Der Name Chuck Dixon ist den meisten deutschsprachigen Comic-Fans, sofern sie ihrem liebsten Hobby auch schon in den 1990ern nachgingen, vor allem durch seine Arbeiten im Umfeld von Batman bekannt. Wer sich den gesamten, den Mitternachtsdetektiv betreffenden Output des Dino Verlags besorgt, wird darin einen guten Querschnitt über die Gotham-affinen Arbeiten des Amerikaners erhalten. Marvel-Fans dürfte der Mann hingegen vor allem durch seine Autorenschaft bei diversen Punisher-Titeln des besagten Jahrzehnts ein Begriff sein.
Nicht zufällig hängt der Aufstieg von Mr. Dixon mit dem Höhepunkt der "Grimm and gritty"-Welle in den Superhelden-Comics jener Zeit zusammen, denn für Antihelden und Charaktere, die gern mal etwas härter zugreifen, scheint er ein Herz zu haben. Ein frühes Beispiel dafür, das dank Cross Cult mehr als ein Vierteljahrhundert nach seiner ursprünglichen Veröffentlichung doch noch seinen Weg zu uns gefunden hat, ist "WinterWorld". 1987/88 bei Eclipse Comics erschienen, erzählt Dixon darin gemeinsam mit Zeichner Jorge Zaffino von einer mit Schnee und Eis bedeckten Welt.
Wärme ist ein Fremdwort in der unwirtlichen, weißen Wüste, durch die das Raubein Scully gemeinsam mit seinem treuen (und beißfreudigen) Dachs Rahrah pflügt, um Handel zu treiben. Bei einem schiefgegangenen Deal lernt er die junge Wynn kennen, die auf der Suche nach ihrem Volk ist und ihn fortan begleitet – auch in die Sklaverei in einem ehemaligen Stadion, das als riesiges Gewächshaus fungiert und beständig Nachschub an Arbeitskräften braucht. Und sich wunderbar dafür eignet, bei potenziellen Verbündeten Begehrlichkeiten zu wecken, wie der bald geflüchtete Scully herausfindet.
In "WinterSea", dem auch in den USA lange unveröffentlichten Sequel, setzen Scully und Wynn ihre Suche fort und folgen dabei den immer wieder in Richtung Süden vorbeidonnernden Flugzeugen. Tatsächlich entdecken sie nach drei langen Jahren Wanderschaft die Siedlung namens Erdenfeuer, deren Einwohner von einem aktiven Vulkan mit Wärme und Energie versorgt werden. Scully wähnt sich schon im langersehnten Paradies, doch Wynns Großvater, der hier das Sagen hat, will sich des ungebetenen Gastes schnellstmöglich entledigen.
Zugegeben, Chuck Dixons Werk erinnert zunächst an eine Eis-Variante von "Mad Max", punktet allerdings mit einem faszinierend unwirtlichen Setting und entsprechend gefühlskalten, abgestumpften Figuren, denen das eigene Überleben am wichtigsten ist. Das kantige, düstere Artwork des viel zu früh verstorbenen Jorge Zaffino fängt die stets lauernde Gefahr für Leib und Leben gekonnt ein und sorgt alles in allem dafür, ohne Zögern den "Klassiker"-Stempel zu zücken.