Aller guten (Psycho-)Dinge sind drei. So auch beim neuesten Shooter rund um die mysteriöse Alma, der allerdings nicht über das Prädikat "Grusel für zwischendurch" hinauskommt.
Seit fünf Jahren geistert Alma Wade nun schon durch die Spielewelt. "F.E.A.R." von 2006 ließ den Spieler in die Rolle von Point Man schlüpfen, dem Angehörigen einer Spezialeinheit, dessen Gesicht man allerdings zu keiner Zeit zu sehen bekam. Nachdem seine Kameraden im Kampf gegen die Truppen des psychopathischen Paxton Fettel von der stets in Rot gekleideten Alma getötet wurden, hieß es alleine in den Kampf zu ziehen. Der Nachfolger "F.E.A.R. 2: Project Origin" (2009) erzählte eng verknüpft mit den Ereignissen des Vorgängers die Geschichte des Delta Forces-Mitglieds Michael Becket, der eigentlich Genevieve Aristide, die Präsidentin von Armacham, verhaften sollte. In einer Forschungseinrichtung des Konzerns wurden Experimente an der telepathisch begabten Alma ausgeführt, die Becket während des Spiels auch direkt attackierte.
Im aktuellen dritten
Ableger – sieht man von den beiden Erweiterungen "Extraction Point" und "Perseus Mandate" ab – setzt sich das Verwirrspiel sogar aus zwei verschiedenen Perspektiven fort. Zunächst schlüpfen wir erneut in die Haut des Point Man, der neun Monate nach den Ereignissen von Teil 2 in einer Einrichtung von Armacham festgehalten wird. Als unerwarteter Verbündeter erweist sich ausgerechnet Paxton Fettel, der den Point Man befreit – erstmals ist das Gesicht des werten Herrn zu sehen und damit auch die wenig beruhigende Ähnlichkeit mit seinem Befreier. Zuerst gilt es, aus dem Zellenblock zu entkommen und sich zu einem Hubschrauber durchzuschlagen, um sich mit der F.E.A.R.-Kameradin Jin Sun-Kwon zu treffen und in weiterer Folge zur Mutter Alma zu gelangen. Bekommt man es zunächst mit Spezialeinheiten zu tun, torkeln bald auch durch die paranormalen Erscheinungen rund um Alma wahnsinnig gewordene Bewohner der Slums umher, über die der Weg führt.
Während die wie Zombies herumwandelnden Zivilisten, abgesehen von jenen mit auf die Brust geschnallten Bomben, relativ leicht kaltzumachen sind, erweisen sich die menschlichen Gegner als sehr schlau und nicht einfach zu umgehen. Da man sich oftmals auf größeren Plätzen bewegt, ist es sogar gefährlich, darauf zu warten bis die Soldaten von selbst vor die Flinte laufen. Campen wird von der KI mit dem fleißigen Werfen von Granaten bestraft, doch mithilfe der sich stets regenierenden Bullet Time lässt sich den Squads hervorragend beikommen. Stets am Mann dürfen nur einige Granaten und zwei Waffen getragen werden, die allerdings jederzeit gewechselt werden können. Egal ob mit der Schrotflinte oder der MAC-10, es macht höllischen Spaß den Gegner zu dezimieren und durch das gestohlene Headset den Funkverkehr abzuhören ("My whole fucking squad is wiped out!"). Für Motivation sorgen diverse Belohnungen für Abschüsse in Zeitlupe, aus der Deckung heraus oder das Auffinden bestimmter leuchtender Leichen.
Während man
sich seinen Weg durch die insgesamt acht Kapitel von "F.E.A.R. 3" bahnt, ereignen sich beinahe im Halbminutentakt diverse unheimliche, paranormale Ereignisse. Da huschen Schatten über die Wände, fällt das Licht aus oder verschwinden hilflose Soldaten vor den Augen des Spielers in diversen Löchern. Und mehrere Male steht man plötzlich (im wahrsten Sinne des Wortes) mitten im Wald. Was anfangs durchaus noch zusammenzucken lässt, ist auf die Dauer dann aber doch nicht mehr zum Fürchten. Noch dazu bemerkt man relativ schnell dass nach den Schockeffekten nichts unmittelbar Bedrohendes passiert – kein Ungeheuer hüpft einem entgegen, kein Zombie lauert in der Dunkelheit. Da fragt man sich, wo hier der Input der an der Entwicklung beteiligen Horrorprofis John Carpenter und Steve Niles geblieben ist! Die einzige Überraschung lauert dann erst im letzten Drittel, als in den Trümmern eines quer über eine Brücke verteilten Eisenbahnzugs hundeähnliche Monster heranspringen, die tatsächlich real sind und angreifen, ohne sich wie so oft zuvor in nichts aufzulösen. Dabei handelt es sich übrigens um das wohl coolste Szenario des Spiels, das mit den Schauplätze wie einem Supermarkt, einem Einkaufszentrum, einem Elektrizitätskraftwerk oder blutverschmierten Wohnungen, in denen die Manson Family gehaust haben könnte, punkten kann.
Hat man sich, stets begleitet von den zynisch-gleichgültigen Kommentaren des Begleiters, an mehreren, teilweise etwas nervigen Zwischengegnern wie Mechs oder Supersoldaten vorbeigekämpft, wartet ein vergleichsweise eher unspektakulärer Showdown. Interessanter ist da schon die Tatsache, dass man die Handlung im Anschluss als Fettel nochmals durchspielen kann, der in der Lage ist Besitz von den Körpern der gegnerischen Soldaten zu ergreifen. Schafft man es dabei, in den verschiedenen Wertungen mehr Punkte als im Durchgang mit dem Point Man zu erreichen, wartet dann noch ein alternatives Ende. Einsteiger in die "F.E.A.R."-Materie werden möglicherweise etwas ratlos dastehen, da die spärlich eingewobenen Hinweise auf die Ereignisse in den Vorgängern nicht gerade für Durchsicht sorgen. Erschwerend kommt hier auch der verwirrende Sprachenmix dazu, bei dem sich deutsche und englische Sprachausgabe mit deutschen Texten munter abwechseln. Grafisch können die Entwickler ebenfalls nicht überzeugen, hier wäre noch einiges an Spielraum nach oben geblieben. Stattdessen wirkt die Umgebung teilweise (tatsächlich) erschreckend altbacken, wenn die Engine auch ihren Zweck erfüllt.
Fazit: Eigentlich wären "F.E.A.R. 3" alle Zutaten zur Verfügung gestanden, um wie seine Vorgänger einen großartigen Gänsehaut-Shooter abzugeben. Stattdessen vermasseln eine löchrige Story, inflationär eingesetzte Gruseleffekte und mangelhafte deutsche Lokalisierung eine höhere Wertung. Auf der Habenseite können die meist schlaue Gegner-KI, gut inszenierte Settings und der Wiederspielwert mit Fettel verbucht werden.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
Grafik: 6/10
Sound: 6/10
Steuerung: 8/10
Spielspaß: 8/10
Gesamt: 7/10
Entwickler: Day 1 Studios
Publisher: Warner Bros. Interactive