Eine gigantische Katastrophe stürzt einen ganzen Kontinent ins Chaos. Mark Brandis und sein Team eilen den verzweifelten Menschen zu Hilfe.
Die Zahl an Science-Fiction-Hörspielen im deutschen Sprachraum ist doch sehr überschaubar. Noch geringer wird sie, wenn man nach hochwertigen Produktionen Ausschau hält, die auch inhaltlich mehr zu bieten haben als die häufig bemühten bösartigen Aliens, die die Erde vernichten wollen. Eine dieser wohltuenden Ausnahmen ist die Serie "Mark Brandis", die auf den Romanen von Nikolai von Michalewsky basieren. Gerade die Doppelfolge 17 und 18 regen mehr als nur einmal zum Nachdenken an, denn das hier thematisierte Szenario mit all seinen Auswirkungen mutet doch sehr realistisch an und man wähnt sich nach nur wenigen Sekunden in der Zukunft. Gerade hier liegt eine der absoluten Stärken der Serie um den titelgebenden Raumpiloten Mark Brandis. Der Verzicht auf außerirdische Protagonisten hin zu einer Konzentration auf die hausgemachten Probleme der Menschheit macht "Mark Brandis" zu einer verdammt spannenden Angelegenheit.
In Ostafrika bricht nach über 400 Jahren ein bis dato als erloschen geglaubter Vulkan erneut aus und stürzt den gesamten Kontinent ins Chaos. Als wäre das nicht schrecklich genug, kommt noch erschwerend hinzu, dass in der Vergangenheit hoch radioaktiver Atommüll im Krater gelagert wurde. Die aufsteigende Aschewolke ist kontaminiert und verbreitet sich über den afrikanischen Kontinent. Nicht nur einmal fühlt man sich hier an das Unglück im Atomreaktor von Fukushima erinnert, zwar sind die Ereignisse nicht identisch, doch es gibt erschreckende Parallelen: Millionen von Flüchtlingen, die versorgt werden müssen, Kämpfe zwischen verschiedenen Ethnien, dazu ein mächtiger Feind, der sich die Notlage zunutze machen möchte und eine Regierung die auch vor der Selektion der Flüchtlinge keinen Halt macht. Wenn man das so hört, bekommt der Hörer nicht selten den Eindruck, eine aktuelle Nachrichtensendung zu verfolgen.
"Alar
m für die Erde" ist intelligente Science-Fiction-Unterhaltung, die es schafft, den Hörer zu fesseln ohne dabei den Kopf auszuschalten. Ein Umstand, den sicherlich nur sehr wenige kommerzielle Hörspielproduktionen auf dem Habenkonto verbuchen können. Ein guter inhaltlicher Ansatz kann allerdings durch eine schwache Produktion oder nur unzulängliche Sprecherleistungen torpediert werden und an Stärke verlieren. Bei dieser Doppelfolge stehen derartige Sorgen nie zur Diskussion, denn sowohl die Produktion als auch die für ihre Rollen ausgewählten Stimmen sind hervorragend. Die Geräuschkulisse ist immer passend gewählt und schafft es mühelos, die Szenen des Hörspiels lebendig werden zu lassen, egal ob überfülltes Flüchtlingslager, die Enge eines unter Beschuss stehenden Raumschiffs oder der Marsch durch den Dschungel. Bei einem Szenario, das eine gigantische Katastrophe zum Inhalt hat, ist es sicherlich nicht unwichtig, die Emotionen der Menschen zum Ausdruck zu bringen, die alles daransetzen so viele Menschenleben wie nur möglich zu retten und dabei immer wieder von anderen behindert werden.
Hier kann man den Sprechern nur gratulieren, ihnen gelingt es immer wieder, den richtigen Ton zu treffen um die Gefühle der Figuren zu transportieren. Besonders deutlich wird dies im inneren Konflikt von Mark Brandis, den Michael Lott sehr gelungen zum Ausdruck bringt. Dem Produktionsteam gelingt hier das, was für ein solches Thema unerlässlich ist, es vermittelt Glaubwürdigkeit, auch wenn es sich um ein Science-Fiction-Hörspiel handelt. Es bleibt zu hoffen, dass Folgenreich noch viele Romane dieser intelligenten Buchreihe als Hörspiel veröffentlichen wird. Konkurrenz braucht "Mark Brandis" derzeit nicht zu fürchten, wenn man sich inhaltlich und produktionstechnisch auf einem derartig hohen Niveau bewegt. Intelligente Unterhaltung im oft belanglosen Einerlei.
# # # Oliver Fleischer # # #
Publisher: Folgenreich/Universal Music