Fernab von schwülstigem Kitsch legt auch die Blutsauger-Fraktion einen gelungenen Start im neuen DC-Universum hin.
Welch Qualen mussten Vampirfans in den letzten Jahren doch durchmachen: Da gelingt es Innovatoren wie Steve Niles ("30 Days of Night") und Joss Whedon ("Buffy – The Vampire Slayer"), die Kinder von Dracula wieder salonfähig zu machen, und dann schieben Machwerke wie "Twilight" und Konsorten sie in eine vor Kitsch triefende Ecke, in der bevorzugt herumgeschmust, gejammert oder Rotwein getrunken wird. Von solchen tatsächlich gruseligen Abarten des Genres ist "Ich, der Vampir" zum Glück meilenweit entfernt.
Die im Original "I, Vampire" betitelte Serie ist Teil der dunklen Schiene von DCs "New 52", in der sich auch die Preziosen
"Animal Man", "Swamp Thing" und
"Justice League Dark" tummeln. Wie wir am Ende dieses Bands sehen, bestehen mit diesen Titeln auch enge storytechnische Verknüpfungen. Zunächst jedoch gibt es ein Wiedersehen mit Andrew Bennett, der von Jean Marc deMatteis und Tom Sutton in den 1980ern für die Anthologie "House of Mystery" geschaffen wurde.
In dieser neuen Fassung hat der Vampir einige hundert Jahre auf dem Buckel, trotzdem noch jungendliches Aussehen und steht im ständigen Kampf gegen seine Artgenossen – pikanterweise wird eine Armee von Blutsaugern ausgerechnet von seiner Exfreundin Mary (alias die Blutkönigin) angeführt. Als in mehreren Städten gleichzeitig Menschen angegriffen werden, ruft das neben Andrew auch John "Hellblazer" Constantine und Batman auf den Plan.
Autor Joshua Hale Fialkov versteht es, einen schmackhaften Mix zuzubereiten, der den Spagat schaffen dürfte, es sowohl den Anhängern klassischer Vampirmythen als auch Freunden der Spandexfraktion rechtzumachen. Abseits der grundlegenden Prämisse, nämlich der Versuch der Overvampirin, die Herrschaft über die Menschen zu erringen, die nichts weltbewegend Neues oder Innovatives ist, sind es die toll geschriebenen Charaktere und deren Umgang miteinander, die den Reiz von "Ich, der Vampir" ausmachen.
Es wird sich zeigen, ob Fialkov diese Stärke auch bei den nachfolgenden Storys ausspielen kann und gleichzeitig das noch etwas dürre Handlungsgerüst zu stabilisiert. Die Gastauftritte von John Constantine und Batman fügen sich jedenfalls hervorragend ein und machen Lust auf das angekündigte Crossover mit der nicht minder empfehlenswerten "Justice League Dark". Sehr stimmungsvoll gezeichnet vom italienischen Newcomer Andrea Sorrentino ist "Tainted Love" ein weiterer verheißungsvoller Auftakt aus der dunklen Ecke des DC-Universums.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
Publisher: Panini Comics