Dystopien à la "Blade Runner" und "Gamer" lassen grüßen: In dieser Adaption des Comics von Robert Venditti und Brett Weldele dominieren den Menschen nahezu aus dem Gesicht geschnittene Avatare das Alltagsleben.

Die roboterähnlichen "Surrogates" werden von jenen menschlichen Vorbildern, die die eigenen vier Wände nur in Ausnahmefällen (im eigenen Körper) verlassen, gesteuert. Die positive Seite dieses Zukunftsvision: Kein Risiko, eine Verbrechensrate von nahezu null Prozent. Da ist es nur bezeichnend, dass in "Surrogates" ein Mordkomplott die Geschichte ins Rollen bringt, die (scheinbar) harmonische Symbiose zwischen Mensch und Maschine wird schlagartig und empfindlich gestört. An der Oberfläche lediglich eine Kriminalgeschichte, welche das Interaktions- und Konfliktpotential zwischen Mensch und Maschine im Blickfeld hat, kann "Surrogates" auf den zweiten Blick als sozialkritische Reflektion der aktuell von der Industrie so fleißig vorangetriebenen Online-Verknüpfung und Zurschaustellung von User-Profilen und Freizeit-Interessen – im Zeitalter von "Facebook" und "Web 2.0" – gelesen werden. Zwar wird das philosophische und sozialkritische Potential des Films vielfach nur gestreift und mittels gut inszenierter Action-Szenen in leicht verdaubare Häppchen portioniert, nichtsdestoweniger vermag es Regisseur Jonathan Mostow ("Terminator 3: Rebellion der Maschinen"), relevante zukunftskritischen Fragen (Stichwort: Vereinsamung trotz oder in Folge sozialer Online-Vernetzung) pointiert herauszuarbeiten.
Zur Story: FBI-Agent Greer (Bruce Willis) kommt einer weitreichenden Verschwörung auf die Spur und erkennt im Zuge dessen, wie sehr er sich mittels des eigenen, überaus jugendlich aussehenden "Avatars" vom Menschsein und auch von seiner Frau entfernt hat. Positiv anzurechnen ist dem Film, dass der Schwerpunkt klar auf der Geschichte liegt, die gut in Szene gesetzten Action-Einlagen bieten eine stets willkommene Popcorn-Kino-Abwechslung, drängen sich jedoch zu keinem Zeitpunkt in den Vordergrund.
In technischer Hinsicht spielt "Surrogates" auf Blu-ray in der oberen Liga und begeistert in Folge der hochwertigen Bild- und Tonqualität. Abgesehen von den absichtlich, extrem weich gezeichneten Gesichtern der roboterähnlichen Avatare mit menschlichen Erscheinungsbild gibt es kaum etwas zu bemängeln. Die Bildqualität überzeugt durch ansehnliche Kontrastwerte und einer natürlichen Farbauswahl. Auch der Sound geht gut ins Ohr: Die überaus räumliche Abmischung begeistert durch Authentizität und gute Balance, und das in gleichem Maße bei den hektischeren Action-Szenen wie auch in den gesetzteren dialoglastigen Sequenzen. Daher ist die etwas dürftig ausgefallene Extras-Auswahl (der Audio-Kommentar des Regisseurs bietet hier bereits das Highlight der Zusatz-Features) Kritik auf hohem Niveau. Reichlich Bonusmaterial bietet übrigens der bei Cross Cult erschienene, sehr empfehlenswerte
Comic, auf dem der Film basiert.
# # # Karl H. Stingeder # # #