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Game-Review: Homefront (PC, Xbox 360, PS3; getestet für PC)

Schöne neue Welt: Im Jahr 2027 herrscht die Nordkoreanische Volksarmee über weite Teile der Vereinigten Staaten, doch wackere Patrioten stemmen sich gegen die Besatzer.

(C) Kaos Studios/Digital Extremes/THQ / Homefront / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIm Jahr 1984, während der ersten Amtszeit von US-Präsident Ronald Reagan, kam "Die rote Flut" (im Original "Red Dawn") in die Kinos. Angesiedelt in einer alternativen Welt der 1980er Jahre, entwarf es das Szenario einer Invasion der Vereinigten Staaten durch Streitkräfte der Sowjetunion und seiner lateinamerikanischen Verbündeten. Eine Schulklasse wird von angreifenden Fallschirmtruppen mitten im Unterricht überrascht. Einigen gelingt die Flucht in die Berge, wo sie die Widerstandsgruppe "Wolverines" gründen und einen Guerillakampf gegen die Angreifer wagen. Mit dem späteren "Dirty Dancing"-Traumpaar Patrick Swayze und Jennifer Grey sowie dem jungen Charlie Sheen in prominenten Rollen löste der Film heftige Kontroversen ob seines offen antikommunistischen Tons auf. In Deutschland sogar bis 2001 auf dem Index, gilt der Film ungeachtet seiner plumpen Umsetzung heute als eines der herausragenden Beispiele ideologischer Kriegsführung mit den Mitteln des Films in der Blütezeit des Wettrüstens.


Als Co-Autor und Regisseur (C) Kaos Studios/Digital Extremes/THQ / Homefront / Zum Vergrößern auf das Bild klickenfungierte damals John Milius, der fünf Jahre zuvor bereits an Francis Ford Coppolas Filmklassiker "Apocalypse Now" mitgearbeitet hatte. In Zusammenarbeit mit den Kaos Studios entwarf er das Konzept für "Homefront", das "Die rote Flut" als Vorlage allzu deutlich hervorschimmern lässt. Statt Truppen der längst untergegangenen UdSSR sind es diesmal Truppen der kommunistisch geführten Großkoreanischen Republik, die als Eroberer den Boden der USA betreten. Nach Kim Jong-Ils Tod 2012 beginnt sein Sohn Kim Jong-un eine offensive Politik Nordkoreas gegenüber seinen Nachbarn zu verfolgen, als deren erstes Opfer der demokratische Süden dem Land gewaltsam einverleibt wird. Neben Japan beugen sich in den nächsten Jahren mehrere südostasiatische Ländern der Aggression, sodass eine starke Machtbasis für den nächsten Coup geschaffen werden kann. Die bedingt durch einen Krieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran bedingte Ölknappheit führt die USA an den Rand des wirtschaftlichen Zusammenbruchs und lässt es derart geschwächt zurück, dass die Invasion der Nordkoreanischen Volksarmee (KVA) 2025 gelingt. Zwei Jahre später kontrollieren die Besatzer alle Staaten westlich des von ihnen absichtlich verseuchten Mississippi.


(C) Kaos Studios/Digital Extremes/THQ / Homefront / Zum Vergrößern auf das Bild klicken"Home is where the war is" lautet der Slogan, der sich gleich zu Beginn der Singeplayer-Kampagne bewahrheitet. In der Rolle des ehemaligen Armeepiloten Robert Jacobs wird der Spieler aus der kärglichen Wohnung gezerrt und in einen Bus verfrachtet. Während der Fahrt lässt sich das Terrorregime der Machthaber beobachten: Zivilisten werden abgeführt, geschlagen oder von Erschießungskommandos hingemetzelt. Starker Tobak, der nicht nur das Blut unschuldig Ermordeter an die Scheiben des Fahrzeugs spritzen und das Schlimmste befürchten lässt. Doch dann erfolgt ein Angriff durch Rebellen, die Jacobs ebenfalls für ihre Pläne rekrutieren wollen. Gemeinsam mit ihnen schlägt man sich, anfangs lediglich mit einer Pistole bewaffnet, durch die von den Kämpfen arg in Mitleidenschaft gezogenen Straßen von Montrose, Colorado. Das als sicher erachtete Versteck des Widerstands wird schließlich angegriffen und der im Kampf verletzte Anführer Boone Karlson ebenso wie mehrere Zivilisten massakriert. Ohne einen Rückzugsort müssen Jacobs und seine Mitstreiter Connor Morgan und Rianna sich den Truppen der KVA ebenso entgegenstellen wie Verrätern aus den eigenen Reihen. Das Ziel ihrer Operationen ist die Golden Gate Bridge in San Francisco, wo man sich mit Einheiten des US-Militärs treffen will.


