Die Idee eines mordenden Doppelgängers von Batman war zu gut, um sie nach fast einem Vierteljahrzehnt nicht wieder aufzugreifen.
Auf die Frage hin, welcher Charakter aus der unüberschaubar großen Schurkengalerie am besten eine Antithese zu Batman verkörpert, würden 99 von 100 Fans vermutlich Azrael nennen – schließlich stellte DC in Form Jean Paul Valley in den 1990ern seiner Leserschaft die ultimative Frage, ob der Beschützer von Gotham City angesichts des damals zunehmend grimmigen Tons in Superhelden-Comics überhaupt noch zeitgemäß war. Die
"Knightfall"-Saga ist selbstverständlich ein Eckpfeiler zum Verständnis des Mitternachtsdetektivs, doch tatsächlich wurde schon beinache eine Dekade zuvor die perfekt spiegelbildliche Perversion der Ideale von Batman eingeführt.
In der ersten (und einzigen) Ausgabe von "Batman Special" aus dem Jahr 1984, die den vorliegenden Band einleitet, konfrontierte Mike W. Barr (Fledermaus-Connaisseure schätzen ihn als Autor der sogenannten
"Demon Trilogy") Batman mit einem Kontrahenten, der in allen Belangen dessen direktes Gegenteil darstellt: Nicht nur Bruce Waynes Eltern wurden an jenem tragischen 26. Juni in einer dunklen Gasse getötet, sondern an anderer Stelle in der Stadt auch die des Mannes, der sich nun Wrath nennt und sein Leben der Ermordung von Polizisten verschrieben hat – schließlich war es einer von ihnen, den er für den tragischen Zwischenfall im Zuge eines schiefgegangenen Diebstahls verantwortlich macht. Sein Name: James Gordon!
Die schnörkellos erzählte und von Michael Goldens elegantem Strich getragene Erzählung erhielt 2008 eine Fortsetzung in "Batman Confidential" 13-16 und stellt ein gutes Beispiel dafür dar, wie sich eine faszinierende Idee weiterspinnen und dabei vieles, das beim komprimierten Vorgänger offenblieb, ausfüllen lässt (wenngleich manches Rätsel bleibt, etwa zum Wissen des Schurken über Batman). Nun treibt sich nämlich ein neuer Wrath in Gotham City herum und setzt alles daran, das blutige Vorhaben des Originals zu Ende zu bringen. Nicht nur Nightwing, sondern auch Autor Tony Bedard und Zeichner Rags Morales machen bei der um den Vater-Sohn-Aspekt des Duos Batman/Robin ergänzten Story eine gute Figur.