
Siegfried von den Nibelungen beherrschte sie durch eine Tarnkappe, die Predators greifen bei ihren Jagden ebenfalls darauf zurück – die Unsichtbarkeit. In der Film- und Literaturwelt ist die Möglichkeit, sich vor den Blicken anderer zu verbergen, ein beliebtes Thema. Erstmals mit einem wissenschaftlichen Ansatz angegangen hat es der Großmeister der Science-Fiction, H. G. Wells, mit seinem Roman "The Invisible Man" von 1897. Darin taucht der Forscher Griffin, der sich durch die Brechung des Lichts unsichtbar machen kann, in einem englischen Dorf auf.
Jeff Lemire, Shooting Star der amerikanischen Comic-Szene, hat mit seiner Graphic Novel "The Nobody" der Erzählung einen neuen Twist gegeben und lässt einen gewissen John Griffen im Provinznest Large Mouth auftauchen. Sein völlig einbandagierter Körper erregt nicht nur die Aufmerksamkeit und Neugier der Einwohner, sondern auch ihr Misstrauen. Einzig die junge Vickie versucht sich mit dem scheuen Fremden anzufreunden, der bald von seiner Vergangenheit heimgesucht wird und nach dem Verschwinden einer Frau sofort den Verdacht der Einheimischen auf sich zieht.
Mit lockerer und doch unheimlich aussagekräftiger Sprache und lediglich in den Farben Schwarz, Weiß und Blau gestaltet Jeff Lemire seine Variation des Wells`schen Klassikers, in der sich viele (namentliche) Ebenbilder von dessen Figuren wiederfinden. Die Klasse seiner Erzählung entsteht durch die Parabel auf Kleinbürgerlichkeit, Spießbürgertum und Misstrauen gegenüber allem, was nicht den eingefahrenen eigenen Werten und Verhaltensweisen entspricht. Wie schnell aus Menschen mit Vorurteilen solche werden können, die zur Gewalt greifen, zeigt "The Nobody" auf eindrucksvolle Weise.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
Publisher: Panini Comics