Im Bezirk Shiganshina entscheidet sich auf blutige Art und Weise, ob die Rückeroberung der Mauer Maria gelingt oder Eren in die Hände der Titanen fällt.
Nachdem der
Auftakt zur dritten Staffel vor allem von politischen Ränkespielen und der zentralen Rolle der Familie Reiss im Spiel der Mächtigen geprägt war, geht es nicht minder packend weiter. Zwei Gegner mit der Absicht, den jeweils anderen um jeden Preis zu vernichten, geraten im Verlauf des dritten Volumes mit den Folgen 50-54 aneinander, um die eigenen Ziele zu erreichen. Unter dem (für sie aufgrund vergangener Misserfolge ungewohnten) Jubel der Bevölkerung tritt die Aufklärungstruppe an, um die Mauer Maria zurückzuerobern, welche vor fünf Jahren verlorenging und die Menschheit ein Drittel ihres Territoriums kostete.
Als Schauplatz für das nun folgende Gemetzel dient der Bezirk Shiganshina, der südlichste Außenposten, wo sich auch das Haus der Familie Jäger befindet – samt jenem Keller, in dem wichtige Geheimnisse von Erens Vater vermutet werden. Die zunächst verdächtige Ruhe hat sich schnell erledigt, als sich Reiner aus seinem Versteck wagt und in Form des Gepanzerten Titans attackiert. Dank der sogenannten Donnerspeere als erstmals eingesetzter Waffentechnik kann man ihm endlich beikommen, doch zum Entsetzen seiner Gegner hat auch der Tier-Titan als Mastermind vorgesorgt und einen perfiden Schlachtplan entwickelt, der die Soldaten unter Erwin Smiths Kommando letztlich zu einem Verzweiflungsangriff zwingt.
Als sich der Rauch lichtet, ist Shiganshina eine Trümmerwüste und die Aufklärungstruppe binnen weniger Stunden nach Ausbruch der Kämpfe quasi aufgerieben. Es gibt nur wenige Überlebende, und bei zwei von ihnen, die im Sterben liegen, wird Hauptgefreiter Levi zu Beginn des vierten Volumes mit den Episoden 55-59 vor eine drastische Entscheidung gestellt, wem er die von seinem ehemaligen Mentor erhaltene lebensrettende Spritze mit Titanenkräften verabreichen soll. Persönliche Bindungen kollidieren mit strategischen Überlegungen, wessen Fähigkeiten dem Kampf gegen den Feind am besten nützen könnten. Nach dem bitteren Fällen des Todesurteils über einen Kameraden beginnt die Suche nach dem Schloss für den Schlüssel, den Eren bei sich trägt.
Tatsächlich ist der Keller im Haus seiner Eltern abgesehen von etwas Schutt, der eilig beiseitegeschafft wird, unversehrt geblieben. Wie erhofft können die begehrten Unterlagen von Grisha Jäger, für deren Auffinden so viele ihr Leben geben mussten, geborgen werden. Die Informationen, die sie enthalten, bedeuten nichts weniger als einen veritablen Schock für das allgemeine Verständnis der Welt. Die bisherigen Enthüllungen und oftmals nur vagen Andeutungen verblassen geradezu gegen die nun präsentierte Vergangenheit, welche Menschen und Titanen miteinander verbindet und – so viel sei gesagt – reichlich Zündstoff für die finale Staffel birgt.
Mit selbiger wird uns KAZÉ sicherlich zeitnah versorgen, aber bis dahin macht auch der zweite Teil der dritten Season eine mehr als gute Figur. Die Kämpfe in und um die Mauer Maria bieten zahlreiche Höhepunkte, die sowohl von dramatischen Momenten als auch Finten beider Seiten geprägt sind, um das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden. Hinsichtlich der Optik gibt es lediglich bei den CGI-Effekten des Kolossalen Titanen, die teils etwas hölzern und (im wahrsten Sinne des Wortes passend zur Situation) mit etwas wenig Fleisch auf den Knochen daherkommen, einen kleinen Abzug, ansonsten lässt Wit Studio nichts anbrennen. Die Abfolge von grimmigen Fights, emotionalen Ausnahmezuständen und dem (diesmal vergleichsweise rasend schnell vorangetriebenen) Aufbau einer faszinierenden Welt weiß einmal mehr blendend zu unterhalten.