Der legendäre Orient-Express ist zur größten Gefahr der menschlichen Zivilisation geworden. An Bord lauert der Tod, denn die Passagiere werden von einer unbändigen Gier nach Fleischbetrieben getrieben – Menschenfleisch!
Gleich mit einer Doppelfolge beginnt die Russel & Brandon Company den Reboot der beliebten 1980er Jahre Horrorserie "Larry Brent". Doch anstatt mit der eigentlich ersten Folge der damaligen Romanreihe, "Das Grauen schleicht durch Bonards Haus" zu starten, entschied man sich für eine der wenigen Zombiegeschichten der Serie. Zusätzlich versah man diese mit einem neuen inhaltlichen Rahmen als Klammer und fügt eine zusätzliche Komponente hinzu, die es in sich hat. Nach einer kurzen Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse befindet sich der Hörer auch schon direkt im Mittelpunkt des Geschehens.
Durch die Obduktion des mutierten Gorillas und einiger Hinweise, die die PSA sammeln konnte wird klar, dass die Hintermänner, die den todbringenden Nekrovirus entwickelt haben, das Anwesen der Demseys lediglich als geeignete Lokalität für einen ersten Testlauf nutzten. Ihre wahren Ziele sind ungeheuerlich, das nächste Vorhaben scheint ein Treffen der EU-Staatschefs in Budapest zu betreffen. Um den Virus nach Ungarn zu schaffen, reisen die skrupellosen Wissenschaftler und der Earl of Gainsbourgh, der ebenfalls in die Vorgänge verwickelt ist, mit dem Orient-Express. Larry Brent und seinem Team gelingt es in letzter Minute ebenfalls an Bord des Zuges zu gelangen. Schnell stellt sich heraus: Die Täter dingfest zu machen, gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn der Earl und seine Komplizen schrecken vor nichts zurück und verwandeln den Luxuszug in einen rollenden Sarg.
Wie auch bei der
ersten Folge diente auch für den zweiten Teil ein Heftroman als Vorlage zum Hörspiel. Das Tempo zieht in dieser Episode deutlich an, die Actionanteile stehen deutlich im Vordergrund und machen "Zombies im Orient-Express" zu einer rasanten und vor allem kurzweiligen Angelegenheit. Allerdings wird der Spaß schnell getrübt, denn die Dialoge sind an mancher Stelle derartig daneben, dass es einen die Schuhe auszieht. Insbesondere gilt dies für das Gespräch zwischen Alisienne und einem Agenten des MI6. Was da für Sätze gewechselt werden, rollt einem die Fußnägel auf.
Deutlich zugelegt hat auch der Gore-Anteil. Es wird lustig gemordet und verstümmelt, dass es eine wahre Freude ist und der eine oder andere Kopf rollt durch das Abteil. Dazu muss aber gesagt werden, dass diese Splattereinlagen hier nicht deplatziert wirken. In "Zombies im Orient-Express" führt Simeon Hrissomallis eine Metaebene ein und verknüpft das von ihm mit konzipierte Universum der "Faith"-Serie auf geschickte Art und Weise mit dem der PSA David Galluns. Auch der kurze Rückblick auf Larry Brents Rekrutierung durch die Behörde weiß zu überzeugen.
Effekte und musikalische Untermalung sind wie bereits im Erstling erstklassig und sorgen für ein Feuerwerk für die Ohren. Die Sprecher sind ebenfalls allesamt im grünen Bereich, allerdings bleibt abzuwarten, ob David Nathan wirklich die neue Idealbesetzung für Iwan Kunaritschew ist, hier gelingt es ihm jedenfalls nicht über die volle Distanz zu überzeugen.
Zusammengenommen kann der erste Zweiteiler der "neuen" Brent-Serie auf jeden Fall punkten, dringenden Nachholbedarf ist allerdings bei der Ausarbeitung der Dialoge vonnöten, denn die sind, wie bei einigen der "Faith"-Hörspiele auch, die Achillesferse der R & B Company. Nicht jeder Hörer fühlt sich von derartigen Wortwechseln angesprochen! "Larry Brent" gibt seinen Einstand im gehobenen Mittelfeld im inflationär wachsenden Horrorgenre. Qualität und Veröffentlichungsrhythmus werden über den weiteren Werdegang der Serie entscheiden.
# # # Oliver Fleischer # # #
Publisher: R & B Company/Alive