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Game-Review: Blood Bowl (Xbox 360, PC, Nintendo DS, PSP; getestet auf Xbox 360)

Dieses Spiel lässt sich am besten als brutale Fantasy-Variante von Rugby im Warhammer-Universum beschreiben. Definitiv kein Sport für Weicheier und sicher auch keine Karriereoption, sollte man sich einen gemütlichen Lebensabend erhoffen.

bloodbowl_packshot (C) Focus Home Interactive / Zum Vergrößern auf das Bild klickenUrsprünglich handelt es sich bei Blood Bowl um ein Tabletop-Spiel, im Jahr 1987 von der Firma Game Workshop erdacht und kontinuierlich weiterentwickelt. Aktuell befindet sich das Regelwerk, das "Living Rulebook", in der fünften Version, welche auch die Grundlage für das neueste Videospiel bildet. In den 1990er Jahren gab es bereits zwei Umsetzungen für den PC, diesen Winter kommt nun die Portierung der aktuellsten PC-Version auf die heimischen Next-Gen-Konsolen.


Gespielt wird auf einem Spielfeld, das jenem von American Football ähnelt. Zwei Mannschaften zu je elf Spielfiguren treten an, um die meisten Touchdowns zu erzielen und so als Sieger vom Feld zu gehen. Die eigene Mannschaft kann aus acht aus Warhammer bekannten Völkern ausgesucht werden.


"Darum prüfe wer sich ewig bindet…"


Neben Menschen, Zwergen, Orks und Waldelfen können auch Gobelins, Chaos-Krieger, Echsenmenschen und Skaven-Ratten in die virtuelle Schlacht geführt werden. Jedes Volk hat individuelle Vor- und bloodbowl_1 (C) Focus Home Interactive / Zum Vergrößern auf das Bild klickenNachteile. Die Wahl einer Mannschaft sollte gut überdacht sein, denn langsame Zwerge sind nicht für schnelle Offensivspielzüge geschaffen, ebensowenig wie Waldelfen anstürmenden Orkhorden effektive Blocklinien entgegenstellen können. Viele der individuellen Fähigkeiten sind jedoch passiver Natur und schmälern den taktischen Spielraum.


bloodbowl_2 (C) Focus Home Interactive / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie Faszination des Spieles liegt sicher im rundenbasierten Spielprinzip, der Ursprung im Brettspiel lässt sich nicht leugnen. Prinzipiell stehen zwei verschiedene Modi zur Auswahl. Der klassische Modus folgt exakt dem Regelwerk der Tabletop-Vorlage. Abwechselnd wird das komplette Team bewegt, Spieler müssen richtig platziert, Laufwege blockiert und Angriffe genauestens geplant werden. Jede Aktion wird genretypisch ausgewürfelt, dabei gilt: Je mehr Feldspieler zum Beispiel an einem Block beteiligt sind, desto höher ist die Chance erfolgreich zu sein, denn das beste Würfelergebnis darf ausgesucht werden. Im optimalsten Fall haut man seinen Gegner dabei aus den Socken. Schwere Verletzungen sind dabei nicht selten und manchmal segnet ein Spieler das Zeitliche. Ein großer Kader ist also von Vorteil. Die Schiedsrichter sind sicher weitaus toleranter als in vergleichbaren Sportarten und lassen sich gerne durch Bestechung ablenken, aber grob sportlich unfaires Verhalten geht dann doch zu weit und wird sogar mit Platzverweisen geahndet.


Überhaupt ist taktische Raffinesse gefragt, denn die KI attackiert clever und lässt sich nur schwer austricksen. Manchmal ist eine Runde Blood Bowl eine Zen-artige Erfahrung, die einen, im Angesicht bloodbowl_3 (C) Focus Home Interactive / Zum Vergrößern auf das Bild klickender Niederlage, viel über sich selbst lehren kann, denn Fehlschläge bedeuten den sofortigen Verlust der Runde. Von misslungenem Laufspiel über schlechte Pässe kann während einer Partie sehr viel fehlschlagen. Beim Blitz-Modus, einer in Richtung Echtheit gehenden Version des Regelwerks, wird zwar weiterhin ein Spieler nach dem anderen bewegt, doch beide Mannschaften tun dies gleichzeitig. Der Spielfluss wird dadurch hektischer und Taktiken sind schwieriger umzusetzen.


