Bob ist verschwunden! Es gibt keinerlei Hinweis auf seinen letzten Aufenthaltsort.
Der gemeinsame Surftrip an die Küste ist Geschichte. Bob bekommt kurzfristig Besuch von seiner Cousine aus Seattle, was ihn jedoch nicht davon abhält, für seine gute Freundin Leslie einzuspringen und bei einem ihrer Kunden die Katzen zu füttern. Doch der Besuch in dem abgelegenen Haus in den Bergen nahe der Küste verläuft gänzlich anders als erwartet. Urplötzlich findet er sich in einem verborgenen Gewölbe unter dem Haus des Katzenbesitzers wieder. Niemand weiß, wo sich der dritte Detektiv aufhält und sein Handy hat er außerhalb seines unerwarteten Gefängnisses zurückgelassen.
Als Bobs Cousine ohne Übernachtungsmöglichkeit auf dem Schrottplatz von Titus Jonas strandet, da ihr Verwandter nicht wie versprochen am Flughafen erschienen ist, steht fest, dass ihm etwas zugestoßen sein muss. Justus und Peter beginnen unverzüglich mit ihren Ermittlungen. Die ersten Fakten legen nahe, dass Bob aufgebrochen ist, um die Haustiere des Unbekannten zu versorgen. Seine Freunde lassen nichts unversucht zu klären, was mit ihrem Freund geschehen ist. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn noch gibt es keinerlei Hinweise, was sich wirklich in dem Haus in den Canyons ereignet hat. Bald steht fest, dass das Anwesen und seine Bewohner mehr als nur ein Geheimnis umgibt.
Wie bereits die letzten Abenteuer der drei Fragezeichen beginnt auch "Der dunkle Wächter" äußerst vielversprechend und kann fast von der ersten Minute an mit einer dichten und tatsächlich unheimlichen Atmosphäre punkten. Bobs Alleingang durch den dunklen Wald und im Inneren des Hauses, das an vielen Stellen an die antike Unterwelt des alten Griechenlands erinnert, sorgt direkt für die richtige Stimmung in einem Fall, der tatsächlich anfänglich an die Klassiker der Serie erinnert. Doch nach der anfänglichen Euphorie setzt die Ernüchterung ein, die Geschichte kann die Spannung leider nicht über die volle Distanz halten und verliert immer mehr an Drive. Boten die letzten Episoden Storys, die an einen zweiten Frühling der drei Fragezeichen glauben ließen, bekommt man hier einen Kriminalfall präsentiert, der allenfalls in die Kategorie "solide Hausmannskost" fällt.
Die letztendliche Aufklärung bietet schließlich nur wenig Überraschendes und Krimifans haben spätestens im letzten Drittel eine konkrete Ahnung, wohin die Reise geht. Die Auswahl der Musikstücke weiß durchaus zu gefallen. Synthesizerklänge, die Reminiszenzen an die 1980er Jahre heraufbeschwören, passen erstaunlich gut zu den Ereignissen im Haus des Katzenfreunds und der kriminalistischen Arbeit der drei Detektive. Gleiches lässt sich über die eingesetzten Soundeffekte berichten, die alle sehr überzeugend und organisch ausfallen und die Ereignisse bestens zu unterstreichen wissen. Die drei Hauptakteure, die seit nun bereits über 200 Folgen in derselben Besetzung agieren, sind eine Bank, die selbst die grauenvollsten Skripte zu retten weiß. Man hört jede Minute, mit wie viel Herzblut hier gearbeitet wird.
Dem gegenüber steht eine komplette Fehlbesetzung. Wer kommt auf die Idee, eine Endvierzigerin als junges Mädchen Anfang 20 zu besetzen? Die Performance von Marion Gretchen Schmitz fällt keinesfalls schlecht oder unglaubwürdig aus, aber altersmäßig passt hier nichts, sorry! Die übrigen Protagonisten agieren ebenfalls auf dem gewohnten Niveau der Serie und zeigen ihre langjährige Erfahrung im Hörspiel. "Der dunkle Wächter" ist der erste leichte inhaltliche Einbruch nach der 200er-Marke, aber trotz des leichten Abfalls gegenüber den Vorgängern immer noch um Längen besser als vieles, was uns zwischen Folge
150 und
200 geboten wurde.