Egal ob gegen Blutsauger, internationale Terroristen oder versnobte Landsmänner: Union Jack kämpft auch in dritter Generation für das Vereinigte Königreich.
Die beständig wachsende Anzahl an Bänden der beiden Marvel-Sammelreihen von Hachette bringen nicht nur tolles Lesematerial quer durch die Verlagshistorie mit sich, sondern enthalten auch viele Querverweise untereinander und laden so erst recht zum Nachschlagen und erneuten Lesen ein – so auch im Fall von Union Jack, dessen Debüt sich bereits im
siebten Band der "roten" Kollektion zu Captain America findet. Joseph "Joey" Chapman ist der dritte Kämpfer im britischen Flaggenkostüm und im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern (sowie dem ungleich bekannteren Captain Britain) nicht adeliger Herkunft, sondern aufgrund seiner Verwurzelung in der Arbeiterklasse sozusagen der Held des kleinen Mannes.
Das wird besonders in der Miniserie von 1998 spürbar, die diesen Band einleitet und von Ben Raab und John Cassady geschrieben wurde, wobei Letzterer auch für das stimmige und auf weiter Strecke angenehm zurückhaltend kolorierte Artwork zuständig war. Der Dreiteiler konfrontiert Joe Chapman aber nicht nur mit lästigen Standesdünkeln, sondern auch der Familiengeschichte der Falsworths, die neben den ersten beiden Union Jacks auch Baron Blood hervorbrachten. Kenneth Crichton, der eigentlich die heroische Tradition fortführen hätte sollen, gerät in den Bann einer Dame mit dem unheilvollen Namen Baroness Blood, die nach einem Ausweg aus den Problemen strebt, mit denen Vampire zu kämpfen haben. Die Auseinandersetzung gerät schwer unterhaltsam und punktet besonders durch ein unübliches Ende.
Danach folgt eine vierteilige Miniserie von 2006/07, geschrieben von Christos N. Gage und gezeichnet vom stets souverän agierenden Mike Perkins. Darin ist es ein radikaler Ableger der Terrororganisation AIM namens RAID, der eine ganze Armada an (zweitklassigen) Superschurken nach London schickt und die Vorgesetzten von Union Jack zwingt, die Hilfe einiger internationaler Heldenkollegen anzunehmen. Gegen die Action lässt sich nichts einwenden, wenngleich sich die Essenz des Charakters Union Jack im Rahmen eines "team book" etwas verliert. Ein Schicksal, das übrigens – und damit schließt sich der Kreis zur Einleitung – auch
der Captain Britain gewidmete Band der Reihe teilt.