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Game-Review: Wolfenstein (PC,PS3, Xbox 360; getestet auf PS3)

Nur tote Nazis sind gute Nazis? Denkste. Im neuen "Wolfenstein" fängt der Spaß nach dem sprichwörtlichen Biss ins Gras für die meisten Hakenkreuz-Schergen erst richtig an: Und egal ob skelettierte Nazi-Zombies, spinnenförmige Geisterköniginnen oder (vorerst noch quicklebendige) SS-Heroinen in hautengen Latexanzügen…
wolfensteincover (c) Raven Software/Activision / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIn "Wolfenstein" wird generell nicht lange gefackelt. Erwartungsgemäß darf in der Haut von William "B.J." Blazcowitz allen untoten, menschlichen sowie übermenschlichen braunen Pöbeln wieder allerhand Feuer unter den virtuellen Popos gemacht werden. Doch angeblich nur noch dieses eine Mal. Sollten sich die Gerüchte, dass die Franchise mit dem vorliegenden "Wolfenstein" ein Ende gefunden hat tatsächlich bewahrheiten, verlieren wir nicht nur einen der bekanntesten Helden des Genres; es wäre vor allem auch jammerschade, da der jüngste Ableger leider eine verpatzte Gelegenheit darstellt, die Videospiel-Serie "Wolfenstein" würdig ausklingen zu lassen.


Wir erinnern uns: Das von Apogee Games entwickelte und von id Software 1992 veröffentlichte "Wolfenstein 3D" war neben "Doom" einer der ersten Vorboten des 3D-Shooter Genres und wird seit dem originären Auftritt von B.J. mit kompromissloser Action gegen Nazischurken und durch okkulte Experimente "gedopte" Boss-Gegner in Verbindung gebracht. Was oft vergessen wird: Bereits in den 1980er Jahren feierte B.J. in "Castle Wolfenstein" und "Beyond Castle Wolfenstein" 2D sein Debüt.


wolfenstein1 (c) Raven Software/Activision / Zum Vergrößern auf das Bild klickenJedenfalls lässt sich auch im angeblich letzten "Wolfenstein" der Protagonist nicht lumpen. Gleich zu Spielbeginn räumt B.J. unter den in Isenstadt stationierten Schergen des Dritten Reichs gehörig auf. Scheinbar hat ein Maulwurf den Nazis einen Hinweis gegeben, was dazu führt, dass ein ansehnliches Willkommenskomitee zusammengetrommelt wurde um den Nazi-Schreck gebührend in Empfang zu nehmen. Zuvor macht unser Held jedoch bereits an Bord eines deutschen Kriegsschiffs erstmals Bekanntschaft mit einem mächtigen Medaillon, das B.J. auf scheinbar magische Art und Weise vor einem todbringenden Kugelhagel schützt und ihm zu dessen Flucht vom deutschen Kreuzer verhilft. Wieder zurück im Hauptquartier des Geheimdienstes führt die Spur des Medaillons auch sodann in das von Hitler-Deutschland besetzte Isenstadt. Nachdem B.J. das übelgelaunte und bis an die Zähne bewaffnete Braunhemden-Empfangskomitee verabschiedet hat, gelangt er mit Informationen des lokalen Widerstands zu einer Nazi-Ausgrabungsstätte. Dort gelingt es, das Mitglied eines russischen Gelehrtenbunds namens "Goldener Morgen" zu befreien. Zug um Zug fügen sich die Puzzle-Stücke rund um das Medaillon, die Nazi-Ausgrabungen bei Isenstadt sowie die Forschungen des russischen Geheimbunds für B.J. zusammen.


wolfenstein2 (c) Raven Software/Activision / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie Story wirkt zwar bemüht, trotzdem lässt sich bei alledem der Kern des Shooter-Gameplays nicht verleugnen. Der markante Unterschied zu den vorangegangen Titeln des "Wolfenstein"-Universums? Das besagte Medaillon ermöglicht B.J. den Zugang in den so genannten "Schleier", einer Parallelwelt, die mit einem "zweiten Blick" verglichen werden kann. Der Schleier ermöglicht Zugang zu ansonsten versperrten Eingängen, verwundbare Stellen bei Gegnern und zeigt darüber hinaus auch das wahre Gesicht von den moralisch degenerierenden Nazi-Schurken. Mit fortwährender Spieldauer wird das Mächte-Repertoire des Medaillons sukzessive aufgestockt und schon bald kann neben dem Schleier auch noch die Zeit verlangsamt werden. "Max Payne" und die "Bullet Time" lassen grüßen. Neu ist auch das halboffene Leveldesign. Der Zugang zu anfänglich versperrtem Terrain wird nach und nach freigespielt. Sowohl für den Abgang vom rein linearen Levelaufbau als auch für die Idee des Medaillons muss den Entwicklern für den Mut, sich abseits von ausgetretenen Pfaden zu bewegen, ein ausdrückliches Kompliment ausgesprochen werden.


