Unter den Legionen an Spinnenhelden war und ist Miguel O`Hara einer der interessantesten, wie dieser schwer unterhaltsame Band beweist.
Jahrzehnte an Storys und Continuity machen es Neueinsteigern bei Superhelden-Comics nicht gerade einfach, eine Tatsache, derer sich auch Marvel stets bewusst war und ist. Die immer wieder mal praktizierten Reboots sind eine Möglichkeit, um dieses Problem anzugehen, die andere ist ein frisches Sublabel als neue kreative Spielwiese. Den erfolgreichsten Versuch diesbezüglich stellt das "Ultimate Marvel"-Imprint dar, das 2000 mit
"Ultimate Spider-Man" loslegte und immerhin bis zum (wieder einmal) realitätsverändernden Crossover
"Secret Wars" Bestand hatte, weniger glücklich und entsprechend kurzlebig (trotz interessanter und "realistischerer" Ansätze) war das "New Universe" (1986-1989). Irgendwo dazwischen reiht sich die "Marvel 2099"-Linie ein, die immerhin von 1992 bis 1998 Bestand hatte.
Auch hier fiel dem Netzschwinger die Rolle als Türöffner für die neue Produktlinie zu, die im Rahmen von "Spider-Man 2099" startete. Die ersten drei Ausgaben finden sich im vorliegenden Hachette-Band und präsentieren die Origin des De-facto-Nachfolgers von Peter Parker in der Zukunft. Die Idee von Alchemax als alles beherrschendem Megakonzern ist zwar nichts wirklich Neues, aber der bewährte Peter David baut rund um sie herum binnen weniger Seiten eine spannende Kulisse auf, vor der sich die kurzweilige und mit einigen amüsanten Referenzen gespickte Story entfaltet. Das Artwork von Rick Leonardi geht ebenfalls in Ordnung, lediglich die Kolorierung erscheint entgegen der futuristischen Ausrichtung merkbar altbacken (verglichen etwa mit dem, was zur selben Zeit der neue Konkurrent Image mit dem Computer zauberte).
Im Anschluss folgt – eigentlich ja auch zur grundsätzlichen Prämisse passend – ein Zeitsprung ins Jahr 2014, in dem nach längerer Zeit Durststrecke Vol. 2 von "Spider-Man 2099" an den Start ging. Diesmal strandet Miguel O`Hara in der Gegenwart und muss seinen (mäßig sympathischen) Großvater Tyler Stone beschützen, der als Firmenboss von Alchemax eine Diktatur mit Spider-Slayern ausstatten will, während mit Liz Allan die starke Frau des zukünftigen Megakonzerns seine Identität herausfindet. Hier passt dann auch die Kolorierung, ganz zu schweigen vom einwandfreien Artwork von Will Sliney und wiederum einem Peter David in Hochform, der mit Charme, jeder Menge Situationskomik und den Tücken chronaler Turbulenzen bestens umzugehen weiß.