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Game-Review: Civilization V (PC)

Ein komplex-geniales Strategiespiel, das in bester Tradition an so manchem kalten Wintertag die Seelen zahlloser Freizeitfeldherren erwärmen wird.

Civilization V (C) Firaxis Games/2K Games / Zum Vergrößern auf das Bild klickenNach fünf Jahren Wartezeit ist es endlich soweit: "Civilization V" hat das Licht der Strategiespiel-Welt erblickt. Und es zeigt den Irrtum so manchen Genrekenners auf, der meinte ähnlich den Action-Shootern oder Rennspielen würde nur mit einem Plus an Geschwindigkeit noch ein Erfolg auf diesem Sektor möglich sein und rundenbasierte Strategiespiele hätten nur mehr als Brettspiele für Seniorenheime eine Zukunft. Aber dabei ist ja gerade der Entschleunigungsfaktor mit ruhigem Siedeln und strategischem Planen der altbewährte Reiz von "Civilization"! Auch im nunmehr fünften Teil hat sich diese von den Kennern und Fans so geliebte herrschaftliche Gemütlichkeit erhalten. Unterstrichen wird diese auch durch die weiche, liebevoll detaillierte und doch plastische Grafik, bei der sich nicht mehr alle Strukturen so präzise an die Feldgrenzen halten und dadurch lebensnaher erscheinen als in den früheren Teilen. Ergänzt wird die lebendigere Grafik durch kleine Animationen bei Gefechten, die dem Spiel ein wenig zusätzliche Dramatik verleihen.


Was die Charaktereigenschaften der Völker betrifft, ist eigentlich nichts wirklich Neues dabei: Die Städte unterscheiden sich je nach Kulturbereich und im Diplomatiefenster kann man persönlich mit den Staatsoberhäuptern plaudern – in deren jeweiliger Landessprache! Trotzdem scheint die Völkerverständigung nicht so ohne weiteres zu klappen: Die Logik in der Politik der KI ist nicht nachvollziehbar oder sinnvoll, ebenso wenig die Wertigkeit von Handelsgütern untereinander. Die deutliche Schwäche der KI der Gegner zeigt sich allerdings noch drastischer in Kampfsituationen: Der in diesem Teil erstmals mögliche gezielte Einsatz von Fernwaffen scheint die Gegner schwer zu überfordern – selbst eine unterentwickelte KI sollte wissen dass man die Artillerie üblicherweise hinter eine Frontlinie stellt statt davor.


In der Kategorie Militär, welche gegenüber den letzten Teilen deutlich aufgewertet wurde, haben sich auch etliche andere Dinge verändert: Die Spielfelder sind jetzt sechseckig, Fernwaffen jetzt auch über größere Distanzen einsetzbar, allerdings mit proportional zur Distanz abnehmender Effizienz. Das ermöglicht natürlich völlig neue Strategien. Es kann auch nur eine einzige Einheit ein Feld besetzen, was es einerseits verbietet wie bisher Einheiten zu stapeln, andererseits das Positionieren von Truppenverbänden irre mühsam werden lässt. Auch dass alle Landeinheiten ohne Transportschiffe über Gewässer ziehen können ist unlogisch und wertet deren strategische Bedeutung stark ab. Als sehr positiv zu bewerten ist allerdings dass nun die Erfolgschancen einer Einheit vor einem Angriff inklusive aller verfügbaren Boni angezeigt werden, was vor Allem für Neueinsteiger eine absolute Verbesserung in der Einschätzbarkeit militärischer Stärke bringt.


Allgemein hat man bei "Civilization V" den Eindruck, dass Einsteigerfreundlichkeit im Sinne einfacher Bedienung gegenüber der Komplexität der früheren Teile in den Vordergrund gestellt wurde – sehr zum Ärger der Community. Am deutlichsten wird dies bei der Verwaltung der Städte, die nun im Großen und Ganzen automatisch abläuft und dem Spieler nur recht geringe Eingriffsoptionen lässt. Aber auch in der Forschung, der Organisation und der Technologie hat es tiefe und für die Anhänger der klassischen Reihe schmerzhafte Einschnitte gegeben, die Entwickler sprechen hier von "Entschlackung". So sind die Bereiche Spionage und Religion völlig verschwunden und haben der recht hölzernen Kategorie der "Sozialpolitiken" Platz gemacht. Auch diese Maßnahme diente offenbar der Vereinfachung, nimmt dem Spiel aber viel von seiner Variabilität und Vielseitigkeit. Über die Aktivierung über das Steam-Netzwerk lässt sich sicher streiten. Nicht jeder ist ein Fan von verpflichtenden Online-Registrierungen, auch insofern als das Spiel auch ohne großes Nach-Patchen tadellos arbeitet, was beileibe nicht mehr selbstverständlich ist.


Fazit: Im Allgemeinen lässt sich über "Civilization V" sagen dass es sich um ein tadelloses Produkt handelt, sowohl in den Bereichen Grafik, Sound und Interface, mit kleineren Mängeln bei Steuerung und Konzept. An so manchem kalten Wintertag wird es die Seelen zahlreicher Freizeitfeldherren wärmen – auch wenn so mancher eingefleischte Civ-Junkie schmerzhafte Abstriche machen muss. Es bleibt aber zu wünschen dass sich der aktuelle Trend zur Vereinfachung hier nicht weiter fortsetzt – denn das wäre dann wirklich das Ende dieser traditionsreichen und genialen Reihe!



# # # Moritz Hawliczek # # #



Grafik: 6/10
Sound: 7/10
Steuerung: 3/10
Spielspaß: 6/10
Gesamt: 6/10


Entwickler: Firaxis Games
Publisher: 2K Games





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