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Aria 6

Was wäre ein Leben als Abenteuerin, wenn sich nicht auch die Mutterschaft als solches erweisen würde?

Aria 6So wie sich die Vorgänger in Sachen Bonusmaterial spendabel gezeigt haben, kann auch der sechste Band der Integral-Ausgabe von "Aria" aus dem Hause Kult Comics mit ganz besonderem Material aufwarten: Diesmal sind es Kurzgeschichten von Michel Weylands "Stéréo-Land", die 1968 in "Tintin" abgedruckt wurden und die frühesten Veröffentlichungen des Meisters darstellen. Nach diesem sechsseitigen Rückblick auf die Anfänge im Funny-Bereich geht es sogleich weiter mit den Abenteuern, die er seiner Heldin als Folge des Wiedersehens mit Jugendfreund Tiger auf den attraktiven Leib schrieb. Die Originalbände 20 ("La Fleur au ventre"), 21 ("La Griffe de l`ange") und 22 ("La Voie des rats") bedeuten weitere große Schritte auf der Reise der Protagonistin.


Nach der überraschenden Erkenntnis ihrer Schwangerschaft verabschiedet sich Aria zunächst vom werdenden Vater, um nach Arnolite zu reisen, wird auf dem Weg aber trotz der angeheuerten Begleitung entführt und vom vermeintlichen Retter, der sich noch dazu als ihr Ehemann ausgibt, unter Drogen gesetzt. Der wohlschmeckende Bellivrier-Trank lässt nicht nur ihre Sprachfähigkeiten, sondern auch die Erinnerungen und den ansonsten starken Willen dahinschwinden, doch zum Glück ist es nicht irgendein Baby, das in ihrem Bauch heranwächst, sondern ein ganz besonderes. Für Tiger allerdings zu besonders, denn er versucht sich des (später schließlich in Freiheit geborenen) Sprosses sogar gewaltsam zu entledigen.


Die Hörner und Schuppen, die den kleinen Sacham zieren, sind nicht nur zu viel für den guten Mann, sondern auch die Spätfolgen von Arias Bad in einem kontaminierten Gewässer – und ein weiteres Beispiel für die vielen Rückgriffe auf einzelne Elemente der Saga, die ihr Schöpfer immer wieder in Richtung eines großen Ganzen verknüpft. Neben der emotionalen Verbindung, die zwischen Mutter und Sohn herrscht, wird jene der Leserschaft zur Protagonistin ebenfalls gestärkt und sie trotz des Fantasykontexts in ihrem Wesen und ihren Handlungen noch greifbarer und realer. Eine tolle künstlerische Leistung, die diese Trilogie an Bänden auszeichnet und ein trotz aller dramatischer Geschehnisse helleres, optimistischeres Pendant zum vergleichsweise düsteren fünften Band darstellt.


Im Gegensatz zu Legionen anderer Comic-Charaktere, denen keine Änderungen erlaubt werden, darf Aria an ihren Erfahrungen wachsen und sich weiterentwickeln, hier eben in die Rolle einer Mutter – wenngleich zu ganz eigenen Bedingungen, denn ein Leben am heimeligen Herd würde keine spannenden Episoden mehr abwerfen. Folglich überrascht es abschließend wenig, dass "Le Poussar" aus dem Jahr 2001 als einziges Album der vorliegenden Ausgabe einst vom vorangegangenen deutschen Lizenznehmer Epsilon veröffentlicht wurde. Die Suche nach einem Glücksbringer, dessen Verlust ein Kind in tiefe Lethargie stürzte, zeigt die frischgebackene Mutter nämlich wieder "on the road" und ließ die hiesigen Fans damals wohl bestenfalls mit vagen Ahnungen der vorangegangenen Erlebnisse zurück.


 
# # # Andreas Grabenschweiger # # #



Publisher: Kult Comics


 
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