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Frankenstein

Was macht einen Menschen aus? Und was lässt ihn zum Monster werden?

FrankensteinMit "Dracula", 2019 in deutscher Übersetzung bei Splitter erschienen, legte der französische Comic-Grandseigneur Georges Bess eine fantastische Adaption des Klassikers von Bram Stoker vor, nun folgt mit "Frankenstein" ein weiteres Highlight – auch optisch, denn war das Cover des Vorgängers vergoldet, präsentiert sich die Adaption von Mary Shelleys nicht minder einflussreichem Schauerroman "Frankenstein or The Modern Prometheus" mit stilvoller Silberprägung. Die künstlerische Qualität, die sich zwischen den Buchdeckeln entfaltet, ist auch hier über alle Zweifel erhaben und legt den urtümlichen Horror der 1818 erschienenen Vorlage mit edlem Schwarzweiß-Artwork wieder frei.


Die grundlegende Handlung dürfte geläufig sein, wenngleich ihre für allerlei Interpretationen zugänglichen Nuancen von über einem Jahrhundert an popkulturellen Bearbeitungen überdeckt worden sind: Als in gewisser Hinsicht Vorläufer des "mad scientist" der Science-Fiction setzt sich der junge Schweizer Arzt Victor Frankenstein in seinem Forschungs- und Geltungsdrang über jegliche ethischen Grenzen hinweg und schafft die Wiederbelebung von toter menschlicher Materie in Form zusammengeflickter Leichenteile. Als die Büchse der Pandora jedoch durch sein Tun geöffnet ist, verstößt er die missgestaltete Kreatur ebenso wie alle anderen Menschen, der sie im weiteren Verlauf ihres (passagenweise an einen Entwicklungsroman erinnernden) Weges begegnet.


Die Odyssee des quasi als unbeschriebenes Blatt in die Welt entlassenen Wesens, das erst durch eine ihm feindlich gesinnte Umwelt zum tatsächlichen Monster wird, bannt Bess mit gleichermaßen wuchtigen wie anmutigen Strichen auf Papier und macht den Weg bis zum unvermeidlich tragischen Ende zum bittersüßen Genuss. Seine Bearbeitung von "Frankenstein" stellt keinen Freibrief dar, das ihm zugrundeliegende Werk nicht zu lesen, ist aber mindestens eine eindrückliche Motivation, dies zu tun – und für sich allein stehend eine Lektüre, die sich das (leider inflationär verwendete) Etikett Graphic Novel vollauf verdient.


 
# # # Andreas Grabenschweiger # # #



Publisher: Splitter Verlag




 


 
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