bloodbowl_4 (C) Focus Home Interactive / Zum Vergrößern auf das Bild klickenNeben schnellen Spielen und dem Spielen einer Saison, bildet die Kampagne das eigentliche Herzstück von Blood Bowl. Sie geht insgesamt über 15 Saisonen und verlangt viel Feingefühl, da man gleichzeitig die Funktion eines Teammanagers inne hat. Spieler werden gehandelt, Superstars können vor wichtigen Spielen in die eigene Mannschaft geholt werden, lebenswichtige Sanitäter müssen angeheuert und Cheerleader engagiert werden, um das Publikum anzuheizen und so Energie für Zaubersprüche zu sammeln. Weiters können erhaltene Erfahrungspunkte in Fähigkeiten investiert werden, um die Schlagkraft seiner Haudegen zu erhöhen. Die eigene Kriegskasse wird durch Siege gefüllt und auch Sponsoren wollen umgarnt werden, um den verdienten Zaster in allerlei Extras zu stecken. Jede getroffene Investition kann später spielentscheidend sein und sollte wohl überlegt sein. Ziel der Kampagne ist es, den "Blood Bowl", in Anlehnung an den amerikanischen Super Bowl, zu gewinnen und so in die Geschichte einzugehen.


"Blood Bowl" präsentiert sich in einer passablen grafischen Aufmachung. Dank des stufenlosen Zooms und der frei drehbaren Kamera ist immer optimale Übersicht über das Spielgeschehen gewährt. Die bloodbowl_5 (C) Focus Home Interactive / Zum Vergrößern auf das Bild klickenArenen, von denen es nur wenige gibt, sind mit einer gewissen Liebe gestaltet, genauso wie die unterschiedlichen Völker, leider entspricht das Gesamtbild nicht mehr dem zeitgemäßen Standard. Vor Partien nagen lange Ladezeiten etwas am Spielvergnügen, woran auch die schönen Artworks nichts ändern können. Musikalisch wird nur langweiliger Einheitsbrei geboten, einzig die witzigen Kommentatoren sparen nicht mit bissigen Sprüchen und sorgen für gute Stimmung. Im Online-Modus kann man seine mit viel Schweiß und Blut aufgebaute Mannschaft gegen menschliche Spieler in die Schlacht schicken. Hier werden Ranglistenspiele, schnelle Matches und sogar organisierte Turniere ausgetragen.


Fazit: Blood Bowl ist wahrlich keine leichte Spielerfahrung. Cyanide hat ein interessantes Nischenprodukt geschaffen, welches sicher seine Fans finden wird. Sollte einem das Regelwerk nicht so geläufig sein, so muss man sich auf eine gewisse Einarbeitungszeit einstellen, um die ersten Erfolge zu erzielen. Auch später, sofern man über genügend Disziplin und Sitzfleisch verfügt, hängt jeder Spielzug letztendlich doch von purem Würfelglück ab, wobei man berechtigterweise fragen kann, wie viel Zufall in einem programmierten Stück Software stecken kann. Um mich langfristig zu fesseln, fehlt es etwas an taktischer Abwechslung. Auch wäre eine Individualisierung der Mannschaftskameraden wünschenswert. Eine etwas aufpoliertere grafische Aufmachung mit Effekten und ordentlichen Sounds, hätte eine dichtere Stimmung erzeugt und die Wertung gehoben. Übrig bleibt ein Spiel, welches durchaus zu belohnen weiß und dank seiner Einzigartigkeit keine Konkurrenz zu fürchten braucht. All jenen, denen American Football immer zu hektisch war und das Fantasy-Setting gefällt, sei dieser Titel durchaus empfohlen.



# # # Andreas Himmetzberger # # #



Grafik: 6,0/10
Sound: 4,0/10
Steuerung: 7,5/10
Spielspaß: 7/10
Gesamt: 6,125/10


Entwickler: Cyanide Studios
Publisher: Focus Home Interactive





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