Fast auf den Tag genau einen Monat vor dem Start der finalen Kapitel der Anime-Adaption zum (wahrhaft titanisch) erfolgreichen Manga aus der Feder von Hajime Isayama hat KAZÉ den Auftakt der vorangegangenen und erneut von Wit Studio produzierten dritten Staffel in die heimischen Regale gestellt. Das erste Volume mit den Episoden 38-43 lässt Eren Jäger und seinen Kameraden von der Aufklärungstruppe keine Zeit zur Erholung und setzt sie unvermittelt weiteren Gefahren für Leib und Leben aus. Diese drohen allerdings nicht von den Titanen außerhalb der Mauern, sondern von den Menschen innerhalb. Pastor Nick von der Mauerkirche wurde gefoltert und ermordet, die Zentralbrigade der Militärpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
Hanjis Verdacht, dass Mitglieder der Einheit selbst für den Tod eines unangenehmen Mitwissers verantwortlich sind, stellt sich nicht nur als richtig heraus, sondern überhaupt erst als Beginn einer Kampagne mit dem Ziel, das Geheimnis um die Existenz der Titanen in den Mauern zu bewahren. Die Aufklärungstruppe, die man der Tat bezichtigt, soll Eren und Historia ausliefern, während sich ihr Vorgesetzter ausgerechnet jetzt mit einem Schatten aus seiner eigenen blutigen Vergangenheit auseinandersetzen muss: Hauptgefreiter Levi trifft erneut auf den Mann, der einst als Soldatenmörder namens Kenny the Ripper bekannt war und ihn den Umgang mit der Waffe lehrte.
Den von diesem begangenen Mord an einem bekannten Kaufmann im Bezirk Trost schiebt man Kommandant Erwin unter und verhaftet ihn. Währenddessen sind die beiden Gesuchten trotz aller Ablenkungsmanöver ihrer Kameraden in die Hände der Verschwörer geraten und zum Familiensitz von Rod Reiss gebracht worden. Wie sich herausstellt steht Historias Vater im Zentrum eines weiteren gut gehüteten Geheimnisses, dessen Enthüllung eine unmittelbare Gefahr für die herrschende Klasse und das Königtum selbst bedeuten würde. Eren wiederum muss erfahren, dass auch ihm eine zentrale Rolle in dem sich anbahnenden Drama zugedacht ist, denn er soll – so viel sei an dieser Stelle verraten – als Happen für einen Titanen dienen.
Ein solcher macht sich zu Beginn des zweiten Volumes mit den Episoden 44-49 in Richtung des Bezirks Orvud auf, um über die ahnungslosen Menschen herzufallen, doch ein gewagter Plan könnte die Rettung im letzten Moment bringen. Und dann wäre da auch noch das Geheimnis von Grisha Jäger, das es noch zu lösen gilt und auch mit dem der Familie Reiss zu tun hat. Bevor aber der Schlüssel benützt werden kann, den Eren von seinem Vater bekommen hat, gilt es erst einmal, das an die Titanen verlorene Gebiet zurückzuerobern und zu jenem ominösen Keller vorzudringen, der die eine oder andere brennende Frage beantworten könnte.
"Wir töten unseren jetzigen Gegner nicht, weil er versucht, uns zu fressen. Sondern weil er anders denkt als wir." Diese Bemerkung von Armin fast die Prämisse zu Beginn der dritten Staffel von "Attack on Titan" eigentlich perfekt zusammen, denn auf weiter Strecke gibt es wenig oder gar keine Titanen zu sehen. Stattdessen nehmen die Ereignisse den Charakter eines veritablen Polit-Thrillers an, der gewohnt actionreich und mit über jeden Zweifel erhabenen Animationen in Szene gesetzt wird – sozusagen ein perfekter Querschnitt aus Täuschungs- und 3D-Manövern. Die Kämpfe zwischen den Verschwörern und dem Aufklärungstrupp können den Titanen gleich ebenso Mauern einreißen, nur eben die des politischen Systems selbst. Die Handlung des "Uprising"-Storybogens ist so wendungsreich und komprimiert, dass sich in den folgenden Episoden ein gewisser Spannungsabfall bemerkbar macht, was aber nicht weiter tragisch ist. Schließlich brauchen selbst die Champions der Menschheit etwas Zeit zum Durchschnaufen.