Und wieder beschert uns jene Serie, die seit Jahren auf genialste Weise die Grenzen des schlechten Geschmacks auslotet, einige modere Klassiker der Animationskunst.
Den Auftakt der mittlerweile zwölften Staffel macht Cartmans unabsichtliche Infektion mit dem HIV-Virus im Zuge einer Mandeloperation. Betroffenheit macht sich bei Mitschülern, Lehrern und Eltern breit – nur Kyle zeigt sich wenig gewillt Trauer zu tragen wie Cartman sein neues Tom Hank’sches "Philadelphia"-Outfit. Vielmehr legt er Schadenfreude an den Tag und provoziert den Kranken schließlich so sehr, dass der sich nächtens bei ihm einschleicht und ihm absichtlich mittels Spritze sein HIV-verseuchtes Blut injiziert. Nun beginnt die Suche der beiden nach einer Heilung, die sie nach Los Angeles führt. Dort lebt der einzige Mann, der es geschafft hat AIDS zu besiegen: Basketball-Star Magic Johnson.
Und tatsächlich schaffen die drei das Unmögliche und finden ein Heilmittel, das allerdings so abstrus und wahnwitzig ist, dass es an dieser Stelle nicht verraten werden soll. Eine großartige Folge, die wieder einmal den heuchlerischen Umgang der Öffentlichkeit mit AIDS, Krebs & Co. aufzeigt. In eine ähnliche Kerbe schlägt die nächste Folge, in der die Sensationsgeilheit der Medien auf die Schippe genommen wird. Opfer ist diesmal Britney Spears, die sogar dazu getrieben wird, sich in ihrer Verzweiflung die Rübe wegzublasen. Dass ihre Karriere damit aber keinesfalls beendet ist, müsste bei Matt Stone und Trey Parker eigentlich klar sein.
Überhaupt gibt es bei Staffel 12 von "South Park" keine gröberen Schnitzer, lediglich "Kanada im Streik", bei der wieder einmal mehr die nördlichen Nachbarn der USA durch den Ahornsirup gezogen werden, will nicht so wirklich zünden. Ansonsten können wir uns über jede Menge bösartige Seitenhiebe auf "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels", den Hype um "Twilight", "High School Musical" und andere Fehltritte der zeitgenössischen Populärkultur, nervige peruanische Straßenmusikanten, den Wirbel um Obamas "Change" und die chinesischen Propaganda-Festspiele von Olympia 2008 freuen. Besonders interessant unter den Extras ist das Making of der Folge rund um Obamas Wahlsieg, in der die Macher tolle Einsichten in die Entstehung liefern.