KEVIN DEVINES Ausflug in die Majorgefilde dauerte nur vier Monate, bis er in die Mühlen der Sony Corporation geriet und irgendein Buchhalter in einem schlichten Büro eines Wolkenkratzers beschloss: Einen wie diesen rothaarigen Barden brauchen wir doch gar nicht. Wahrscheinlich war es der Firma nicht gelungen, seine Musik im Soundtrack von „Grey`s Anatomy“ oder „Sex In The City“ zu positionieren oder ihn irgendwie sonst ins Fahrwasser von DEATH CAB FOR CUTIE zu drücken. Mit dem Latein, wie mit so einem Künstler zu verfahren sei, war man so oder so sehr schnell am Ende. Vielleicht merkte man auch irgendwann, dass KEVINs vermeintlich liebe Indie-Geplänkel bei genauerer Betrachtung auf die Texte eines hochgradig belesenen Kopfes beruhen und voll sind mit gesellschaftskritischer Hähme. Gut also, dass KEVIN nun wieder sein eigener Herr ist, der in den USA auf dem Label der Manchester Orchestra Jungs und hierzulande bei den Hamburger Artic Rodeo Burschen einen neuen Labelhafen gefunden hat, der ihm viel besser zu Gesicht steht. Ebenso wie die Reife, die „Brother`s Blood“ in jeder Sekunde umweht. Unnachahmlich thront weiterhin die schrille Stimme des Songwriters über allen Songs, die selten weniger als drei Deutungen zulassen und an Grandiosität in diesem Jahr von nur wenigen Alben übertroffen werden. Was dem Greenwich Village sein RYAN ADAMS, ist Brooklyn sein KEVIN DEVINE. www.kevindevine.com Mirko Gläser