wolfenstein3 (c) Raven Software/Activision / Zum Vergrößern auf das Bild klickenTrotz dieser Lichtblicke trüben einige Schattenseiten den Blick des geneigten Shooter-Fans: Repetitive Gegner-Attacken und mühselige Wege zwischen den Leveleinstiegspunkten – hier hätte eine optionale Schnellreisefunktion Abhilfe schaffen könne und so manche Frustmomente ausgespart. Nicht gespart hätte dagegen bei der KI werden dürfen. Das gegnerische Fußvolk ist nur in wenigen Situationen wirklich gefährlich und daher eher als Kanonenfutter prädestiniert. Einzig die überaus agilen und teils unsichtbaren Elite-Attentäter sind brandgefährlich und sorgen für so manchen Adrenalinstoß. Reichlich Adrenalin und noch viel mehr Wutschreie sowie Gamepad-Wurfeinlagen veranlassen die teils (über-)fordernden Boss-Gegner im Zuge des Tests. Sicherlich kann die Suche nach den spezifischen Schwachstellen und die teils plakativ inszenierte Übermacht der Bosse als Teil der traditionellen Spiel-Charakteristika der "Wolfenstein"-Titel gesehen werden; dennoch hätte – gemeinsam mit Medaillon-Mächten sowie halboffenem Weltsystem – auch hier ein Bruch mit den alten und auf Trial und Error-Gameplay basierenden Bosskämpfen sehr gut getan. Besser gelöst wurden die Waffen-Upgrades, die mit im Spiel auffindbarem Geld zu erwerben sind. Hier wurde auf intelligente Art und Weise ein zusätzlicher Anreiz geschaffen um sich in den einzelnen Leveln und in Isenstadt genau nach verfügbarem Cash umzusehen.


wolfenstein4 (c) Raven Software/Activision / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDas Handling gibt im Gegensatz zu KI und Grafik kaum Anlass zu Kritik. Einzig das Fehlen von einem aktiven Deckungssystem á la "Killzone 2" wird vermisst. Sollte es jemals einen weiteren Titel mit B.J. als Protagonist geben, so würde die "Wolfenstein"-Reihe durch ein Deckungssystem an Spieltiefe deutlich zunehmen.


Die optische Präsentation ist durchwachsen: Die Engine ist zwar nicht mehr taufrisch, präsentiert sich im Spielgeschehen aber durchwegs passabel. In der deutschen USK 18-Fassung wurden sämtliche Ragdoll- und Bluteffekte entfernt. Selbstredend wurden auch alle als "verfassungsfeindlich" geltenden Symbole rausgeschnitten. Ironie des Schicksals und Anlass für Häme gleichermaßen: ein einziges Hakenkreuz konnte sich trotz allem in die blutleere und für die deutsche Jugend "geeignete" Lokalfassung hinüber schwindeln, was Activison dazu veranlasste eine Rückholaktion einzuleiten.


Fazit: Die deutsche Fassung ist so blutleer wie die wenig inspirierende deutsche Synchronisation. Obwohl die Geschichte für einen Shooter fast schon als ergiebig bezeichnet werden kann und mit einer unerwarteten finalen Wendung überrascht, trüben die nicht mehr zeitgemäße Grafik und einige spielerische Längen den Spielspass wiederholt. Einige spielerische Neuheiten sowie die satten Soundeffekte machen wieder Terrain gut. Shooter-Fans dürfen trotz aller Kritikpunkte zugreifen.

 

# # # Karl Stingeder # # #


Grafik: 5/10
Sound: 7,5/10
Steuerung: 7,0/10
Spielspaß: 5/10
Gesamt: 6/10

Entwickler: Raven Software
Publisher: Activision

 

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