Unser zweitliebstes Musikmagazin mit vier Buchstaben und "S" am Anfang feiert unrundes Jubiläum mit einem Reader von Texten aus den Jahren 1980-2012.

Die "Spex": Gegründet nach dem Paradigmenwechsel des (Post) Punk wurde mit einem von Fanzines übernommenen Ansatz bewußt auf überkommene journalistische Kriterien verzichtet und ganz neu, bewußt formale und inhaltliche Grenzen sprengend, über "Musik zur Zeit" (so der ursprüngliche Untertitel der "Spex") reflektiert.
Das permanente Reflektieren (auch und gerade über die eigene Rolle), das Experimentieren mit Inhalt und Form und Befinden in einem Fluss des breiten Diskurs hielt die "Spex" immer auf Höhe der Zeit und offen für neue Strömungen (auf musikalischer Ebene beispielsweise Hip Hop in den 1980ern oder Techno um 1990), brachte ihr aber auch ständig wiederkehrende Vorwürfe ein (vor allem in der Ära des Chefredakteurs Dietmar Dath): Zu theorielastig, zu verkopft, zu "intellektuell", zu wenig auf die Musik fokussiert sei die "Spex". Aber: Keine andere Zeitschrift hat das Schreiben, Sprechen und Denken über Popkultur im deutschsprachigen Raum so verändert wie die "Spex".
Der ehemalige Chefredakteur Max Dax und Anne Waak haben versucht, die Geschichte der "Spex" in einem Buch Revue passieren zu lassen: 73 Texte von 51 Autorinnen und Autoren decken in diesem Sampler 33 1/3 Jahre "Spex"-Geschichte ab. Die Sammlung soll dabei keineswegs als Best of verstanden werden (so fehlt – im Vorwort wird dies auch begründet – Diedrich Diederichsen Schlüsseltext "The Kids Are Not Allright" von 1992). Der vorliegende Band ist ein Sammelsurium im besten Sinne, das versucht, den Kosmos "Spex" in all seinen Facetten abzubilden: Stile, Textsorten, Ansätze und Themen gehen hier wild durcheinander, einzig die zeitliche Chronologie ist gegeben.
Natürlich kann man, abhängig von eigener Perspektive und Geschmack, die Auswahl der Texte kritisieren, Fehlendes bemängeln und Lücken verorten. Der vorliegende Band kann aber auch einfach als Appetizer verstanden werden, der dazu motiviert, die alten Ausgaben wieder vom Dachboden zu kramen und beherzt zu schmökern. Im Anhang sind als Bonus alle Cover von September 1980 bis März 2013 versammelt und lassen die Jahrzehnte mit der "Spex" auch visuell noch einmal Revue passieren.
# # # Gustav Ganz # # #
Publisher: Metrolit Verlag