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Fallen 6

Die Lage scheint aussichtslos. Trotz der Einzingelung durch den Gegner gelingt Marie die Flucht.

(C) Imaga / Fallen 6 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDas Haus der Kollars hat sich in eine Falle verwandelt. Die Hamingaur konnten sich bereits Zutritt verschaffen und Marie und ihre Begleiter in ihre Gewalt bringen. Lediglich Friedrich von Gartner und der Engel El-Jofi vermochten sich im Keller bisher dem Zugriff entziehen. Mit dem Mut der Verzweiflung gelingt es Soderquist, den Feinden zu entkommen und Marie zur Flucht zu verhelfen. Gemeinsam mit den dem ehemaligen Schweizergardisten und ihrem neuen geflügelten Verbündeten gehen sie zum Angriff über. Wie durch ein Wunder gelingt es ihnen, die Villa zu verlassen.


Erst jetzt wird ihnen klar, dass gleich mehrere Seiten versuchen, Marie habhaft zu werden. Beide Fraktionen der Geflügelten wollen ihr Talent nutzen, um endlich Zugang zu ihrem vor langer Zeit havarierten Raumschiff zu bekommen. Nur Marie ist es möglich, den richtigen Code zu lesen. Doch sie irrt allein durch Prag in der Hoffnung, das von Gartner und Soderquist zu ihr zurückkehren, doch dann begegnet das Mädchen einem merkwürdigen Unbekannten, der eine Menge Dinge über sie zu wissen scheint. Wird es ihm gelingen, Marie vor ihren Feinden zu beschützen, oder verfolgt auch er eigene Interessen mit dem kleinen Mädchen aus Paris?


Da ist sie also, die letzte Folge der ersten Staffel von "Fallen". Wie es sich für ein anständiges Finale gehört, wird dem Hörer hier einiges geboten. Man bekommt weitere Infos über die beiden auf der Erde gestrandeten Gruppen von Engeln und ihre Ambitionen an die Hand. Der Serienkosmos wird nochmals deutlich erweitert, Figuren erscheinen in einem neuen Licht, ihre Hintergründe und Funktionen werden deutlicher. Zudem erfährt man mehr über die gesellschaftlichen Strukturen der Fremden, die seit Jahrhunderten verborgen unter den Menschen leben. Immer mehr keimt die Frage auf, was für ein Raumschiff es gewesen sein muss, das vor Tausenden von Jahren auf der Erde strandete. Warum waren die verschiedenen Spezies auf dem Schiff unterwegs und welche Motivation führte sie ins Sonnensystem?


Bemerkenswert für "Fallen" ist die voranschreitende Veränderung der einzelnen Figuren. Insbesondere trifft dies im Fall von "Labrags" auf Soderquist und Il-Gibr zu. Eindimensionale Charaktere sind hier absolute Fehlanzeige, die Figuren zeichnen sich durch eine ungewohnte Tiefe aus und man muss die bereits gefasste Meinung über einige liebgewonnene Charaktere neu überdenken. Auch wenn schwarz und weiß eine große Rolle in dieser Serie spielen, so ist die vorherrschende Farbe bei den agierenden Personen wohl grau in allen seinen Schattierungen.


Neben den bereits angesprochenen Enthüllungen, die mit einem würdigen Finale einhergehen, kommen natürlich auch Action und Spannung keinesfalls zu kurz. Die Flucht aus der Villa ist spektakulär inszeniert und erinnert an so manchen US-Blockbuster. Es ist durchaus legitim, wenn man davon spricht, dass es den Machern gelungen ist, ihre Actionelemente einer erkennbaren Choreografie zu unterwerfen, die einem amerikanischen Vorbild folgen.


Wie immer bei Serien, die derart viele Mysterien bieten, stellt sich die bange Frage: Werden diese auch zufriedenstellend beantwortet? Bei "Fallen" ist es tatsächlich so, dass immerhin gute 80% der offenen Fragen gelöst werden. Allerdings verzichtet man nicht darauf, eine ganz Reihe neuer Fragezeichen für den Hörer zu präsentieren, deren Aufarbeitung allerdings frühestens mit Beginn der zweiten Staffel zu erwarten sein dürfte. Die musikalische Gestaltung folgt weiterhin dem eigenständigen Konzept der Serie, das sich nicht allein auf instrumentale Stücke beschränkt, sondern auch solche mit Gesang in die Story integriert, die durchaus bestimmte Szenen an Intensität verstärken und Atmosphäre verdichten.


Dass man mit Sprache viel mehr machen kann als uns die festgefahrenen Strukturen für Hörspiele glauben lassen, hat "Fallen" bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Auch die sechste Episode verfolgt diesen eingeschlagenen Weg konsequent weiter und bedient sich unkonventioneller Mittel, um Dialoge zu gestalten. Es gelingt tatsächlich etwa Sprechgesang harmonisch in die Handlung einfließen zu lassen, ohne beim Hörer ein Fragezeichen zurückzulassen. Die Soundeffekte klingen natürlich und befeuern die Fantasie. Die Gefechte in der Villa der Kollars bedürfen keiner Bilder, um vor dem inneren Auge ein Actionfeuerwerk abzubrennen. Aber auch andere Szenen sind gelungen, wie etwa der Taxistand am Flughafen, das Haus am Meer und viele weitere.


Ein weiteres Markenzeichen sind die vielen markanten Stimmen, die "Fallen" ebenfalls zu etwas Besonderen machen. Wenn sie dann noch mit so viel Engagement wie bei dieser Serie im Einsatz sind, kann man tatsächlich unumwunden vom viel beschworenen Hörvergnügen sprechen. Zuerst muss wieder einmal Lilli Martha König als Marie Dufage Erwähnung finden, die verschiedenen Emotionen dieses kleinen, zerbrechlichen Mädchens so intensiv allein mit der Stimme zu transportieren, gelingt in ihrem Alter selten. Auf diesem Niveau dürfte einer großen Karriere als Synchronsprecherin nichts im Wege stehen. Ebenfalls zu überzeugen weiß Thomas Thieme als dahinsiechendes Oberhaupt einer der Engelsfraktionen. Hier klingt wirklich jede Silbe nach Qual und Kampf. Äußerst überzeugend.


Florian Halm meistert die nicht leichte Aufgabe, dem Hörer neue, weitaus dunklere Facetten seiner Rolle zu präsentieren, bravourös. Mit viel Wortwitz und einer großen Portion Spaß sind Frank Röth und Kaya Marie Möller im Zusammenspiel als Friedrich von Gartner und Soderquist unterwegs, nicht selten fühlt man sich hier an so manche amerikanische Buddy-Actionkomödie erinnert. Dazu agieren weitere bekannte Stimmen wie Tilo Schmitz, Gerrit Schmidt Foß, Bodo Wolf und viele andere, die ebenfalls mit Feuereifer bei der Sache sind.


"Fallen" ist und bleibt eines der spannendsten Projekte der aktuellen Hörspiellandschaft. Es gelingt der schwierige Balanceakt, Fragen zu beantworten, ohne das Pulver für kommende Storys zu verschießen. Die Produktion geht ganz eigene Wege und hebt sich deutlich von anderen Serien ab, entwickelt aber so einen Sog, der einen einfach zwingt weiterzuhören. Wer neue und unverbrauchte Ideen zu schätzen weiß, sollte sich "Fallen" unverzüglich zulegen.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Imaga




 



 
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