Über Nutzen und (C) Kaos Studios/Digital Extremes/THQ / Homefront / Zum Vergrößern auf das Bild klickenNachteile der "Steam"-Plattform ist an anderer Stelle schon genügend geschrieben und gestritten worden, den Start in die Action von "Homefront" wird mit (im vorliegenden Fall) zwei Stunden dauernden Download von Spielinhalten ordentlich in den virtuellen Sand gesetzt. Wehe dem, der keine Breitbandverbindung sein Eigen nennt! Nach dieser unfreiwilligen Wartezeit verflüchtigt sich der anfängliche Frust mit der Singleplayer-Kampagne alsbald, da diese mit einer großartigen Atmosphäre punktet, die den Spieler sofort in den Bann schlägt, wenn auch von der Unreal 3-Engine grafisch eher unspektakulär unterstützt. Die eingangs erwähnten Gewaltszenen dürften von vielen Fans sicherlich kontrovers aufgenommen werden, doch der Höhepunkt wird eindeutig mit jener Szene erreicht, die in ein Konzentrationslager der KVA führt. Dort stapeln sich die toten Körper von Dutzenden Amerikanern, von einem Schaufelbagger in ausgehobene Gruben geworden. In einer solchen müssen sich Jacobs und seine KI-Kameraden schließlich unter Leichnamen verstecken, um den Blicken des Gegners zu entgehen. Abgesehen davon bietet der Singlemodus von "Homefront" abwechslungsreiche Missionen und erlaubt die Benützung eines Helikopters beim Schutz entführter Tanklaster sowie einer Bordkanone während des Showdowns. Am meisten Spaß macht jedoch der "Goliath", ein gepanzertes Fahrzeug der Rebellen, das mittels Zielanweisung gegen die KVA eingesetzt werden kann.


(C) Kaos Studios/Digital Extremes/THQ / Homefront / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie sieben Missionen der Singleplayer-Kampagne reichen leider nur für rund fünf Stunden Spielzeit aus, was angesichts der tollen Umsetzung mehr als bedauerlich ist. Abhilfe soll der Multiplayer-Modus schaffen, der als klares Herzstück des Spiels konzipiert ist. Und ausgerechnet hier offenbart "Homefront" viele Schwächen, angefangen von Problemen, Server zu finden und sich Partien anzuschließen. Sowohl bei der Anzahl der Maps als auch den spielbaren Modi haben die Programmierer geknausert, denn für die sechs Karten stehen nur Team Deathmatch und "Bodenkontrolle", bei der bestimmte Einsatzziele über zwei Ziele gehalten werden müssen, zur Verfügung. Beide Varianten verknüpft der "Battle Commander", bei dem den Spieler ein KI-gesteuerter Kommandant zugeteilt wird. Es können zwar Teams gebildet werden, ohne dass jedoch Sanitäter-Fähigkeiten vorhanden oder die Weitergabe von Munition möglich sind. Interessant sind die verteilten Kampfpunkte, die man für Kill-Serien oder die Einnahme von Einsatzzielen erhält und unmittelbar im Spiel zum Kauf von Aufrüstung verwenden kann – beziehungsweise muss, denn man kann Guthaben nicht in die nächste Partie mitnehmen. Ausgegeben werden können sie auch, um mit Panzern, Helikoptern oder Humvees Fahrzeugschlachten auszutragen. Leider machen sich hier auch Mängel in der Steuerung bemerkbar, wenn man sich beim Steuern des Humvees nicht umsehen kann, da das gute Teil sonst in der Außenansicht seine Richtung ändert.


Fazit: Dass gerade die im Mittelpunkt stehende Multiplayer-Kampagne so viele Probleme bereitet, ist ärgerlich und zeugt von verschenktem Potential. Potential, dass man womöglich in eine längere Einzelspieler-Kampagne investieren hätte können. Für "Homefront" gilt: Singleplayer hui, Multiplayer pfui.



# # # Andreas Grabenschweiger # # #



Grafik: 8/10
Sound: 7/10
Steuerung: 7/10
Spielspaß: 7/10
Gesamt: 7/10


Entwickler: Kaos Studios/Digital Extremes
Publisher: THQ





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