefährtin in die kalten Arme schließt.
Zunächst scheint es nur ein weiterer Traumfetzen im Delirium zu sein, doch tatsächlich werden Hunter und Coco in letzter Sekunde von Mitgliedern des Widerstands gerettet und zunächst nach Indien gebracht, um sich zu erholen und die Reise nach England fortzusetzen. Die Lage bleibt jedoch trügerisch, denn die potenziellen Verbündeten erweisen sich keinesfalls als vertrauenswürdig und dann betritt auch noch eine weitere Figur das Spielfeld, die nicht an die Schwarze Familie gebunden ist und eigene Ziele verfolgt.
"Dorian Hunter" hat sich schon immer als eine Serie erwiesen, die die verschiedenen Handlungsebenen äußerst komplex anlegt und manchmal erst einige Folgen später logisch zusammenführt, um so den einen oder anderen Aha-Effekt für die Hörer bereitzuhalten. Der Auftakt des neuesten Zweiteilers dürfte für das aufmerksame Publikum geradezu gespickt sein mit solchen Momenten.
Wir erhalten Auskunft darüber, welche Motivation Coco antrieb, vorgeblich ins Lager von Olivaro zu wechseln, ebenso wird nun klarer, wie es zu ihrer Schwangerschaft gekommen sein könnte und wie weit die Kontakte ihres Vaters tatsächlich reichten. Doch damit nicht genug, weitere Rätsel werden gelöst und dürften mehrmals für Verblüffung sorgen. Das große Ganze entwickelt sich konsequent weiter und hebt sich darin wohltuend von anderen Serien des Metiers ab.
Der Hauptstrang der Handlung bietet wieder einmal alles, was die Serie ausmacht, eine gute Mischung aus Action und düsteren, ja geradezu beklemmenden Momenten, angereichert mit einer kleinen Prise schwarzen Humors. Dazu wählt man erneut ein vollkommen unverbrauchtes Setting als Kulisse der Ereignisse und kann auch an dieser Stelle punkten. Die musikalische Gestaltung nahm schon seit jeher eine Sonderstellung ein. Zu den bereits bekannten harten Industrial-Beats und den verstörenden Geräuscharrangements, die für ein permanentes Unwohlsein sorgen, gesellen sich dieses Mal eine melancholische Gitarrenmelodie und Stücke, die die Brücke zum Handlungsort Indien schlagen. Die Soundeffekte passen hervorragend zum Geschehen und sorgen für einen realistischen und authentisch anmutenden Background der Dialoge.
Thomas Schmuckert ist und bleibt die Idealbesetzung für die Rolle des abgebrühten Dämonenjägers, die ordentliche Mischung an Rotz in der Stimme gepaart mit einer gehörigen Menge an Coolness, angereichert mit einer angemessenen Messerspitze an Sarkasmus und Zynismus, ist einfach nicht zu überbieten und macht seine Performance zu etwas Besonderem. Claudia Urbschat-Mingues bekommt ein wenig mehr Raum und kann wieder als Coco Zamis glänzen.
Wolfgang Häntsch tritt auch hier in der Rolle des Erzählers in Erscheinung und verleiht mit seiner außergewöhnlichen Stimmfärbung der Produktion noch einmal eine ganz eigene Note. In weiteren Rollen sind Katharina Gast, Jan-David Rönfeldt, Karin Rasenack und Wolfgang Sprenger zu hören, deren Auftritte ebenfalls keine Wünsche offenlassen. Die Qualität der Drehbücher bleibt konstant hoch und man schafft es mühelos, die Konkurrenz auf die Plätze zu verweisen.