Von Lesern wie Kritikern gleichermaßen mit allerlei Lorbeeren bedachte Titel wie
"Steam Noir – Das Kupferherz" oder "Gung Ho" beweisen, dass sich Cross Cult seit längerem ein Herz für deutsche Künstler nimmt. Mit Nic Klein findet sich aber auch ein einheimischer Künstler im Programm der Ludwigsburger, der sich in Übersee vor allem mit seinen Arbeiten für Marvel ("Captain America", "Winter Soldier") einen guten Ruf erworben hat.
"Drifter", zusammen mit Autor Ivan Brandon geschaffen, ist offenbar erfolgreich genug, um den Verlag dazu bewegen, einen weiteren, im Original bereits 2009/10 erschienenen Titel des Kreativduos zu veröffentlichen.
"Viking" führt uns mitten hinein in das bewegte Leben der beiden Brüder Finn und Egil, zwei rauen Gesellen, die zuerst zustechen und dann Fragen stellen. Nachdem ihr jüngerer Bruder Ketil bei einer ihrer Auseinandersetzungen mit anderen mordlustigen Zeitgenossen ums Leben gekommen ist, beschließen die beiden, dem Tod jetzt erst recht ins Gesicht zu lachen und ein ganz großes Ding zu drehen. Mithilfe des bulligen Orm, einem ehemaligen Angehörigen der Leibwache des Königs, wollen sie dessen Tochter entführen und Lösegeld kassieren. Die Sache läuft jedoch gehörig aus dem Ruder und endet für mehrere Beteiligte mit einer Klinge im Körper.
Sobald man sich nach dem unvermittelten Einstieg mitten ins Geschehen orientiert hat, entfaltet sich das Drama nordischer Prägung, ohne sich allzu lange mit Kleinigkeiten aufzuhalten. Ivan Brandon liefert alles, was man sich von einer Story dieses Namens erwartet: Einen alten König, seine hübsche, eigensinnige Tochter, eine höfische Intrige, drei kampfwillige Halunken und viel Blut. Nic Kleins unheimlich dynamisches Artwork passt wie die Faust aufs Auge und fängt den rohen, brutalen Charakter von "Viking" wunderbar ein. Jetzt bleibt nur die Frage, wann uns die Herren die Fortsetzung bescheren wollen, denn dann müssten wir zwangsläufig auch eine Pause von "Drifter" in Kauf nehmen. Knifflige Situation!