Reale werdende Träume oder alptraumhafte Realität? Ist Jays Mutter tatsächlich das Opfer eines Nachtmahrs oder Opfer ihrer eigenen Fantasie?
Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk läuft mittlerweile der Veröffentlichungsrhythmus der "Point Whitmark"-Folgen. Noch erfreulicher als die kontinuierliche Veröffentlichung neuer Folgen ist jedoch das konstant hohe Niveau der erzählten Geschichten. Seit dem Wechsel zu Sony erscheint hier alles viel homogener und wie aus einem Guss, ohne dabei innovative, inhaltliche Neuerungen auszuklammern.
Jays Mutter erscheint in den letzten Tagen auffallend geistesabwesend und reizbar. Der alleinige Auslöser dürfte jedoch nicht bloß ein besonders anspruchsvoller Fall für ihre Anwaltskanzlei zu sein, sondern ist außerdem der Tatsache geschuldet, das sie kaum noch Schlaf findet. Scheinbar wird sie nachts das Opfer eines Nachtmahrs, einer dämonischen Kreatur, die ihre Opfer anfällt und sich auf deren Brust niederlässt, um ihnen den Atem zu rauben.
Doch das Auftauchen übersinnlicher Phänomene ist nicht das einzige Problem für Jay und seine Mutter. Überraschend kommt die Kronzeugin von Mrs. Lawrence bei einem Verkehrsunfall ums Leben und Jay sieht sich mit einem äußerst unangenehmen neuen Verehrer seiner Mutter konfrontiert. Zu allem Überfluss scheinen die Heimsuchungen seiner Mutter an Intensität zuzunehmen. Eines Nachts überschlagen sich die Ereignisse und Jay und seine Mutter sind wie vom Erdboden verschwunden.
Tom und Derek verlieren keine Zeit und setzen alles daran in Erfahrung zu bringen, was ihrem Freund zugestoßen ist. Ehe sich die Jungen "vom Sender, der heißt wie die Stadt" versehen, befinden sie sich auch schon mitten in einem der gefährlichsten Abenteuer ihrer Detektivkarriere. Wie schon einige Folgen zuvor wird auch diesmal das Figurenensemble der Serie erweitert. So gelingt es neue Themen einfließen zu lassen, ohne dabei aufgesetzt oder unglaubwürdig zu erscheinen. Beim aktuellen Fall geschieht dies durch die Einführung von Jays Mutter, die als Anwältin für eine größere Kanzlei tätig ist.
Durch das Auftauchen dieses neuen Charakters im "Point Whitmark"-Universum führt es die Juniordetektive der Ostküste direkt zu ihrem wohl bisher größten Fall. An so mancher Stelle erinnert die Geschichte an einen temporeichen Thriller mit übernatürlichen Einsprengseln, was jedoch zu keiner Zeit überzogen wirkt. Der typische "Point Whitmark"-Humor kommt ebenfalls zum Zug und sorgt für das ein oder andere Schmunzeln.
Bereits mehrmals in der Vergangenheit gelang es der Serie ein unheimliches Flair zu verströmen, da eine ganz eigene Stimmung aufgebaut wurde, was nur wenigen Hörspielen gelingt. Die 36. Ausgabe von Point Whitmark ist wieder eine solche Produktion. Wird bereits durch den Inhalt für eine mysteriöse Stimmung gesorgt, so tun die eingesetzten unwirklichen und angsteinflößenden Musikcollagen ihr Übriges dazu. Musik und Inhalt greifen hier gekonnt ineinander und erschaffen einen stimmigen Gesamteindruck. Hier zeigt sich, dass Inhalt und Musik zusammen mehr sein können als die Summe ihrer Teilchen. Die Geräusche sind wie immer gut platziert und liefern zusammen mit repetitiv eingesetzten Sounds eben jene Stimmung, die diese Serie auszeichnet.
Die Sprecher sind wieder hörbar mit Spaß bei der Sache und leisten ihren Beitrag für eine weitere gute Folge. Hervorgehoben sei an dieser Stelle die Arbeit von Bert Stevens, der den schleimigen und unsympathischen Maurice Micklewhite wirklich großartig in Szene setzt. Was soll man an dieser Stelle noch groß an Worten verlieren? "Point Whitmark" ist und bleibt die zurzeit inhaltlich als auch produktionstechnisch stärkste Serie im Genre des Jugendkrimis. Hier kann man bedenkenlos zugreifen!
# # # Oliver Fleischer # # #
Publisher: Decision Products/Sony Music