Während Pardot Kynes unerwartet höchste Ehren zuteilwerden, wird andernorts in der Galaxie das Machtgefüge in Richtung des Hauses Harkonnen verschoben.
Nur kurze Zeit nach dem
Auftakt der Graphic Novel zum Science-Fiction-Klassiker "Dune" (1965) ist bei Splitter auch das nicht minder empfehlenswerte Pendant zu dessen Prequel aus der Feder von Frank Herberts Sohn Brian und Co-Autor Kevin J. Anderson an den Start gegangen, um weit mehr als bloß die Wartezeit bis zur Fortsetzung im November 2022 zu verkürzen. Wer sich vom geradezu hypnotischen Cover-Artwork des gewohnt brillanten Jae Lee lösen kann, darf in vier neuen Kapiteln die weitere Karriere von Pardot Kynes verfolgen, der eigentlich von den Anführern der Fremen beseitigt werden sollte, nach einem missglückten Attentat aber seine ambitionierten Pläne für Arrakis in Angriff nehmen kann.
"Angriff" ist auch das richtige Stichwort für die Geschehnisse, die sich parallel zum Aufstieg des imperialen Planetologen Lichtjahre entfernt ereignen. Die Befürchtungen des zu Studienzwecken auf Ix weilenden Stammhalters des Hauses Atreides, dass eine Revolution der rechtlosen Suboiden bevorsteht, bewahrheiten sich auf dramatische Weise und zwingen sowohl ihn als auch seine Gastgeber zur Flucht. Die Fäden im Hintergrund zieht Vladimir Harkonnen, dessen Verbündeten nun der perfekte Ort für die Synthetisierung einer uns nur allzu bekannten Substanz in die Hände gefallen ist. Wie Leto Atreides und seine Freunde Rhombur und Kailea, die Kinder des gestürzten Grafen Vernius, alsbald erkennen müssen, macht das Unheil aber auch nicht vor den Toren Caladans Halt.
Das Artwork-Team Dev Pramanik (Zeichnungen) und Alex Guimarães (Kolorierung) zieht erneut alle Register, um so unterschiedliche Plätze wie die brütend heißen Weiten des Wüstenplaneten Arrakis ebenso toll einzufangen wie die gleichermaßen wenig einladende Zuchtstation der Bene Gesserit. Der regelmäßige Wechsel zwischen den Schauplätzen funktioniert tadellos und legt die einzelnen Fäden jener sinistren Verschwörung frei, die maßgeblich im Hause Harkonnen zusammenzulaufen scheinen. Und so braucht es nicht einmal die Erkenntnis, dass Religion auch in der Welt von "Dune" ein dankbares Mittel der Politik ist, um den trotz allen Sci-Fi-Feuerwerks in seiner Essenz durch und durch realistischen Kern menschlichen Machtstrebens zu erkennen, der Frank Herberts Saga so anziehend macht.