Kann die dritte Auflage des Hack'n'Slay-Titels mit Rollenspiel-Elementen die Wartezeit auf "Diablo 3" verkürzen?
Wie bereits in den Prequels, so wird auch im dritten Teil der "Dungeon Siege"-Serie das Drehbuch keinen Oscar gewinnen. Wie so oft, ist das Setting in einer Ära des Friedens eingebettet; eine Periode, die sich durch den plötzliche Tod des Monarchen dem Ende zuneigt. Intrigen stürzen das Reich in Krieg und Chaos – und somit ergibt sich die plausible Erklärung für die kriegerischen Umtriebe in "Dungeon Siege III". Leider beschränkt sich die Präsentation der Geschichte auf animierte Zeichnungen, die zwar ansehnlich wirken, jedoch hätten konventionelle Zwischensequenzen den roten Handlungsfaden wohl noch besser zur Geltung gebracht.
Jedenfalls stehen
vier spielbare Heldentypen zur Auswahl, welche bis auf Anjali, einem Feuerwesen in menschlicher Gestalt, das genretypische Charakter- und Fähigkeiten-Portfolio repräsentieren: Magier, Fern- und Nahkämpfer. Alle Charaktere haben eine eigene Geschichte, welche maßgeblich zum Flair des Titels beitragen. Die Entwicklung des eigenen Helden funktioniert über die drei Säulen des Game- und Charaterdesigns: Talente, Fertigkeiten und Fähigkeiten. Während letztere für jeden Charakter fix vorgegeben und in neun Teilbereiche unterteilt sind, können erstere mittels Fertigkeitspunkten bei den neun "Skillbäumen" nach jedem Levelaufstieg weiterentwickelt werden. Punkte werden dabei genretypsich durch das Metzeln von Gegnern eingeheimst. Das Inventar sowie zur Auswahl stehende Ausrüstungsmenüs wirken aufgeräumt und intuitiv.
Die technische Präsentation ist durchwachsen, teils auf durchaus annehmbaren Niveau. Überzeugend ist hier vor allem die orchestrale Musik, die gut ins Ohr geht und perfekt zum Fantasy-Setting passt, teils fehlerbehaftet. PS3-Consoleros müssen sich mit einem latenten Grafikruckeln herumplagen, immerhin überzeugen die stimmigen Lichteffekte und die authentischen Charakteranimationen. Leider wird der Spielfluss auch durch die etwas unglücklich positionierte Kameraperspektive mancherorts gebremst. Gehemmt wirken auch die Interaktionsmöglichkeiten mit der Umwelt: Neben den Dialogen mit Nichtspieler-Charakteren (NPCs) und bis auf das Zerschlagen von Fässern, Schatzkisten und anderen rudimentären Gegenständen können die Helden des Spiels leider nicht viel an der Spielwelt aus- beziehungsweise anrichten. Die verbale Interaktion mit NPCs wurde vollständig in deutscher Sprache synchronisiert, etwas frustrierend ist hier, dass die Antworten zwar den Lauf der Geschichte ändern, jedoch keinen Einfluss auf deren Ausgang haben. Summa summarum ist der Singleplay-Spass nach zehn bis zwölf Stunden vorbei, willige Hack’n’Slay-Recken können sich danach in den Multiplayer-Modi austoben.
Leider wirkt auch der
Mehrspieler-Modus nicht gänzlich ausgegoren. Hier kann zu zweit offline als auch mit maximal vier Spielern online zusammen gespielt werden, womit eigentlich der Grundpfeiler für kurzweilige Hack’n’Slay-Scharmützel gelegt sein sollte. Unglücklicherweise sind geneigte Schnetzel-Fans dabei jeweils auf einen Bildschirmausschnitt festgelegt, was gehörig nervt. Zudem ist man auch online auf den Bildschirm des Hosts angewiesen und kann damit quasi keine eigenständigen Ausflüge durch die schlauchlevelige Botanik machen – Square Enix, bitte nachbessern!
Fazit: "Dungeon Siege III" setzt alte Gewohnheiten fort, wohl um die Stammklientel nicht zu vergraulen. Technisch durchwachsen und allgemein etwas unausgegoren, serviert Square Enix Fantasy-Rollenspiel-Durchschnittskost, welche zwar zeitweilig mundet jedoch – zumindest was den Singleplayer-Part anbelangt – zu wenig für den Hack’n’Slay-Gaumen bietet, um richtig zu schmecken.
# # # Karl H. Stingeder # # #
Grafik: 7,0/10
Sound: 7,5/10
Steuerung: 8,0/10
Spielspaß: 6,0/10
Gesamt: 7/10
Entwickler: Obsidian Entertainment
Publisher: Square Enix