Spätestens seit Kevin Smiths liebenswerter Slacker-Kultkomödie "Mallrats" (1995) wissen wir, was passieren kann, wenn man Jugendliche in einer Shoppingmeile unbeobachtet und sich selbst überlässt. Im Fall von "Magical Shopping Arcade Abenobashi", das von Nipponart eine Gesamtausgabe (wahlweise auf Blu-ray oder DVD) spendiert bekommen hat, geraten allerdings nicht zwei mit der Rückeroberung ihrer jeweiligen Mädchen beschäftigte amerikanische Teenager in diverse Schlammassel, sondern zwei Kindheitsfreunde aus Osaka.
Ihre gemeinsame Zeit hat jedoch ein Ablaufdatum, denn Arumi wird in Kürze in eine andere Stadt umziehen. Der Pelikan-Grill, das französische Restaurant ihrer Eltern, befindet sich nämlich im Einkaufszentrum Abenobashi, das abgerissen werden soll, um einem moderneren Bau Platz zu machen. Bevor sich ihre Wege trennen, beginnen sie und ihr Kumpel Sasshi sich für die Geschichte der Shoppingmeile zu interessieren und landen plötzlich in den verschiedensten Welten, in denen die nächste bizarrer und fantastischer ist als die vorangegangene.
Die beiden stolpern durch ein Rollenspielszenario und finden sich im Weltall ebenso wieder wie in einer prähistorischen Umgebung, inmitten einer Martial Arts-Welt à la Bruce Lee, zwischen den Fronten eines Bandenkrieges oder in der Handlung einer Dating Sim. Zunächst erscheint unklar, warum die zwei Freunde nicht in ihre angestammte Welt zurückkehren können, bis eine immer wieder auftauchende Person namens Eutus gegenüber Sasshi den Grund dafür enthüllt: Er selbst verweigert die Konfrontation mit der Realität, in der Arumis Großvater einen tragischen Unfall erlitten hat.
Wie der erste Eindruck doch täuschen kann: Bis zur Hälfte der 13 Episoden geht der vom Studio Gainax ("Neon Genesis Evangelion", "FLCL") geschaffene Anime als mit jeder Menge Comedy und cartoonhaften Einlagen versehener Nonsense-Trip durch die kunterbunten Gefilde der Popkultur durch. Und dann wird ein bedrückender und bis zum Schluss mitschwingender, dramatischer Unterton beigemengt, welcher der Serie eine berührende Note verleiht. Die somit letztlich nicht nur als Plädoyer für die Macht der Fantasie, sondern auch Reflexion kindlicher Unschuld im Gegensatz zur beinharten Realität der Erwachsenenwelt zu begeistern vermag.